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Grüner Teppich trotz weißer Pracht

Head-Greenkeeper Peter Sauer im Kurz-Interview.

Die aktuelle Schneelage lässt die Herzen vieler Wintersportler höherschlagen – sie finden optimale Bedingungen vor. Doch es gibt auch Sportarten, bei denen die weißen Flocken nicht gerade willkommen sind. Vor allem auf den Fußballplätzen ist Schnee weitaus weniger beliebt, trotzdem derzeit fast überall Realität. Daher prüft Peter Sauer auf fünf verschiedenen Wetter-Apps mehrmals täglich die Wetterprognose für Wolfsburg. Der erfahrene Head-Greenkeeper sorgt mit seinem dreizehnköpfigen Team auch bei Minusgraden für eine ungefährliche Spielfläche – eine Herausforderung, der sich die Mitarbeiter täglich aufs Neue stellen müssen. Denn die winterlichen Bedingungen setzen dem Grün ganz besonders zu.

Peter Sauer, wie sehr freuen Sie sich gerade über den täglichen Wetterbericht?

Peter Sauer: Wenn es im Wetterbericht heißt, es wird keinen Schnee geben und dann schneit es doch, ist die Lage eher bescheiden und meine Freude hält sich in Grenzen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und es sieht jetzt so aus, dass es Ende nächster Woche wärmer wird. Also: Wir reden von drei bis fünf Grad tagsüber, so dass es nicht mehr friert.

Wann gab es zuletzt so viel Schnee in Wolfsburg?

Sauer: Ich bin jetzt fünf Jahre beim VfL und kann mich an solche Schneemassen nicht erinnern. Wenn ich mit meinen Kollegen oder Nachbarn rede, sagen die, es sei schon verdammt lange her. Neuschnee gab es vielleicht 25 Zentimeter. Aber das Problem sind die Schneeverwehungen, da haben wir Höhen von bis zu 60 Zentimeter an den Plätzen.

Wie groß ist dein Team und wie sieht gerade euer Tagesablauf aus?

Sauer: Wir sind sieben Leute an der Arena und nochmal jeweils drei an den anderen Standorten wie Elsterweg und Akademie. Corona-konform sind wir ab circa 7.30 Uhr im Einsatz und verteilen uns dann zum Schneeschieben. Wir haben vier Heizungsplätze und zwei Kunstrasenplätze zu beräumen, das sind 64.000 Quadratmeter Rasenfläche. Dazu kommen noch die Parkflächen und am Spieltag der Stadioninnenraum. Vor dem letzten Heimspiel gegen Freiburg waren wir den kompletten Samstag mit acht Mann im Einsatz und keiner hatte unter 30.000 Schritte – mit dem Schneeschieber. Ganz ehrlich, wir würden lieber Rasen mähen.

Warum kommen keine Maschinen zum Einsatz?

Sauer: Wir wollen die Plätze schonen, die Technik ist einfach zu schwer. Lediglich die Kunstrasenplätze können mit Maschinen freigeräumt werden. Darüber hinaus hilft ja die Rasenheizung, den Schnee zu schmelzen. Zudem wärmt von oben unsere Beleuchtungsanlage. Aktuell haben wir eine dünne Eisschicht auf dem Rasen, die müssen wir brechen. Schwierig ist außerdem das Abkreiden. Es besteht die Gefahr, dass im Liniergerät die Farbe einfriert. Hier müssen wir noch eine Heizung einbauen.

Wie bekommt dein Team die Plätze, trotz der aktuellen Wetterverhältnisse, auf Top-Niveau?

Sauer: Die Arena ist top und lebt von ihrer Substanz, die wir in den vergangenen Monaten aufgebaut haben. Die Hybridplätze sind sehr strapazierfähig, so dass auch die Drainage keine Probleme bereitet. Vielleicht haben wir dieses Jahr auch das eine oder andere in der Pflege richtig gemacht, so dass es auf den verschiedenen Plätzen ganz gut aussieht.

Kann der Rasen trotz aller Maßnahmen Schäden davontragen?

Sauer: Es wäre absolut nicht gut, wenn eine richtige Eisschicht auf dem Rasen liegt, weil er dann nicht mehr atmen kann. Klar, bei den Minusgraden schafft er es nicht, sich zu regenerieren. Das ist aktuell der Nachteil. Aber irgendwann wird es ja Frühling und dann erholt sich auch der Rasen wieder.

Wie groß ist die Gefahr, dass dennoch ein Heimspiel ausfallen kann?

Sauer: Kritsch wird es, wenn es wenige Stunden vor Spielanpfiff beginnen würde, heftig zu schneien. Dann müssen wir alles per Hand runterschieben und es kann einem die Zeit davonlaufen. Die letzte Entscheidung treffen dann sowieso die Offiziellen.