Männer

„Meinem Herzen folgen“

Felix Nmecha spricht im Interview vorm Augsburg-Spiel über sein Nationalmannschafts-Debüt.

Der VfL Wolfsburg-Spieler Felix Nmecha beim jubeln.

Nach dem enorm wichtigen 1:0-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart ging es für einen Großteil der Wölfe zu ihren Nationalmannschaften. So auch für Felix Nmecha. Der 22-jährige Bruder von VfL-Sturmspitze Lukas, zuvor in der deutschen U21 aktiv, durfte dabei nicht nur erstmals die Trainingsluft des DFB-A-Teams schnuppern, sondern feierte beim jüngsten 2:3 gegen Belgien zudem prompt seine Premiere für die Flick-Elf auf dem Rasen. Über diesen besonderen Moment spricht die Nummer 22 der Wölfe im Interview genauso wie über seine Entscheidung pro DFB-Elf, einen möglichen Nmecha-Doppelpack bei der EM 2024 sowie das bevorstehende Ligaduell gegen die Fuggerstädter.

Felix Nmecha, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft. Wie war es bei der DFB-Elf?

Felix Nmecha: Das war sehr gut. Auch, bei dieser hohen Intensität zu trainieren und danach sogar zu spielen. Alle waren sehr nett und haben es mir sehr einfach gemacht.

Aufgrund der Verletzung von Leon Goretzka durftest du bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien fast eine Stunde auf dem Platz stehen. Als du reinkamst, lagt ihr schon mit 0:2 hinten. Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung?

Felix: Ich glaube, meine Leistung war ansprechend, ich hatte gute Momente mit dem Ball und dann auch im Pressing. Ich glaube, wenn ich mich an diese hohe Intensität gewöhne, kann es noch besser gehen. Aber für das erste Spiel bin ich zufrieden.

Gab es im Anschluss ein Feedback von Hansi Flick?

Felix: Ja, er hat mit mir gesprochen und mir gesagt, wie zufrieden er war und dass ich einfach weiterarbeiten soll, um der bestmögliche Felix Nmecha zu sein.

Du stehst jetzt mit Lukas in der langen Tradition der Brüder, die in der deutschen Nationalmannschaft spielten. Wie sehr freust du dich auf den Moment, in dem ihr dann gemeinsam im DFB-Trikot auf dem Rasen steht?

Felix: Ich weiß, dass das ein großer und sehr schöner Moment für uns beide sein wird – aber auch für unsere Eltern. Auch wenn wir nicht zu weit nach vorne schauen sollten, ist die Teilnahme an der EM 2024 in Deutschland unser gemeinsames Ziel.

Die U-Mannschaften hast du im Wechsel bespielt, in der U16 zunächst für England, dann für Deutschland in der U18 sowie wieder England in der U18 und U19. Vor fast genau einem Jahr gabst du dann dein Debüt für die deutsche U21. Und jetzt hast du dich mit deinem ersten A-Einsatz endgültig für Deutschland entschieden. Wie lief dieser Entscheidungsprozess ab?

Felix: Es gab immer zwei sehr gute Mannschaften zur Auswahl: eines aus dem Land, in dem ich geboren bin und das andere aus dem, in dem ich aufgewachsen bin. Dementsprechend gab es auch immer einen inneren Zwiespalt in meinem Kopf, für welches Land ich spielen möchte. Am Ende habe ich aber zu mir selbst gesagt: Ich möchte das jetzt entscheiden und meinem Herzen folgen. Dann habe ich mich für Deutschland entschieden. Auch wenn das nicht der wichtigste Punkt war, glaube ich aber schon, dass dabei auch eine Rolle gespielt hat, dass Lukas sich bereits für diesen Weg entschieden hatte. Das war sicher ein Faktor, da es ja mein Ziel war und ist, mit ihm gemeinsam für die Nationalmannschaft zu spielen.

Ab jetzt ist jedes Duell eines, dass wir gewinnen sollten, um dann am Ende europäisch zu spielen. Alle sind entsprechend fokussiert. Und es ist natürlich immer schön, zuhause zu spielen, wenn die Fans hinter uns stehen.
Felix Nmecha

Du hast dich trotz namhafter Konkurrenz inzwischen auch in die VfL-Stammelf gespielt. Hättest du gedacht, dass nach deinem Wechsel aus England 2021 deine Karriere so schnell Fahrt aufnimmt?

Felix: Ich hatte immer schon das Selbstvertrauen, auf hohem Niveau spielen zu können – ob nun in meinem Verein oder auch in der Nationalmannschaft. Also würde ich sagen, dass mich das generell nicht überrascht. Was die Schnelligkeit in dieser Saison angeht, aber schon. Denn in der vergangenen Spielzeit habe ich schließlich nur sporadisch gespielt: mal für zehn Minuten, dann für 15 Minuten.

Im vergangenen November beim 2:1 in Hoffenheim wurdest du sogar als Stümer eingesetzt. Wie überraschend war das damals für dich? Wie wohl fühltest du dich in dieser ungewohnten Rolle?

Felix: (lacht) Ich würde zwar schon sagen, dass ich flexibel einsetzbar bin, aber eigentlich nicht, dass ich ein Stürmer bin. Aber es gab in diesem Moment eben keinen klassischen Stürmer mehr, die waren alle verletzt. Deswegen habe ich dann auf dieser Position gespielt.

Nun geht es am Samstag im Ligaalltag weiter mit der Heimpartie gegen den FC Augsburg. Wie schätzt du die Fuggerstädter ein?

Felix: Die sind immer sehr kampfstark. Wir müssen vor allem versuchen, unser Spiel zu spielen und das Geschehen zu kontrollieren – auch wenn es natürlich auch Phasen im Spiel geben wird, in denen wir dann den Kampf annehmen müssen. Vor allem aber sollten wir Fußball spielen. Wenn wir das hinbekommen, haben wir, glaube ich, eine richtig große Chance zu gewinnen.

Ist ein Dreier angesichts der Tabellenkonstellation Pflicht?

Felix: Ab jetzt ist jedes Duell eines, dass wir gewinnen sollten, um dann am Ende europäisch zu spielen. Alle sind entsprechend fokussiert. Und es ist natürlich immer schön, zuhause zu spielen, wenn die Fans hinter uns stehen. Es wäre gut und wichtig, wieder mal im eigenen Stadion zu gewinnen.