Frauen

Fachsimpeln beim Kaiser­schmarrn

Im Trainingslager am Walchsee luden die Wölfinnen zum Fanabend.

Nicht zum ersten Mal werden die Frauen des VfL Wolfsburg im Sommertrainingslager von treuen Fans begleitet, doch noch nie nahmen so viele Anhänger der Grün-Weißen den Weg an den Walchsee auf sich wie in diesem Jahr: Rund 30 Personen umfasst die sympathische Truppe, die sich keine Einheit auf dem idyllisch gelegenen Trainingsplatz entgehen lässt und bei den Testspielen in Kössen für Heimspiel-Atmosphäre sorgt. Mehr Nähe zu den Wölfinnen geht nicht. Oder doch? Beim großen Fanabend am gestrigen Freitag war die grün-weiße Anhängerschaft mehr denn je mittendrin statt nur dabei. Bei Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn mischten sich die Fans unter die Spielerinnen – klar, dass bei dieser Gelegenheit so manche Fachsimpelei über den VfL und den Frauenfußball ins Laufen kam. Autogramme von und Fotos mit den Idolen durften natürlich auch nicht fehlen.

Walchsee statt Island

Manuela Heubling und Nathalie Gänslein aus dem thüringischen Frankenblick wollten ihren Sommerurlaub in diesem Jahr auf Island – also auf den Spuren von Sara Gunnarsdottir – verbringen. Eine insolvente Fluggesellschaft machte einen Strich durch die Rechnung, so dass kurzfristig umdisponiert werden musste. Das neue Reiseziel war schnell gefunden: Gebucht wurde Urlaub bei den Wölfinnen. „Wir können leider nicht zu jedem Heimspiel anreisen und auch Trainingseinheiten sieht man ja eher selten“, erzählt Manuela. „Deshalb haben wir uns entschieden, die Mannschaft am Walchsee zu besuchen.“ Natürlich nutze man die Zeit auch, um die malerische Kaiserwinkl-Region zu erkunden. Und beim Fanabend mit den Spielerinnen zu plaudern, auch wenn Lieblingsspielerin Nilla Fischer diesmal fehlt. „Die Mädels sind ganz cool drauf, das passt“, findet Nathalie, die gerade den Platz neben Alexandra Popp eingenommen hat. Und wie findet die 101-malige Nationalspielerin den Fanabend? „Es ist immer etwas Besonderes, wenn man mit den Fans mal über Gott und die Welt sprechen kann“, so Popp. „Vor einigen Jahren standen hier zwei oder drei Leute beim Training, jetzt sind es 30. Das macht uns Spielerinnen schon sehr stolz, vor allem, wenn man bedenkt, dass viele ihren Jahresurlaub für uns opfern.“

Tochter bestimmt Urlaubsziel

Bei Nicole und Bernd Keller aus Kitzingen in Unterfranken, nicht weit entfernt von Svenja Huths Heimat, ist Tochter Michelle die Reiseleiterin. Zumindest ist der große Almuth-Schult-Fan maßgeblich für die Wahl des Urlaubsorts verantwortlich. Mit einem liebevoll geführten Album in der Hand, in dem jede Wölfin ihre eigene Doppelseite mit Fotos und Autogrammen hat, wandert Michelle von Tisch zu Tisch – nicht ohne entscheidende Fragen zu stellen. „Mich interessiert zum Beispiel, wer mit dem wem auf einem Zimmer ist“, so Michelle, die sich schon auf den 18. August freut. Dann nämlich geht’s nach Wolfsburg zum ersten Saison-Heimspiel gegen den SC Sand. Für Martin Dittrich, genannt „Dittscher“, ist nahezu jedes Pflichtspiel der VfL-Frauen auch ein Pflichttermin. Und das belastet das Freizeitkonto: „Von meinen 29 Tagen Urlaub gehen etwa 20 bis 25 auf den VfL“, berichtet der Sachse, der selbst für Heimspiele einen nicht unerheblichen Aufwand in Kauf nimmt. Das Trainingslager am Walchsee begleitet „Dittscher“ bereits zum fünften Mal. Er kennt die Spielerinnen, die Spielerinnen kennen ihn – und trotzdem ist er gerne beim Fanabend dabei: „Eine wirklich tolle Veranstaltung, die man im nächsten Jahr auf alle Fälle wiederholen sollte!“