Gegen Galatasaray Istanbul bestreiten die Wölfinnen ihr insgesamt 100. Spiel in der UEFA Women’s Champions League. Zu diesem Jubiläum blicken wir mit Martina Müller, die von 2005 bis 2015 für die Grün-Weißen auf dem Platz stand, auf die Wolfsburger Anfänge in der Königinnenklasse zurück. Die ehemalige Stürmerin hatte entscheidenden Anteil daran, dass die VfL-Frauen sich 2012 nicht nur erstmals für die Champions League qualifizierten, sondern sie in den beiden darauffolgenden Jahren auch gewannen. Müller lebt heute immer noch in Wolfsburg, arbeitet für Volkswagen und steht ab und an noch mit der Traditionsmannschaft des VfL auf dem Platz. Die Stadt, in der sie mittlerweile seit fast 20 Jahren wohnt, ist für sie ihre Heimat geworden.
Martina Müller, du bist 2005 zum VfL gekommen. Damals seid ihr zum Saisonende abgestiegen. Mit dem direkten Wiederaufstieg ging es für euch bergauf. Gab es für dich einen Moment, in dem du gedacht hast, dass das mal in Richtung Champions League gehen könnte?
Martina Müller: Am Anfang sicherlich nicht. Da ging es eigentlich nur darum, dass wir irgendwie die Kurve kriegen und nicht absteigen. Das hat leider nicht geklappt. Aber auch zu dem Zeitpunkt hatte ich immer das Gefühl, dass der VfL etwas aufbauen möchte und das Ziel hat, sofort wieder aufzusteigen. Danach hat sich das Stück für Stück gesteigert. Am Anfang wurde ich ein bisschen dafür belächelt, dass ich so an den VfL geglaubt habe. Deshalb hatte ich später immer ein kleines Lächeln auf den Lippen, wenn ich Spielerinnen gesehen habe, die früher über mich gelacht haben und die dann irgendwann doch in Wolfsburg gelandet sind.
Kannst du dich an euer erstes Champions-League-Spiel erinnern, in dem du sogar das erste VfL-Tor geschossen hast?
Martina: Das muss in Polen gegen Unia Raciborz gewesen sein. Wir sind da damals mit dem Bus hingefahren. Zwischenzeitig gab es Probleme, weil der Busfahrer keine Vignette gekauft hatte. Wir standen dann irgendwo, und es war ein großes Durcheinander. Es war halt alles neu für Wolfsburg und noch nicht so organisiert. Heute würde die Mannschaft dort sicherlich nicht mehr mit dem Bus hinfahren, sondern von Braunschweig aus fliegen. Das habe ich später auch noch miterleben dürfen. Für uns waren diese ersten Fahrten damals aber große Abenteuer.
In einem anderen Interview hast du gesagt, dass euch in der Saison ausgezeichnet hat, dass ihr im Team eine Einheit wart. War dieses Gefühl in dem Jahr tatsächlich stärker als sonst?
Martina: Ja, das war schon etwas Besonderes. Ich sage immer, viele gute Spielerinnen und Nationalspielerinnen im Team zu haben, ist das eine. Noch wichtiger ist aber, dass die Einzelspielerinnen zusammenpassen. Bei uns hat das damals gepasst. Wir hatten Nationalspielerinnen. Wir hatten zum Beispiel mit einer Jana Burmeister oder Stephanie Bunte aber auch Spielerinnen, die von außen nach innen transportiert haben, dass wir ein Team sind. Auch wenn sie wussten, dass sie 90 Minuten auf der Bank sitzen. Und genau das brauchten wir, das Gefühl, dass wir die Unterstützung von außen haben. Gleichzeitig war es so, dass man wusste, wenn diese Leute jetzt ins Spiel geworfen werden, dann sind sie da. Das hat uns unglaublich stark gemacht. Dieses Wir-Gefühl, das wir zusammen mit dem Staff hatten. Die letzten zehn Prozent, die hat man auch für die Leute draußen gegeben.