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„Jedes Training wie ein Spiel gesehen“

Der lange Weg in die Startelf: Lyon-Leihgabe Amin Sarr im Interview.

VfL-Wolfsburg-Spieler Amin Sarr bei einer Laufübung im Training.

Gut Ding will Weile haben. Amin Sarr ist Ende August 2023 als Leihgabe von Olympique Lyon zum VfL Wolfsburg gewechselt. Nach mehr als einem halben Jahr voller Höhen und Tiefen hat der gebürtige Schwede in Bremen endlich sein Startelfdebüt gefeiert. Im Interview spricht der 23-Jährige über wichtige Lektionen, Street Food und seinen Zwillingsbruder. 

Amin Sarr, bei seiner Premiere als Wolfsburger Trainer hat Ralph Hasenhüttl mit einer Doppelspitze spielen lassen. Inwieweit hat dir das in die Karten gespielt? 

Amin Sarr: Die neue Formation mit zwei Spitzen kommt mir sehr entgegen. Ich bin ein Stürmer, der sich viel bewegt. So komme ich gerne entgegen, suche aber auch die Läufe hinter die Abwehr. Kevin Behrens hat gegen Bremen viele Zweikämpfe geführt. Das hat mir immens geholfen. Dadurch habe ich die Bälle in den Zwischenräumen erhalten und war viel am Spiel beteiligt. Insgesamt würde ich sagen, dass wir sehr gut zusammen funktioniert haben. 

Wie war deine Reaktion, als du erfahren hast, dass du beim Auswärtsspiel in Bremen dein Startelfdebüt gibst? 

Amin: Ich habe in der Trainingswoche das Gefühl bekommen, dass es am Wochenende so weit sein wird. Daher war es keine große Überraschung für mich. Es war dennoch ein großartiges Gefühl, nach so einer langen Zeit wieder von Beginn an auf dem Platz zu stehen. Ich habe auf diesen Moment hingearbeitet und versucht, ihn in vollen Zügen zu genießen.

In den sieben Monaten zuvor bist du meist nur zu Einsätzen als Joker gekommen. War der Schritt in die Bundesliga vielleicht doch etwas schwieriger, als du ihn dir vorgestellt hattest?

Amin: Ich wusste bereits vor meiner Leihe, dass die Bundesliga eine sehr intensive Liga ist. In den ersten Monaten habe ich deshalb besonders an meiner Physis gearbeitet, um auf ein neues Level zu kommen. Ich habe jedes einzelne Training wie ein Spiel gesehen, stets 120 Prozent gegeben. Natürlich gab es Aufs und Abs, zwischendurch war ich auch noch verletzt. Aber ich habe enorm viel über mich gelernt, was für meinen weiteren Weg entscheidend sein kann.

Es war ein großartiges Gefühl, nach so einer langen Zeit wieder von Beginn an auf dem Platz zu stehen. Ich habe auf diesen Moment hingearbeitet und versucht, ihn in vollen Zügen zu genießen.
Amin Sarr

Wie schwer ist es dir gefallen, in dieser herausfordernden Phase positiv zu bleiben?

Amin: Tatsächlich gar nicht. Ich bin ein sehr positiver Mensch, das werden die Jungs bestätigen können. Es ist egal, ob ich spiele, im Kader stehe oder verletzt bin – ich komme immer mit einem Lächeln in die Kabine. 

Was bereitet dir abseits des Platzes Freude?

Amin: Ich verbringe viel Zeit mit meinen Freunden, zocke aber auch mal gerne ein paar Runden Fortnite. Es ist ein super Weg, um mit meinen Kumpels aus Schweden in Kontakt zu bleiben und einfach mal abzuschalten.

Du bist im schwedischen Malmö geboren. Was vermisst du an deiner Heimat am meisten?

Amin: Da muss ich direkt an das Street Food in Malmö denken. Überall, wo ich in den vergangenen Jahren gelebt habe, konnte ich kein so gutes Essen finden wie dort.

Dein Bruder ist in Schweden geblieben, spielt in der dritten Liga – als Torhüter. Wie ist das passiert?

Amin: In unserer Kindheit haben wir zunächst beide als Innenverteidiger zusammengespielt. Als sich unser Torwart aber verletzte, musste mein Bruder einspringen. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Eine Zeit später haben wir den Verein gewechselt. In unserem neuen Klub wurde ich zum Stürmer umfunktioniert. Und seither hat sich nichts mehr an unseren Positionen geändert.

Verwechslungsgefahr besteht nicht nur, weil ihr Zwillinge seid, sondern auch einen nahezu identischen Vornamen habt: Amin und Lamin Sarr.

Amin: In meiner Kultur wird der erstgeborene Sohn meist Lamin genannt. Es ist witzig, dass sich meine Eltern bei mir dann für Amin entschieden haben. Sie meinten, dass sie den Namen einfach schön fanden. (lacht)

Wie ist euer Verhältnis?

Amin: Menschen, die keinen Zwillingsbruder haben, können sich gar nicht vorstellen, wie stark die Bindung ist. Wir sind zur selben Schule gegangen, haben in derselben Mannschaft gespielt und haben auch heute noch jeden Tag Kontakt.

Lass uns zum Abschluss kurz noch auf das anstehende Heimspiel zu sprechen kommen. In der laufenden Saison hatten wir noch kein Glück gegen die Elf vom Niederrhein… 

Amin: Es ist höchste Zeit für eine Revanche. Der Sieg gegen Werder war enorm wichtig für unser Selbstvertrauen und die Stimmung innerhalb der Mannschaft. Wenn wir die gleiche Energie wie in Bremen auf den Platz bringen, werden wir auch gegen Mönchengladbach gewinnen. 

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