Männer

„Ich denke noch sehr oft daran“

Interview mit Ex-Wolf Dorinel Munteanu über alte Zeiten und die aktuelle EM.

So viele Grün-Weiße wie noch nie sind bei der Europameisterschaft 2024 an den Start gegangen. Im auslaufenden alten Jahrtausend, als sich der allererste Wolf zu einer EM aufmachte, war an solche Dimensionen noch nicht zu denken. Dorinel Munteanu hieß der VfL-Pionier, der 2000 in Belgien und den Niederlanden mit Rumänien für Furore sorgte und inzwischen Rumäniens Rekordnationalspieler ist. Im Interview erinnert sich der 56-Jährige, der zwischen 1999 und 2004 in 123 Pflichtspielen 15 Tore für die Wölfe erzielte und heute als Trainer des SC Otelul Galati in der ersten rumänischen Liga arbeitet, an das damalige Turnier, ordnet die aktuelle Rolle seiner Landsleute ein und blickt zurück auf seine Jahre am Mittellandkanal.

Dorinel Munteanu, schön, dass wir Sie erreichen. Wo erwischen wir Sie gerade?

Dorinel Munteanu: Ich freue mich, vom VfL Wolfsburg zu hören. Momentan befinde ich mich im Trainingslager in Österreich, wo wir uns auf die neue Saison vorbereiten.  

Auch wenn Sie gerade nicht in der Heimat sind, können Sie es sicher beurteilen: Wie ist die Stimmung in Rumänien? Ihre Nationalmannschaft spielt ja bislang eine richtig starke EM.

Munteanu: Ja, das ist schön mitzuerleben. Die Qualifikation lief nicht so gut, daher war das nicht unbedingt zu erwarten. Aber vor allem gegen die Ukraine und eigentlich auch im zweiten Spiel gegen Belgien hat die Mannschaft tollen Fußball gezeigt. Nicht nur in Rumänien ist die Euphorie groß. Man hat ja auch gesehen, wie viele Fans das Team vor Ort unterstützen. Die Leute sind sehr glücklich über diesen Start.

Vor allem gegen die Ukraine und eigentlich auch im zweiten Spiel gegen Belgien hat die Mannschaft tollen Fußball gezeigt. Nicht nur in Rumänien ist die Euphorie groß. Man hat ja auch gesehen, wie viele Fans das Team vor Ort unterstützen. Die Leute sind sehr glücklich über diesen Start.
Dorinel Munteanu

Als Rumänien das letzte Mal die Gruppenphase überstanden hatte, standen Sie selbst auf dem Platz. Welche Erinnerungen haben Sie an das Turnier 2000 in Belgien und den Niederlanden?

Munteanu: Das war toll damals. Mit Deutschland, Portugal und England hatten wir eine harte Gruppe erwischt. Aber wir sind Zweiter geworden und weitergekommen. Auch für mich persönlich war es ein gutes Turnier. Damals haben wir die Leute genauso froh gemacht, wie es heute wieder der Fall ist.

Hatten Sie gewusst, dass sie damals der erste Spieler des VfL Wolfsburg bei einer Europameisterschaft waren?

Munteanu: Nein, das war mir damals nicht klar. Aber es war eine gute Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass in Wolfsburg guter Fußball gespielt wird (lacht).

Für das erste Tor eines VfL-Spielers bei einer EM haben Sie seinerzeit auch gleich gesorgt.

Munteanu: Das wiederum weiß ich natürlich noch genau. Unser rechter Verteidiger hat geflankt. Und aus 16 oder 17 Metern habe ich volley abgezogen und getroffen. Es war das 2:2 im Spiel gegen England, kurz vor Schluss haben wir sogar noch gewonnen. Ich denke noch sehr oft daran.

Seit Sie aus Wolfsburg weg sind, sind gut 20 Jahre vergangen. Waren Sie seitdem jemals wieder hier?

Munteanu: Nein, leider nicht. Ich bin danach zurück nach Rumänien gegangen, habe noch weitergespielt, bis ich 40 war und anschließend die erste Trainerstelle angenommen.

Was verbinden Sie mit Ihren viereinhalb Jahren beim VfL?

Munteanu: Es war eine großartige Zeit in einer schönen, ruhigen Stadt bei einem tollen Verein. Ich denke zum Beispiel an Frank Greiner, Tomislav Maric, Jonathan Akpoborie oder Stefan Effenberg. Ich habe diese Zeit sehr genossen.

Sind noch Kontakte geblieben?

Munteanu: Eine ganze Weile hatte ich noch Kontakt zu Frank Greiner, das ist aber auch schon einige Jahre her. Bitte grüßen Sie ihn von mir. Und auch alle anderen, die mich noch kennen.

Was trauen Sie Ihrer Nationalmannschaft noch zu bei dieser EM? Am Dienstag geht es im Achtelfinale gegen die Niederlande.

Munteanu: In diesem Spiel kann alles passieren. Holland ist nicht mehr ganz so stark wie früher. Unsere Jungs können da ganz ohne Druck reingehen, deshalb rechne ich mir schon etwas aus. Wir werden dann immer noch hier im Trainingslager sein und es wie die anderen Spiele auch mit der ganzen Mannschaft verfolgen.