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„Meine schönste Medaille“

Jule Brand über Olympia-Bronze und die Vorbereitung beim VfL.

Mit der deutschen Nationalmannschaft hat sie erst vor wenigen Wochen Bronze bei den Olympischen Spielen gewonnen. Jetzt ist sie zurück beim VfL und freut sich auf die neue Saison mit den Wölfinnen. Im Interview spricht Jule Brand über Paris, persönliche Ziele und das Trainingslager in Harsewinkel.

Jule Brand, seit vergangener Woche bist du zurück beim VfL. Wie fühlt sich das für dich an?

Jule Brand: Es ist schön, wieder hier und mit dem Team zusammen zu sein. Ich merke zwar noch ein bisschen, dass wir nach Olympia keine lange Pause hatten, aber es ist gleichzeitig auch toll, dass es jetzt wieder losgeht.

Hattest du schon Zeit, die Olympia-Erlebnisse zu verarbeiten?

Jule: Olympia ging sehr schnell rum. Wir hatten ein Spiel, dann Regeneration, Abschlusstraining und wieder ein Spiel. Danach war ich für ein paar Tage zu Hause und habe die Zeit genossen. Und dann ging es beim VfL weiter. Das war alles sehr schnell. So langsam realisiert man aber, wie besonders diese Erfahrung war.

Inwiefern unterscheidet sich dieser Erfolg bei Olympia für dich von anderen?

Jule: Es ist meine schönste Medaille und es ist die, die mir mit am meisten bedeutet. Durch unser frühes Ausscheiden bei der WM 2023 haben viele am Anfang nicht mit uns gerechnet. Irgendwann hat sich die Einstellung bei uns im Team aber so entwickelt, dass wir alle unbedingt diese Medaille wollten und dafür einfach weitergerannt sind, auch wenn es wehtat. Ich glaube, das hat man auch gesehen. Dass es dann tatsächlich geklappt hat, ist schon sehr besonders.

Ich möchte reifer werden und erwachsener spielen und vor allem nicht so verkopft an die Dinge herangehen. Die letzte Saison war für mich ein Auf und Ab, deshalb möchte ich mehr Konstanz in meine Leistungen reinbringen.
Jule Brand

Kannst du sagen, wann ihr diesen unbedingten Willen entwickelt habt?

Jule: Wir hatten das Island-Spiel, das nicht gut war, obwohl wir die EM-Quali-Spiele ein bisschen als Generalprobe gesehen haben. Durch das Spiel haben wir aber nochmal gemerkt, dass auch bei Olympia alles passieren kann. Deshalb war für uns spätestens dann klar, dass wir diesen Teamgeist brauchen, den wir bei der EM 2022 hatten. Zusätzlich tat uns natürlich der Ausfall von Obi (Anmerkung: gemeint ist Lena Oberdorf) sehr weh, weil sie einfach schwer zu ersetzen ist. Deswegen wussten wir, dass wir noch mehr zusammenrücken müssen, um das als Team auszugleichen.

Wie hat sich dieser Willen im Verlauf des Turniers entwickelt?

Jule: Ich denke, dass wir ab dem ersten Spiel – dem Sieg gegen Australien – gemerkt haben, dass etwas gehen könnte. Da Australien vorher ja auch als sehr gute Mannschaft eingeschätzt wurde. Gleichzeitig wussten wir, dass uns nicht das gleiche wie bei der WM 2023 passieren darf, wo wir gegen Marokko einen guten Start hatten und unsere Leistungen dann wieder abgeflacht sind. Deswegen waren wir alle sehr konzentriert und ruhig.

Ein Spiel in Paris war euch nicht vergönnt. Ihr seid aber zur Medaillenübergabe und zur Party dorthin gereist. Wie war die Feier?

Jule: Wir haben gut gefeiert, es war eine lange Party. Klar hätten wir es gerne früher nach Paris geschafft und vor allem gerne im Finale gespielt. Aber es war trotzdem cool, das olympische Dorf und die anderen Athleten dort zu sehen und das ganze Klima mitzubekommen. Es war eine tolle Erfahrung, ins Deutsche Haus zu kommen und zu hören, wie andere Sportler mit den Erlebnissen bei Olympia umgehen, auch mental.

Wie zufrieden bist du mit deiner persönlichen Leistung?

Jule: Ich glaube, dass ich mit dem Spiel gegen Australien einen ganz guten Start hatte und bei Olympia auf jeden Fall Schritte in die richtige Richtung gemacht habe. Dennoch habe ich noch höhere Ziele und viele Dinge, die ich verbessern muss. Ich will dem Team mit Scorerpunkten helfen und noch sehr viel effektiver sein.

Ist das auch das, was du dir für die nächste Saison hier in Wolfsburg vorgenommen hast?

Jule: Ja, ich will dem Team helfen – auf und neben dem Platz. Ich möchte reifer werden und erwachsener spielen und vor allem nicht so verkopft an die Dinge herangehen. Die letzte Saison war für mich ein Auf und Ab, deshalb möchte ich mehr Konstanz in meine Leistungen reinbringen. Damit ich einen Stammplatz bekomme. Ich weiß, dass ich gute Chancen darauf habe, wenn ich meine Leistung bringe.

Seit Montag bist du mit den anderen Wölfinnen im Trainingslager. Wie waren die ersten Tage?

Jule: Am ersten Tag hatten wir einen lockeren Einstieg. Gestern und heute ging es dann deutlich mehr zur Sache. Wir haben nochmal unsere Prinzipien, wie wir spielen wollen, aufgearbeitet und taktisch viel gemacht. Es ist einfach schön, wieder auf dem Platz zu stehen.

Wie nimmst du die Stimmung im Team und die Neuzugänge wahr?

Jule: Die Stimmung finde ich sehr gut. Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielerinnen. Ich finde alle sehr sympathisch und es macht Spaß auf dem Platz. Ich denke, wir haben ein gutes Team für die nächste Saison!

Am Sonntag steht mit dem Supercup das erste Pflichtspiel an. Wie guckst du darauf?

Jule: Ich freue mich sehr! Dieser Wettbewerb ist etwas Besonderes und wir wollen den Supercup auf jeden Fall gewinnen. Er findet ja das erste Mal seit langer, langer Zeit wieder statt und wir wollen dort gegen den FC Bayern direkt ein Statement für die Saison setzen.