Männer

„Jeden Tag weiterentwickeln“

VfL-Mittelfeldspieler Mattias Svanberg im Interview vor dem Auswärtsspiel in Gladbach.

Ein Dreivierteljahr ist Mattias Svanberg nun bei den Wölfen. Der 24-jährige Schwede, der nach vier Jahren beim FC Bologna in der Sommerpause zum VfL wechselte, brauchte keine große Anlaufzeit, um sich mit Kampfstärke, Klarheit im Spiel und großer Mannschaftsdienlichkeit trotz starker Konkurrenz im Mittelfeld regelmäßige Einsätze zu erarbeiten. Dass dem aus einer sportbegeisternden Familie stammenden Malmöer ausgerechnet beim Pokalsieg in Braunschweig sein erster Treffer im grün-weißen Trikot gelingen sollte, sicherte ihm bereits einen besonderen Stellenwert bei den VfL-Anhängern. Im Interview vor dem morgigen Gladbach-Spiel spricht Svanberg nicht nur über diesen und andere außergewöhnliche Momente, sondern ebenso über seine Liebe zum Eishockey, seine sportlichen Ziele mit Klub und Nationalmannschaft, die vergangene Augsburg-Partie und natürlich über das bevorstehende Duell mit den Fohlen.

Mattias Svanberg, wie wohl fühlst du dich nach knapp neun Monaten in Wolfsburg? Die Zeit im Hotel ist passé, oder?

Mattias Svanberg: Ja, zurzeit ist alles in bester Ordnung. Denn wir haben inzwischen ein Haus gefunden, meine Freundin ist bei mir. Wir beginnen, uns immer heimischer zu fühlen. Das ist eine wirklich schöne Wohnsituation, viel besser als im Hotel.

Wie zufrieden bist du mit deiner sportlichen Entwicklung beim VfL? 

Mattias: Sehr zufrieden. Ich fühle mich im Verein sehr wohl. Es gibt eine Menge guter Kollegen – ob nun Mitspieler, Staff-Mitglieder oder auch Mitarbeiter. Zudem kann ich mich hier jeden Tag weiterentwickeln. Das ist ein gutes Gefühl.

Du stammst aus einer sportbegeisterten Familie: Dein Vater war Eishockey-Profi, deine Mutter Leichtathletin, deine Freundin Alice Magnusson war auch schon vier Jahre mit dir in beim FC Bologna und hat dort ebenfalls Fußball gespielt. Hat sie schon einen neuen Klub gefunden?

Mattias: Momentan noch nicht, sie hat eine Pause eingelegt. Es gab einfach viele Dinge rund um den Umzug zu tun. Aber wer weiß, vielleicht wird das in der Zukunft für sie wieder ein Thema werden. Immerhin spielen wir ab und zu noch gemeinsam im Garten, was schön ist.

Dein Vater war Eishockey-Profi, unter anderem Ende der 90er bei den Kassel Huskies. Wie gut spielst du selbst Eishockey?

Mattias: Ich war tatsächlich ziemlich gut. Bis ich 14 Jahre alt war, habe ich Eishockey gespielt. Ich bin also mit mehreren Sportarten aufgewachsen: Eishockey und Fußball – und zwischendurch auch mal Leichtathletik. Ich habe also insgesamt viel Sport gemacht. Auch wenn ich ohnehin immer geglaubt habe, dass ich mit dem Fußball weitermachen würde, habe ich mit 14 dann die endgültige Entscheidung getroffen, mich nur noch darauf zu fokussieren. Momentan stehe ich daher vielleicht noch einmal im Jahr auf dem Eis. Besser werde ich da also nicht (lacht). Aber es macht mir natürlich großen Spaß, wenn sich die Möglichkeit dann doch mal ergibt.

Bei den Wölfen herrscht ein enger Konkurrenzkampf im Mittelfeld um die Doppel-Acht, unter anderem mit Yannick Gerhardt und Felix Nmecha. Pusht diese Situation dich besonders?

Mattias: Ich glaube, dass der Konkurrenzkampf sehr gut ist, insbesondere natürlich für die Mannschaft. Wir haben einige Spieler, die dort einsetzbar sind – und als Spieler willst du immer spielen. So muss man in jedem Training und in jedem Spiel immer das Beste geben. Das ist letztlich nicht nur für das Team perfekt, sondern auch für mich selbst. So bleibe ich immer fokussiert und ehrgeizig – und genau das braucht es. Es könnte also nicht besser sein.

Jörg Schmadtke sagte einst über dich: „Er ist kein Playstation-Spieler mit doppeltem Salto und Pirouette“ und lobte deine Klarheit auf dem Platz. „Er bringt eine enorme Körperlichkeit rein, ist ein sehr aufmerksamer Fußballer, mit guten Ideen, die auch umsetzbar sind." Ist das eine gute Beschreibung deines Spielstils?

Mattias: Ja, ich denke schon. Genau wie er sagt, bin ich nicht derjenige, der  unnötige Dribblings versucht oder ausgefallene Tricks macht. Ich mag es eher direkter. Natürlich könnte ich auch mit dem Ball dribbeln, aber meine Überlegung ist eher, die beste Option für ein Zuspiel zu demjenigen zu wählen, der sich in einer besseren Position befindet. Das ist die Art, Fußball zu spielen, die ich mag. Natürlich bietet sich manchmal auch der riskantere Pass an – das hängt immer von der Situation ab.

Wir sollten den Mut haben, unser Spiel durchzuziehen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, in unsere Stärken zu vertrauen und guten Fußball zu spielen. Am besten ist es, wenn wir einfach rausgehen, unseren Plan verfolgen und nicht zu sehr nachdenken.
Mattias Svanberg

Gibt es im Team Mitspieler, mit denen du dich besonders gut verstehst? Mit denen du auch privat viele Dinge machst? 

Mattias: Ich habe zu den meisten der Jungs ein gutes Verhältnis, besonders aber zu denen, die etwa in meinem Alter sind wie zum Beispiel Felix Nmecha und Jonas Wind, mit dem ich als Schwede ja fast dieselbe Sprache teile, was natürlich auch schön ist. Ich habe also eine Menge Freunde im Team, aber Felix ist einer von denen, mit dem ich am meisten unternehme – was vielleicht ein wenig seltsam scheint angesichts der Positionsthematik, über die wir gesprochen haben. Aber so ist es eben: Wenn man wirklich gut miteinander auskommt, spielt das keine Rolle.

Hast du sportliche Vorbilder?

Mattias: Ja, als Jugendlicher habe ich Zlatan Ibrahimovic verehrt, weil er der größte und beste Spieler in Schweden war und auch noch aus derselben Stadt wie ich stammt, Malmö. So lag es auf der Hand, dass er mein Vorbild war. Und es ist echt großartig, dass ich einen Spieler 15 Jahre vorher als Idol hatte und dann die Gelegenheit bekam, gemeinsam mit ihm zu spielen. 

Hast du dir persönliche Saisonziele gesetzt? 

Mattias: Nicht wirklich persönliche Ziele. Ich möchte in dieser Saison einfach so viel wie möglich spielen, Tore und Assists verzeichnen und der Mannschaft damit helfen zu gewinnen. 

Was sind nach dem WM-Play-off-Aus gegen Polen deine Ziele mit der Nationalmannschaft?

Mattias: Natürlich wollen wir uns für die Euro im nächsten Jahr qualifizieren, das ist das einzige Ziel. Dafür werden wir kämpfen. Der Start in die Qualifikation war okay. Wir hatten ein schwieriges Spiel gegen Belgien, von dem wir wussten, dass es hart wird. Das haben wir 0:3 verloren und ich denke, sie waren das bessere Team. Beim folgenden 5:0 gegen Aserbaidschan haben wir verdient gewonnen, auch wenn wir nicht unser bestes Spiel abgeliefert haben. Aber wir wissen, dass wir auch eine gute Mannschaft haben und sind für die Zukunft positiv gestimmt.

Ein Blick zurück: Mit dem Pokaltor gegen Braunschweig im vergangenen Oktober hast du dich tief in die Herzen der VfL-Fans geschossen. Ist das bis heute ein besonderer Moment für dich?

Mattias: Ja, klar. Es war mein erstes Tor für den VfL, so etwas ist ohnehin immer etwas Besonderes. Und dazu war es natürlich ein ganz spezielles Spiel. Ich wusste von der außergewöhnlichen Rivalität mit Braunschweig, zwei Tage vor der Partie hatten wir noch ein Gespräch mit den Fans, in dem sie uns gesagt haben, dass es das wichtigste Spiel seit fünf Jahren sei. Daher war es natürlich besonders schön, dem Team mit meinem Tor zum Sieg zu verhelfen.

Was war für dich dein bislang bestes Spiel für die Wölfe? 

Mattias: Sicherlich das Spiel bei Hertha, das wir 5:0 gewonnen haben. Da sind mir ein Treffer und mehrere Assists gelungen.

War der jüngste Punkt gegen Augsburg am Ende angesichts des Ausgleichs in der Nachspielzeit eher ein gewonnener oder waren es angesichts der vielen vergebenen Chancen eher zwei verlorene Punkte?

Mattias: In der Tat müssen wir ehrlich sein, dass wir mit dem späten Punktgewinn gut leben können, wir lagen schließlich lange Zeit 0:2 hinten. Dass es uns gelungen ist, dann noch den späten Ausgleich zu erzielen, war natürlich sehr gut. Aber natürlich haben wir vorher auch eine ganze Menge Möglichkeiten liegen lassen. Um ein Spiel zu gewinnen, muss man diese Chancen dann aber eben auch nutzen. Wir müssen uns also selbst die Schuld geben. 

Nun geht es zu Borussia M`gladbach. Wie schätzt du Gladbach ein? Was ist drin bei den Fohlen? Wie wichtig wäre es zu punkten? 

Mattias: Wir wissen, dass das eine sehr starke Mannschaft ist. Gladbach spielt guten Fußball und hat qualitativ hochwertige Spieler in seinen Reihen. Es wird sicherlich ein schwieriges Spiel, zumal wir in einer sehr wichtigen Phase der Saison sind und wir alle wissen, wie wichtig ein gutes Resultat ist. Auch aufgrund des letzten Spiels, in dem wir gut gespielt haben, aber unsere Chancen eben nicht genutzt haben, wollen wir jetzt unbedingt gewinnen.

Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

Mattias: Wir sollten den Mut haben, unser Spiel durchzuziehen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, in unsere Stärken zu vertrauen und guten Fußball zu spielen. Am besten ist es, wenn wir einfach rausgehen, unseren Plan verfolgen und nicht zu sehr nachdenken.

Wölfe TV: „What`s Up” mit Mattias Svanberg

Matchcenter: Alle Infos zur Partie der Wölfe