Soziales

„Ich kann allen Unterstützern nur danken“

Josuha Guilavogui auf Ortsbesuch seines entstehenden Waisenhauses in Conakry / Eröffnung im Sommer.

Wenn in der Bundesliga der Spielbetrieb ruht, dann bricht für Josuha Guilavogui stets die Zeit an für sein Herzensprojekt. So auch in dieser Winterpause wieder. Noch ehe er sich in die ohnehin kurze Weihnachtsruhe zurückzog, reiste der VfL-Mittelfeldspieler in der vergangenen Woche nach Guinea, wo er sich seit gut zwei Jahren auf beachtliche Weise sozial engagiert. Seit Oktober 2019 betreibt Guilavogui im westafrikanischen Land ein Waisenhaus. Dass es den Franzosen nun immer wieder dorthin zieht, liegt nicht nur daran, dass es ihm wichtig ist, mit den Kindern seiner Einrichtung Zeit zu verbringen. Er weitet das Projekt auch aktuell aus, in dem er in ein neues, eigenes Waisenhaus mit angeschlossener Schule bauen lässt. Der Umzug aus dem Mietshaus in die neue Heimat ist für den kommenden Sommer geplant.

Als Bauherr und Spielgefährte gefragt

„Es hat länger gedauert als geplant, weil es in Afrika nicht so einfach ist, ein Grundstück zu kaufen“, berichtet der 31-Jährige. Inzwischen ist er mit dem Baufortschritt der beiden Gebäude, die seit Mai im Entstehen sind, aber hochzufrieden. „Das erste Haus ist zu 80 Prozent fertig, das andere etwa zur Hälfte. Wir haben großes Glück mit unserem Bautrupp, die Leute arbeiten fast rund um die Uhr.“ Angesiedelt ist das neue Waisenhaus in einem anderen Teil der Hauptstadt Conakry, vom Mietobjekt liegt es etwa 30 Kilometer entfernt. „Das klingt nicht weit, bedeutet aber beachtliche Wege, weil die Infrastruktur hier eine andere ist“, erklärt Guilavogui. In seinen fünf Tagen vor Ort war er deshalb auch ständig unterwegs, als Projektverantwortlicher hatte er wie üblich eine Menge zu erledigen, zu organisieren und zu entscheiden. „Der erste Tag ist immer der Papiere-Tag, da komme ich zu kaum etwas anderem. Aber neben Behörden, Banken und Baustelle muss immer auch Zeit bleiben, um die Kinder zu treffen. Mich mit ihnen zu beschäftigen, zu spielen oder schwimmen zu gehen, das ist mir wichtig.“

Vorfreude auf den Umzug

Aktuell sind es 14 Kinder, die sich in der Obhut des Waisenhauses befinden. Das jüngste ist fünf, das älteste acht Jahre alt. Die neue Einrichtung auf dem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück wird nicht nur moderner sein, es wird auch nach Geschlechtern getrennte Schlafräume geben und insgesamt mehr Platz. Zur dann angeschlossenen Schule zählt außerdem bald auch ein Fußballfeld. „Die Kinder wissen bereits, dass sie umziehen werden und freuen sich sehr darauf“, weiß Guilavogui, der dieses Mal zusammen mit seinem Vater, zwei Onkeln und zwei Cousins angereist ist. Guinea ist das Land, in dem die Wurzeln seiner Eltern liegen. „Meine Familie ist mir eine riesige Hilfe, aber auch vom Verein bekomme ich große Unterstützung. Unser Zeugwart zum Beispiel hat mir richtig viel Kleidung mitgegeben. Der VfL Wolfsburg ist hier sowieso sehr bekannt, und nun sieht man hier in meinem Dorf auch viele Kinder in grün-weißer Trainingskleidung spielen. Das ist einfach toll.“

Eigene Stiftung soll finanzielle Zukunft sichern

Im kommenden Sommer soll alles fertig sein. Dass er bald nach Saisonschluss wieder im Flieger sitzt, steht für die Nummer 23 der Wölfe lange fest. Und Guilavogui denkt schon wesentlich weiter. „Ich spüre hier eine große Verantwortung, die Kinder nennen mich sogar ‚Papa‘. Da reicht es mir nicht, einmal vor Weihnachten und einmal im Sommer zu kommen. Wenn es irgendwann die Zeit erlaubt, bin ich deshalb mit Sicherheit häufiger hier.“ Die Kosten für den Aufbau des Projekts hat er alle selbst getragen. Langfristig sollen Conakrys Waisenkinder aber auch unabhängig von ihm ein Zuhause haben. „Wenn ich kein Fußballprofi mehr bin und eines Tages auch gar nicht mehr lebe, dann soll es hier trotzdem weitergehen. Das ist mein großer Wunsch“, sagt Guilavogui und hat aus diesem Grund bereits vorgesorgt. Nämlich in Form einer eigenen Stiftung, mit deren Hilfe die Betriebskosten des Waisenhauses zukünftig gedeckt werden sollen. Die Josuha Guilavogui Foundation soll Anfang 2022 aktiv werden. „Allen, die beim Aufbau mitgeholfen haben, kann ich nur ausdrücklich danken. Und genauso natürlich jedem, der das Waisenhaus in Zukunft mit einer Spende unterstützt. Wer sieht, wie die Kinder hier aufblühen und sich weiterentwickeln, der weiß, dass er damit etwas richtig Gutes tut.“