Kannst du sagen, wann ihr diesen unbedingten Willen entwickelt habt?
Jule: Wir hatten das Island-Spiel, das nicht gut war, obwohl wir die EM-Quali-Spiele ein bisschen als Generalprobe gesehen haben. Durch das Spiel haben wir aber nochmal gemerkt, dass auch bei Olympia alles passieren kann. Deshalb war für uns spätestens dann klar, dass wir diesen Teamgeist brauchen, den wir bei der EM 2022 hatten. Zusätzlich tat uns natürlich der Ausfall von Obi (Anmerkung: gemeint ist Lena Oberdorf) sehr weh, weil sie einfach schwer zu ersetzen ist. Deswegen wussten wir, dass wir noch mehr zusammenrücken müssen, um das als Team auszugleichen.
Wie hat sich dieser Willen im Verlauf des Turniers entwickelt?
Jule: Ich denke, dass wir ab dem ersten Spiel – dem Sieg gegen Australien – gemerkt haben, dass etwas gehen könnte. Da Australien vorher ja auch als sehr gute Mannschaft eingeschätzt wurde. Gleichzeitig wussten wir, dass uns nicht das gleiche wie bei der WM 2023 passieren darf, wo wir gegen Marokko einen guten Start hatten und unsere Leistungen dann wieder abgeflacht sind. Deswegen waren wir alle sehr konzentriert und ruhig.
Ein Spiel in Paris war euch nicht vergönnt. Ihr seid aber zur Medaillenübergabe und zur Party dorthin gereist. Wie war die Feier?
Jule: Wir haben gut gefeiert, es war eine lange Party. Klar hätten wir es gerne früher nach Paris geschafft und vor allem gerne im Finale gespielt. Aber es war trotzdem cool, das olympische Dorf und die anderen Athleten dort zu sehen und das ganze Klima mitzubekommen. Es war eine tolle Erfahrung, ins Deutsche Haus zu kommen und zu hören, wie andere Sportler mit den Erlebnissen bei Olympia umgehen, auch mental.
Wie zufrieden bist du mit deiner persönlichen Leistung?
Jule: Ich glaube, dass ich mit dem Spiel gegen Australien einen ganz guten Start hatte und bei Olympia auf jeden Fall Schritte in die richtige Richtung gemacht habe. Dennoch habe ich noch höhere Ziele und viele Dinge, die ich verbessern muss. Ich will dem Team mit Scorerpunkten helfen und noch sehr viel effektiver sein.
Ist das auch das, was du dir für die nächste Saison hier in Wolfsburg vorgenommen hast?
Jule: Ja, ich will dem Team helfen – auf und neben dem Platz. Ich möchte reifer werden und erwachsener spielen und vor allem nicht so verkopft an die Dinge herangehen. Die letzte Saison war für mich ein Auf und Ab, deshalb möchte ich mehr Konstanz in meine Leistungen reinbringen. Damit ich einen Stammplatz bekomme. Ich weiß, dass ich gute Chancen darauf habe, wenn ich meine Leistung bringe.
Seit Montag bist du mit den anderen Wölfinnen im Trainingslager. Wie waren die ersten Tage?
Jule: Am ersten Tag hatten wir einen lockeren Einstieg. Gestern und heute ging es dann deutlich mehr zur Sache. Wir haben nochmal unsere Prinzipien, wie wir spielen wollen, aufgearbeitet und taktisch viel gemacht. Es ist einfach schön, wieder auf dem Platz zu stehen.
Wie nimmst du die Stimmung im Team und die Neuzugänge wahr?
Jule: Die Stimmung finde ich sehr gut. Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielerinnen. Ich finde alle sehr sympathisch und es macht Spaß auf dem Platz. Ich denke, wir haben ein gutes Team für die nächste Saison!
Am Sonntag steht mit dem Supercup das erste Pflichtspiel an. Wie guckst du darauf?
Jule: Ich freue mich sehr! Dieser Wettbewerb ist etwas Besonderes und wir wollen den Supercup auf jeden Fall gewinnen. Er findet ja das erste Mal seit langer, langer Zeit wieder statt und wir wollen dort gegen den FC Bayern direkt ein Statement für die Saison setzen.