Männer

„Immer einhundert Prozent“

VfL-Sturmtalent Dzenan Pejcinovic über Torriecher, Harry Kane und die Tugend der Geduld.

VfL-Wolfsburg-Spieler Dzenan Pejcinovic mit Mit- und Gegenspielern im Strafraum.

Bei seiner Verpflichtung vor gut eineinhalb Jahren war Dzenan Pejcinovic gerade einmal 17 Jahre alt. Seitdem hat sich der ehemalige Augsburger, der seinen Torriecher regelmäßig bei der grün-weißen U19 unter Beweis stellt, durch harte Arbeit zu einem festen Bestandteil des Profikaders gemausert. In den jüngsten beiden Ligaspielen der Kovac-Elf kam der gebürtige Münchner jeweils zu Joker-Einsätzen. Im Interview spricht Pejcinovic über seine Entwicklung, seinen Torriecher, sein großes Vorbild und natürlich den kommenden Gegner Hoffenheim.

Dzenan, wie fühlst du dich nach deinen beiden letzten Kurzeinsätzen für die Wölfe?

Dzenan Pejcinovic: Mir geht es gut. Es hat mich gefreut, dass ich mal wieder ran durfte und ich hoffe, dass meine Einsatzzeiten in der Zukunft noch mehr werden. Ich habe das Gefühl, dass ich gut trainiere. Das war jetzt mal ein guter Start in das neue Jahr.

Nachdem du in der vergangenen Saison dein zehnminütiges Bundesliga-Debüt gegen Hertha gefeiert hast, dauerte es nun bis zur Rückrunde, ehe weitere Kurzeinsätze folgten. Wie ungeduldig warst du in der Zwischenzeit?

Dzenan: Ich muss schon sagen, dass ich sehr ungeduldig war (lacht). Ich will immer einhundert Prozent geben – und natürlich auch spielen und Tore schießen. Es war zugegebenermaßen eine harte und eine lange Zeit, in der ich mich auf jeden Fall aber auch weiterentwickelt habe. Die Zeit habe ich tatsächlich gebraucht, um mich noch weiter an das höhere Niveau anzupassen. Das war sowohl meine Eigenwahrnehmung als auch die von anderen. Ich habe es sehr begrüßt, dass mir auch immer mal wieder jemand gesagt hat, was noch nicht so gut ist und noch verbessert werden kann. Dadurch konnte ich selbst die Situation auch ganz gut einschätzen. So sind zum Beispiel die Anforderungen an die Physis und das Spieltempo nicht mehr dieselben wie in der Jugend. Da muss man sich schnellstmöglich anpassen.

Gibt es Feedback von Niko Kovac zu deinen Trainingsleistungen und Auftritten?

Dzenan: Ja, durchaus. Auch wenn ich bei der U19 gespielt habe, habe ich im Nachgang Feedback vom Trainer bekommen, weil die Spiele dann ja auch im Video angeschaut, analysiert und bewertet werden – genauso wie beim Training. Das ist schon sehr gut und wichtig, um zu schauen, wo es Stärken oder eben auch noch Schwächen gibt.

Bei deinem Wechsel vom FC Augsburg im Sommer 2022 sagte Marcel Schäfer: „Er ist in seiner fußballerischen Entwicklung trotz seines junges Alters schon relativ weit. Er verfügt über eine gute Technik, hat eine gute Spielübersicht, Zug zum Tor und ist zudem ein echter Mannschaftsspieler. Jetzt geht es darum, ihn Stück für Stück an die Anforderungen der Bundesliga heranzuführen und ihm die Zeit zu geben, die er braucht, um sich auf diesem hohen Niveau weiterzuentwickeln.“ Seitdem hast du dich beispielsweise körperlich sichtbar entwickelt und an Muskelmasse zugelegt. Fühlst du dich im Profibereich angekommen?

Dzenan: Zum Teil. Noch bin ich ja 18 Jahre, was natürlich bedeutet, dass es immer Punkte gibt, die ausbaufähig sind. Ich kann meinen Körper im Zweikampf sicher noch besser nutzen, dazu gibt es Details wie den Erstkontakt und die Ballmitnahme, bei denen es sicher noch Verbesserungspotential gibt. Aber ich glaube, ich bin auf einem richtig guten Weg.

Für die U19-Jungwölfe hast du in dieser Saison neunmal in acht Einsätzen getroffen und damit einmal mehr deine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt. Woher kommt dieser Torriecher? Gibt es ein Rezept für einen erfolgreichen Torabschluss?

Dzenan: Ich glaube tatsächlich, dass das mit dem Extratraining zu tun hat – egal, ob ich nach den Einheiten immer mal wieder Abschlussübungen nach Flanken durchführe oder aber an den freien Tagen selbst etwas mache. Was meinen Torriecher angeht: Der war schon immer da und wird auch hoffentlich immer bleiben. Das wäre zumindest nicht verkehrt (lacht).

Wie ist es, immer wieder zwischen Junioren- und Profibereich zu wechseln. Kann man sagen, zu welchem Team du dich zugehöriger fühlst?

Dzenan: Im ersten Jahr war der dauernde Wechsel tatsächlich nicht immer einfach. Ich hatte kein richtiges Gespür dafür, wo ich stehe. Mit dieser neuen Saison hab ich mir dann vorgenommen, nicht mehr so viel darüber nachzudenken, sondern einfach immer nur das Beste zu geben – egal, ob bei der U19 oder bei den Profis und egal, ob im Training oder Spiel.

Wenn ich also meine Chance bekomme, egal ob fünf Minuten oder eine Stunde, versuche ich meinen Teil dazu beizutragen, dass wir das Spiel gewinnen.
Dzenan Pejcinovic

Wie beurteilst du angesichts der Konkurrenzsituation im Sturm deine zukünftigen Chancen auf größere Einsatzzeiten?

Dzenan: Mir ist es am wichtigsten, bei mir zu bleiben und alles zu tun, damit wir als Mannschaft Erfolge feiern. Wenn ich also meine Chance bekomme, egal ob fünf Minuten oder eine Stunde, versuche ich meinen Teil dazu beizutragen, dass wir das Spiel gewinnen. Der Konkurrenzkampf ist immer da und wird auch immer bleiben. Am Ende wird sich aber immer Leistung durchsetzen.

Hast du ein fußballerisches Vorbild?

Dzenan: Ich bin absoluter Fan von Harry Kane.

Dann gibt es ja sogar noch eine ganz persönliche Herausforderung, schon bald mit ihm gemeinsam auf dem Rasen zu stehen…

Dzenan: Das wäre tatsächlich ein Traum für mich.

Momentan wirken die VfL-Auftritte, als seien sie weder Fisch noch Fleisch. Zuletzt gab es drei Remis in Folge trotz phasenweiser ordentlicher Auftritte. Woran hakt es und was ist noch drin in dieser Saison?

Dzenan: Ich finde, dass uns aktuell das letzte Prozent Glück fehlt. Wir bereiten uns im Training richtig gut vor und arbeiten hart. Ich glaube, dass das gerade eine eklige, auch kopfmäßig für uns alle nicht einfache Phase ist, die man einfach überstehen muss. Sollten wir jetzt am Sonntag einen Dreier einfahren können, dreht sich das Ganze vielleicht schon wieder. Ich habe ein gutes Gefühl diesbezüglich, weil ich sehe, wie hart wir trainieren und wie intensiv wir wollen.

Nun kommt Hoffenheim. Wie schätzt du die Sinsheimer ein? Welcher Schlüssel kann die Tür zum Sieg öffnen?

Dzenan: Die Hoffenheimer sind immer wieder gefährlich, was sie auch in dieser Saison bewiesen haben. Sie stehen ja auch gut in der oberen Tabellenhälfte da. Wir brauchen auf jeden Fall einhundert Prozent Einsatz gegen sie und müssen das leidenschaftlichere Team sein. Es muss vielleicht kein schöner Fußball rauskommen, dafür aber ein harter Kampf. Es muss spürbar sein, dass jeder Einzelne von uns dieses Spiel unbedingt gewinnen will.

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