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„Schnell ein Tor schießen, dann ab nach Hause“

Pierre Littbarski über sein einziges Spiel als Köln-Profi gegen die Wölfe.

Der ehemalige Profi-Fußballer Pierre Littbarski im Trikot des 1. FC Köln.

Er hat 630 Pflichtspiele bestritten, spielte drei Welt- sowie zwei Europameisterschaften und schoss im legendären Pokalfinale 1983 im Trikot des 1. FC Köln gegen den Stadtrivalen Fortuna das einzige Tor. In Wolfsburg aber stand Pierre Littbarski zu aktiven Zeiten nur ein einziges Mal auf dem Platz, und zwar zufällig im ersten Pflichtspielduell beider Teams überhaupt. Wie er sein Gastspiel mit den Geißböcken im Sommer 1990 als frisch gebackener Weltmeister am Elsterweg erlebt hat, daran erinnert sich der VfL-Repräsentant und Markenbotschafter (61) in der aktuellen „Unter Wölfen kompakt“-Ausgabe im Interview. 

Pierre Littbarski, Sie haben in Ihrer Karriere genauso viele Pflichtspiele gegen Fortuna Köln wie gegen den VfL Wolfsburg bestritten. Welche Erinnerung ist intensiver?

Pierre Littbarski: (lacht) Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das Pokalfinale gegen Fortuna Köln da etwas deutlicher vor Augen. Allerdings soll das die Erinnerung an Wolfsburg natürlich nicht schmälern. Ich hätte übrigens gar nicht gedacht, dass ich nur ein einziges Mal am Elsterweg gewesen bin. Aber umso besser: Dann liegt meine Erfolgsquote ja bei 100 Prozent.

Der Wettbewerb war immerhin der gleiche. Ihr einziges Spiel gegen die Wölfe fand am 4. August 1990 im VfL-Stadion statt: in der ersten Runde des DFB-Pokals. Wie präsent ist das noch?

Littbarski: Im Stadion war es unheimlich stimmungsvoll, das weiß ich noch genau. Den Fotos nach zu urteilen, muss es auch recht warm gewesen sein. Bestimmt habe ich deshalb kein Tor geschossen, denn das war sicher zu anstrengend für mich. Wenn ich sehe, dass Hansi Flick getroffen hat, dann muss es aber ein besonderer Tag gewesen sein. Denn das kam nicht sehr häufig vor.

Köln kam als Vize-Meister zum Vorjahresvierten der Amateur-Oberliga Nord. Wie ist man als FC-Spieler im Jahr 1990 an die Aufgabe VfL Wolfsburg herangegangen?

Littbarski: Wir haben das als Pflichtaufgabe angesehen, verbunden natürlich mit der Gefahr, sich zu blamieren. Wir dachten: Das wird wieder so ein nerviges Pokalspiel, das für den Gegner das Spiel des Lebens bedeutet. Lasst uns schnell ein Tor schießen, und dann ab nach Hause.


Der Plan scheint aufgegangen zu sein. Eine Überraschung lag offenbar zu keiner Zeit in der Luft. Köln siegte klar mit 6:1.

Littbarski: Stimmt, dank unserer zwei zuverlässigen Torjäger Frank Ordenewitz und Falko Götz haben wir das schnell geregelt. Es lief genau, wie man es sich als Favorit in solch einem Spiel wünscht. Was aber nicht bedeuten muss, dass die Wölfe sich nicht teuer verkauft hätten. Mit Hansi Flick, Alfons Higl oder auch Frank Greiner hatten wir einfach auch viele gute Arbeiter im Team. Hacke, Spitze, eins, zwei, drei – sowas war mit denen gar nicht zu machen. 

Wenn man auf das Datum schaut, fällt auf: Es war Ihr erstes Pflichtspiel nach dem WM-Titel. Haben Sie das rund ums Spiel zu spüren bekommen?

Littbarski: Zumindest wurden wir nicht ausgebuht oder haben auf dem Platz besonders auf die Socken bekommen, das wüsste ich noch. Die WM ist in meinem Kopf aber damals schon vorbei gewesen. Nur war ich vom Turnier noch ziemlich lädiert und hatte große Knieprobleme. Kurz nach diesem Pokalspiel muss ich mich dann auch verletzt haben. Viele Glanzpunkte habe ich deshalb an dem Tag sicher nicht gesetzt. 

Wenn heutzutage Wolf und Geißbock aufeinandertreffen, was macht das dann mit Ihnen?

Littbarski: Ich gönne den Kölnern, dass sie ordentlich dastehen. Aber nach elf Jahren in Wolfsburg liegt mir unser Klub deutlich mehr am Herzen. Von daher gibt es da keine falschen Liebeserklärungen: Fußball ist ein Tagesgeschäft, und wir brauchen die drei Punkte.  

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