Männer

Fünf Prozent von Alaba

Akademie-Neuzugang Kevin Lebersorger im Portrait.

Kevin Lebersorger ist erst seit drei Wochen in Wolfsburg. Und doch hat der Neuzugang aus der Red Bull Akademie schon einiges erlebt. Der U19-Verteidiger im Portrait. 

Unverhofft kommt oft

Wir schreiben Mittwoch, den 19. Juli 2023. Gegen 20 Uhr klingelt das Handy des Rechtsverteidigers aus der VfL-Akademie. Es ist sein Trainer Daniel Bauer, der eine frohe Botschaft zu verkünden hat: Gemeinsam mit den Teamkollegen Anders Börset und Bennit Bröger geht es für den 17-Jährigen zu den Profis ins Trainingslager nach Seefeld. „Im ersten Moment“, erzählt Lebersorger, „dachte ich, dass er einen Scherz macht.“ Spätestens, als die Berge am Horizont in die Höhe ragten und die Sprache – für Menschen aus Niedersachsen – unmissverständlich wurde, herrschte absolute Gewissheit. Es war kein Scherz, sondern ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gehen sollte. 

Das besondere Debüt

Am Donnerstag stand lediglich die über 700 Kilometer lange Anreise auf dem Programm, Freitagnachmittag dann die erste Trainingseinheit mit den Profis und am Samstag dann das Testspiel gegen den SC Freiburg. Alle drei Youngsters kamen zum Einsatz, Lebersorger war sogar über 60 Minuten im Einsatz. „Ich war in meinem Leben selten so aufgeregt“, gesteht der U19-Verteidiger. Immerhin waren auch knapp tausend Menschen in Zams vor Ort. „Mit dem Anpfiff hat sich die Aufregung aber gelegt, dann war ich voll und ganz auf meine Aufgabe fokussiert“, so Lebersorger weiter. Die Wölfe drehten einen Zwei-Tore-Rückstand und bescherten ihm ein erfolgreiches Debüt – und das in seinem Heimatland. 

Fußball in der DNA

Aufgewachsen ist Lebersorger nämlich in der oberösterreichischen Gemeinde Timelkam, die etwa 60 Kilometer nordöstlich von Salzburg liegt. Für den ortsansässigen ATSV hat er im Alter von fünf Jahren erstmals die Fußballschuhe geschnürt beziehungsweise schnüren lassen. Trainer war sein Vater. „Das war natürlich in gewisser Weise ein Vorteil, bei mir hat er aber auch etwas genauer hingeschaut. Damals war es mir noch nicht so wichtig, ob ich eines Tages Leistungssportler werde. Ich wollte einfach nur Spaß mit meinen Freunden haben“, blickt Lebersorger zurück. 

Ein Ratschlag, der zum Credo wurde

Das Mindset änderte sich mit dem Wechsel in die Jugend des österreichischen Bundesligisten SV Ried. Mit starken Leistungen machte Lebersorger auf sich aufmerksam und schaffte vor der Saison 2017/2018 den Sprung an die Red Bull Akademie. „Die Zeit dort hat mich persönlich wie fußballerisch einen riesigen Schritt vorangebracht. Ich habe mich weiterentwickelt, meinen Traum verfolgt und sehr viel gelernt“, so Lebersorger. Unter anderem von Weltstars wie Antonio Rüdiger und David Alaba. 

„Schon immer einer der Fleißigsten“

Denn gelegentlich bekamen die Youngsters in der Akademie an der bayerisch-österreichischen Grenze hohen Besuch. „Sie haben sich eine Stunde Zeit für uns genommen, Fragen beantwortet und Ratschläge gegeben. Einer davon ist mir besonders in Erinnerung geblieben: ‚Jeder, der so weit gekommen ist, hat das gewisse Talent. Ihr müsst immer mehr und härter trainieren als die anderen.‘ Ich war schon immer einer der Fleißigsten in meinem Team, aber wenn ein Weltspieler wie Alaba so etwas zu dir sagt, dann schaffst du es, noch irgendwie fünf Prozent aus dir rauszuholen“, so Lebersorger, der abseits des Platzes sehr viel individuell trainiert – ob Kraft oder Ausdauer.

„Es ist schon anstrengend…“ 

In seiner Jugend war der Österreicher für lange Zeit als rechter Außenstürmer im Einsatz, dann als Mittelstürmer und Achter. In der U18 der Red Bull Akademie wurde er von seinem damaligen Trainer Daniel Beichler schließlich zum Außenverteidiger umgeschult. „Diese Position gefällt mir sehr gut, weil ich viel über mein Tempo und meine Zweikampfstärke komme“, so Lebersorger, der auch in Wolfsburg auf der Außenbahn für Furore sorgen will. Der VfL ist sein erster Klub außerhalb von Österreich. Das einzige Manko bislang: „Es ist schon anstrengend, wenn ich so viel Hochdeutsch sprechen muss. Zum Glück ist mit Juri Kirchmayr noch ein Österreicher im Team. Wenn wir miteinander reden, müssen wir uns zwar den einen oder anderen blöden Spruch anhören, aber das stört uns nicht weiter.“