Die 70er Jahre gelten gemeinhin als lockere Zeit. Fragt man VfL-Spieler von damals nach ihren Erlebnissen, dann klingt es manchmal anders. Auf dem Rasen führte Imre Farkaszinski ein hartes Regiment. Und wer tagsüber im Werk seine Brötchen verdiente, der bekam die sportliche Situation schon mal hautnah zu spüren: „Wie der VfL gespielt hatte, das war immer ein Thema. Wenn es schlecht lief, musste man sich von den Kollegen einiges anhören“, lacht Wolfgang Wallek. „Ich erinnere mich sehr gut an ein Erstrunden-Pokalaus. Da hat man sich dann gefreut, wenn man mal ein paar Tage krankmachen konnte.“ Der 62-Jährige war zwischen 1969 und 1977 Mittelstürmer bei den Grün-Weißen, stolze 108 Mal traf er ins Tor. Im Hauptberuf war Wallek wie die meisten seiner Mannschaftskollegen bei Volkswagen tätig. Beides unheimlich gern.
Malocher auch im Beruf
Eine Vorzugsbehandlung gab es für VfL-Spieler seinerzeit nicht. Und wenn, dann nur vorübergehend. „Als wir es in die zweite Liga schafften, wurde es zeitweise lockerer, da kam man freitags vielleicht mal etwas eher raus. Nach dem Abstieg hatte sich das aber schon wieder erledigt“, sagt er, ohne allerdings darüber zu klagen. Denn im Werk arbeiten zu können, darüber war Wallek unheimlich froh. Als 19-Jähriger war er aus Salzgitter gekommen. Mit den lockenden Aussichten, erstens beim VfL Fußball zu spielen und zweitens beruflich weiterzukommen. „Ich hatte auch andere Angebote, aber das hier hat einfach gepasst. Vorher hatte ich in der Stahlhütte gearbeitet, da war Volkswagen eine ganz andere Welt. Saubere Arbeit, das empfand ich schon als großes Glück, außerdem bot man mir Entwicklungschancen.“ In seinem erlernten Beruf als Starkstromelektriker fing Wallek an, ab 1973 wechselte er in den Kundendienst, genauer gesagt in die Gewährleistungsabteilung. Zu seinen Aufgaben zählte die Pflege des Bilanzkatalogs.