VfL-Flügelflitzer Jakub Kaminski im Interview vor dem Mainz-Spiel.
Er ist schnell in der Bundesliga angekommen und momentan aus der VfL-Stammelf kaum wegzudenken. Jakub Kaminski, zu Saisonbeginn, frisch dekoriert als „bester junger Spieler“ der polnischen Ekstraklasa, vom dortigen Meister Lech Posen zu den Grün-Weißen gewechselt, weiß im Team Niko Kovacs mit mutigen Dribblings, hohem Tempo und starker Defensivarbeit zu überzeugen. Mit seinem entscheidenden Pokaltreffer in Braunschweig hat der vielseitig einsetzbare Flügelspieler sich zudem nachhaltig in die Herzen aller Grün-Weißen geschossen. Im Interview verrät der 20-Jährige unter anderem, warum dieses Tor so wichtig für ihn war, warum Micky van de Ven ihn zum Sprintduell herausgefordert hat und welchen Traum er sich in diesem Jahr noch erfüllen will.
Jakub Kaminski, der VfL hatte schon einige Polen in seinen Reihen, nämlich 15. Welche fallen dir spontan ein?
Jakub Kaminski: Kuba Blaszczykowski, Andrzej Juskowiak, Waldemar Kryger, Jacek Krzynowek, Krzysztof Nowak – und natürlich Bartosz Bialek.
Wie schwer war die Umstellung nach deinem Wechsel aus deiner Heimat nach Wolfsburg? Wie sehr hast du dich inzwischen eingelebt?
Jakub: Inzwischen habe ich mich super eingelebt, ich fühle mich gut. Die ersten Monate waren natürlich schon aufgrund der neuen Sprache nicht einfach. Ein anderes Land, eine andere Kultur – das alles war neu für mich. Inzwischen habe ich mich aber bestens daran gewöhnt. Zudem habe ich viele Minuten spielen dürfen und wir sind außerdem zurzeit sportlich erfolgreich. Das macht alles einfacher. Ich mag, dass Wolfsburg eine ruhige Stadt ist, die enge Verbindung zum Volkswagen Werk ist spürbar. Für mich ist das alles gut, denn ich möchte mich auf den Fußball und meine Karriere konzentrieren.
Trotz zahlreich vorhandener Konkurrenz in der Offensive hast du dir einen Stammplatz erobert. Wie weit hast du den Bundesliga-Fußball schon verinnerlicht? Wo siehst du noch Steigerungspotential?
Jakub: Vor allem könnte ich mehr Tore schießen. Denn ich hatte zuletzt einige Situationen im Spiel, in denen ich letztendlich zu unkonzentriert abgeschlossen habe. Manchmal hätte ich sogar das Tor machen müssen, aber es ist mir nicht gelungen. Darüber habe ich mich wirklich richtig geärgert. Ich hoffe aber, dass ich dann in den kommenden Spielen treffe. Ich glaube, der wichtigste Faktor in der Bundesliga ist die Intensität, die deutlich höher ist als in Polen, das ist ein großer Unterschied. Man muss auf dem Platz viel schneller Entscheidungen treffen.
Ich glaube, der wichtigste Faktor in der Bundesliga ist die Intensität, die deutlich höher ist als in Polen, das ist ein großer Unterschied. Man muss auf dem Platz viel schneller Entscheidungen treffen.
Jakub KaminskiDu bist sehr flexibel. Du kannst auf beiden Flügeln spielen, giltst zudem als defensivstark und hast in deiner Heimat im 3-4-3-System auch schon als rechter Verteidiger agiert…
Jakub: Ich bin tatsächlich ein ziemlicher Allrounder, was die Positionen angeht. Denn ich kann hinten rechts spielen, aber auch auf dem linken oder rechten Flügel – auch als Linksverteidiger wurde ich in Polen schon eingesetzt. Ich denke, das wird im modernen Fußball immer wichtiger. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn der Trainer die Möglichkeit hat, einen Spieler flexibel einzusetzen. Am liebsten spiele ich aber auf dem linken offensiven Flügel. Ich glaube, das ist die beste Position für mich, da habe ich auch letzte Saison in Polen ziemlich gut gespielt. Und ich hoffe, dass ich diese Leistungen auch hier in Wolfsburg zeigen kann.
Trotz starker Leistungen hast du etwas länger gebraucht, um dein erstes Tor für die Wölfe zu erzielen. Ist mit deinem entscheidenden Pokaltreffer in Braunschweig der Abschlussknoten geplatzt?
Jakub: Das hoffe ich wirklich. Wie gesagt, ich hätte schon vorher aus einigen aussichtsreichen Positionen treffen müssen und es hat sich toll angefühlt, dass es dann im Pokal endlich geklappt hat – und das auch noch im Derby. Deshalb werden sich die Fans sicher gerne daran erinnern.
Du hast die höchste Geschwindigkeit und den besten Antritt beim VfL, wenn es nach den Werten von FIFA 23 geht (89). Gab es dazu Reaktionen aus der Mannschaft?
Jakub: Ja, tatsächlich kam Micky van de Ven zu mir, um mich für ein paar Sprints herauszufordern. Denn der ist ziemlich schnell und hat dort einen Punkt weniger, nämlich 88. Ich finde aber, dass FIFA da nichts falsch gemacht hat (lacht).
Bei der WM in Katar tretet ihr in einer Gruppe mit Argentinien, Mexiko und Saudi-Arabien an. Wie siehst du deine eigenen Chancen und die deines Teams für das Turnier?
Jakub: Ich hoffe sehr, dass ich nominiert werde und zur WM fahre. Ich denke, wir werden mit Mexiko und Saudi-Arabien um den zweiten Platz in der Gruppe kämpfen, da Argentinien Favorit auf den Gruppensieg ist. Was meine Chance auf Einsätze dort angeht, muss man dann abwarten. Mein allererstes Ziel ist es natürlich, überhaupt dabei zu sein. Für diesen Traum arbeite ich.
Nach dem 4:0 gegen Bochum seid ihr nun bereits sechs Pflichtspiele ungeschlagen. Wieviel Selbstvertrauen gibt der jüngste deutliche Erfolg für den weiteren Saisonverlauf und die kommende Partie in Mainz?
Jakub: Sechs Spiele ohne Niederlage sind sehr gut für den Teamgeist. Man sieht, dass wir auf einem guten Weg sind. Jeder in der Mannschaft ist bereit, auf dem Platz alles für den Erfolg zu geben. Die jüngste Entwicklung ist gut für die Mannschaft, für die Fans und für den Verein. Wir haben jetzt noch ein paar Spiele und ich hoffe, dass wir das Beste rausholen und so viele wie möglich gewinnen.
Wie schätzt du die Nullfünfer ein? Was ist der Schlüssel für die Fortsetzung eurer Erfolgsserie am Samstag?
Jakub: Wir werden hart arbeiten müssen und gut organisiert sein, denn Mainz ist ein schwierig zu bespielendes Team. Die Mainzer sind ein starker Gegner, sie agieren normalerweise defensiv mit Fünferkette – also anders, als wir spielen. Aber wir haben die Woche genutzt, um uns bestmöglich auf die Partie vorzubereiten. Und jetzt sind wir bereit dafür, das Spiel möglichst zu gewinnen.
Matchcenter: Alle Infos zur Partie der Wölfe