Auch losgelöst von den Arbeiten am Kader ist beim VfL Wolfsburg in letzter Zeit eine Menge in Bewegung. Noch relativ neu am Mittellandkanal ist schließlich auch Peter Christiansen. Im Interview mit Wölfe TV zieht der neue Geschäftsführer Sport eine Bilanz seiner ersten Wochen als Grün-Weißer, bewertet den Leistungsstand der Mannschaft und blickt voraus auf die bald startende Pflichtspielserie.
Peter Christiansen, die Mannschaft und der Staff hatten gestern nach einem harten Test gegen Como einen halben Tag frei. Wie hat Ihr Nachmittag ausgesehen?
Peter Christiansen: Der war in meinem Fall relativ ruhig. Ich hatte einige Gespräche mit Sebastian Schindzielorz, die sich vor allem um die Transferphase gedreht haben.
Wie gefällt es Ihnen grundsätzlich hier in Schladming?
Christiansen: Richtig gut. Der Rasen ist in Ordnung, das Hotel ist sehr gut. Und ich denke, die Spieler und wir alle drumherum genießen auch, was die Küche uns jeden Tag zaubert. Für mich ist alles perfekt.
Im Trainingslager ist ungefähr die Halbzeit erreicht. Wie bewerten Sie die Arbeit der Mannschaft?
Christiansen: Nicht nur hier, sondern in der gesamten Vorbereitung bis hierhin hat das Team hart gearbeitet. Wir hatten schon viele Einheiten. Und das Trainerteam hat der Mannschaft einiges abverlangt. Ich denke, wenn die Beine nun hoffentlich wieder leichter werden, werden sicherlich auch die Bewegungen flüssiger aussehen und die Arbeiten an den technischen Grundlagen bald sichtbarer werden.
Mit Mohammed Amoura und Joakim Maehle haben sich leider auch zwei Spieler verletzt. Wie haben Sie diese Hiobsbotschaften aufgenommen?
Christiansen: So etwas ist natürlich nicht schön. Besonders wenn es Spieler betrifft, die sich gerade noch mit der Mannschaft bekanntmachen und die man gern häufiger in Aktion sehen würde. Man könnte aber auch andersherum sagen: Zum Glück ist es nicht noch schlimmer gekommen. Mohammed hat vom ersten Tag an seine Qualitäten gezeigt und wird wie auch Joakim hoffentlich bald zurück sein. Solche Verletzungen möchte niemand. Aber sie gehören leider zu einer Vorbereitung dazu. Und so bekommen nun andere die Chance, sich noch mehr zu zeigen.
Gutes Stichwort: Das trifft sicherlich vor allem auf die Nachwuchsspieler zu, die hier im Trainingslager dabei sind.
Christiansen: Wenn du ein junger Spieler bist, ist so eine Vorbereitung immer eine große Gelegenheit, zu demonstrieren, was du kannst. Das haben unsere Talente schon gezeigt bis hierhin. Am Ende ist es immer die Entscheidung des Trainers, ob jemand bereit ist oder nicht. Aber es gibt einen Weg für junge Spieler in Wolfsburg. Dafür wollen wir stehen.
Bennit Bröger ist jemand, der schon viel Einsatzzeit in den Testspielen bekommen hat. Welchen Eindruck haben Sie beispielsweise von ihm gewonnen?
Christiansen: Wir picken ihn jetzt heraus. Grundsätzlich versuchen aber alle, uns zu zeigen, dass wir uns auf sie verlassen können. Bennit ist trotzdem ein gutes Beispiel. Er ist demütig, arbeitet hart und nimmt gut auf, was wir auf den verschiedenen Positionen von ihm erwarten. Genau das ist jetzt für die jungen Spieler der Schlüssel. Sie müssen Spielverständnis entwickeln und Erfahrungen sammeln durch das Training mit den anderen. Dafür muss man demütig sein, aber auch an sich glauben. Leistungsschwankungen sind bei Nachwuchsspielern natürlich normal. Für sie gilt es, die nötige Stabilität zu finden und uns in die Lage zu versetzen, ihnen Verantwortung zu geben. Wenn sie das hinbekommen, können sie uns mit ihrer Energie und ihrem Optimismus eine Hilfe sein, um vorwärtszukommen.
Sie selbst sind auch noch ein Neuzugang. Fühlen Sie sich schon richtig angekommen?
Christiansen: Jeder hat es mir so leicht wie möglich gemacht. Hier im Trainingslager genauso wie in Wolfsburg im Büro und auch alle um den Klub herum. Ich selbst bin auch ein offener Typ und habe kein Problem damit, auf Leute zuzugehen. Für mich ist die Eingewöhnung wirklich einfach gewesen bislang.
Haben Sie bislang mehr Tage in Wolfsburg verbracht? Oder waren Sie überwiegend unterwegs?
Christiansen: Ich war öfter in Wolfsburg, denke ich. Aber es sind oft sehr lange Tage gewesen. Die ersten zwei, drei Wochen waren sehr intensiv. Es hat viele Sitzungen und Gespräche gegeben, was aber sicherlich normal ist. Jetzt hier zu sein in etwas ruhigerer Umgebung, die Spieler und den Staff besser kennenzulernen, ist sicherlich gut für mich. Es ist wie ein Durchatmen nach der intensiven Anfangszeit. Im Fußball ist immer viel in Bewegung. Aber ich sehe das positiv und denke, dass wir viel erreichen können mit diesem Klub.
Wie ist die häusliche Situation? Haben Sie schon eine Bleibe in Wolfsburg gefunden?
Christiansen: Noch wohne ich im Hotel, aber nach der Rückkehr aus dem Trainingslager nur noch für zwei Tage. Dann ziehe ich um. Es stört mich gar nicht, im Hotel zu wohnen, muss ich sagen. Aber für die Familie, wenn sie mich besuchen kommt, ist es natürlich besser, eine eigene Unterkunft zu haben.
Was die Fans sicherlich sehr interessiert: Wie sehen die Aktivitäten auf dem Transfermarkt momentan aus?
Christiansen: Die Transferphase ist für alle Beteiligten, für uns genau wie für die Fans, sicherlich eine sehr spezielle und interessante Zeit. Ich kann nur sagen, dass Sebastian Schindzielorz zusammen mit der Scoutingabteilung schon einen richtig, richtig guten Job gemacht und alles vorbereitet hat. Wir haben unsere Ideen und Listen von Spielern, wissen, nach welchen Fähigkeiten wir suchen. Aber detaillierter zu werden, ist schwierig. Ich habe das Prinzip, dass ich über Spieler, die nicht zum Verein gehören, nicht gerne rede.
Für kommenden Freitag steht noch ein letzter Test an. Wie weit ist die Mannschaft vor dem Spiel gegen Brentford?
Christiansen: Die Ideen und das Spielverständnis verbessern sich stetig, auch wenn wir natürlich noch Arbeit vor uns haben in den kommenden Wochen. Brentford wird sicherlich eine Standortbestimmung. Wir gehen da rein und versuchen es wie ein Pflichtspiel anzugehen.
Zehn Tage später geht es dann los mit dem Pokalspiel in Koblenz. Wie weit ist das noch weg für Sie?
Christiansen: Ich bin gedanklich noch nicht dort angekommen, weil noch ein gutes Stück der Vorbereitung vor uns liegt. Aber wir haben sicherlich interessante Aufgaben vor der Brust mit dem Pokalspiel und dem anschließenden Auftakt gegen die Bayern. Noch habe ich den Start nicht konkret vor Augen. Aber ich weiß natürlich, dass er quasi um die Ecke liegt.