Inside

„Ein Highlight“

Dirk Zelonczewski über die Nachhaltigkeitsinitiative „Vom Feld in den Fanshop“.

Der VfL Wolfsburg-Mitarbeiter Dirk Zelonczewski steht mit einem Mann auf einem Feld.

Nach dem Auftaktbesuch bei den Bio-Baumwoll-Produzenten in Indien im Januar ist Zeit für ein erstes Fazit. Dirk Zelonczewski, Leiter Merchandising beim VfL Wolfsburg, war mit dabei und berichtet von seiner Reise in die Projektregion.

Hallo, Dirk. Zu Beginn des Jahres warst du in Indien. Was waren deine Erfahrungen und deine Aufgaben vor Ort?

Dirk Zelonczewski: Ich war das erste Mal in Indien. Das war für mich ein Abenteuer, denn ich hatte viel Respekt vor der Reise. Jetzt bin dankbar, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Kulturell war es schon ein großer Kontrast zu Deutschland, aber ich habe viele positive Erfahrungen mitnehmen können. Besonders die Gastfreundschaft ist mir in Erinnerung geblieben. Wir waren insgesamt neun Tage in Indien – gestartet in Mumbai, dann weiter Richtung Kandla – und haben uns die Baumwollfelder angeschaut und sind mit den Bauern sowie den Beschäftigten der Fabriken ins Gespräch gekommen, um Erfahrungen zu teilen und zu verstehen, was das Projekt für die Region bedeutet und welchen positiven Aspekt es hat.

Nun warst du im Rahmen der Initiative „Vom Feld in den Fanshop“ dort. Was ist das Kerngeschäft?

Zelonczewski: Der VfL Wolfsburg und andere Vereine engagieren sich dafür, dass indische Bauern ihre Felder und Produktionsstätten auf Nachhaltigkeit umstellen können. Wir wollen Bio-Baumwolle langfristig in der Bundesliga etablieren und den Fans anbieten. Das Thema Nachhaltigkeit ist groß, was gut und richtig ist. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, uns vor Ort zu erkundigen, was in der gesamten Lieferkette – also vom Feld bis in den Fanshop – passiert. Wir haben uns die Fabriken, die Färbereien und die Arbeitsbedingungen angeschaut und sehen uns auch als Multiplikatoren. Wenn man in der Region war, kann man besser und glaubhafter mitreden. Das, was wir mitnehmen durften, war sehr positiv und wird auch für uns wichtig sein, wenn wir das Thema weiterhin forcieren und vorantreiben.

Das Schöne an dem Projekt war, dass auch Mädchen mitspielen durften. Das ist in Indien keine Selbstverständlichkeit. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir mit dem Projekt nicht nur Nachhaltigkeit vorantreiben, sondern auch eine Veränderung beim Thema Schule und Sport erzielen konnten.
Dirk Zelonczewski

Welche besondere Erinnerung nimmst du mit?

Zelonczewski: Neben den Erfahrungen rund um die Felder und Fabriken waren wir auch in Schulen zu Besuch und haben zusammen Fußball gespielt. Die Kinder waren unheimlich dankbar und stolz darauf, dass sie uns etwas zeigen durften. Das Schöne an dem Projekt war, dass auch Mädchen mitspielen durften. Das ist in Indien keine Selbstverständlichkeit. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir mit dem Projekt nicht nur Nachhaltigkeit vorantreiben, sondern auch eine Veränderung beim Thema Schule und Sport erzielen konnten. Generell zu sehen, was passiert, wenn man sich engagiert, ist ein Highlight. Der Herr, der in Indien zuständig für die Fabriken ist, hat uns seine Baupläne präsentiert und optimiert sein Unternehmen ständig – ohne dabei Arbeitsbedingungen und Sicherheit zu missachten.

Mit Borussia Dortmund, Union Berlin, Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt, dem Hamburger SV, dem SV Werder Bremen, dem VfB Stuttgart und dem FC St. Pauli sind noch andere Vereine mitgereist. Wie war der Austausch untereinander?

Zelonczewski: Wir stehen sowieso immer in Kontakt. Die Gruppe, die in Indien dabei war, hat sich vorab schon getroffen. Der Austausch war super und informativ, um die gesammelten Eindrücke in einer Gruppe zu besprechen und auch zu überlegen, welche Synergien noch entstehen könnten. Unser Ziel ist, andere Vereine, auch abseits des Fußballs, zu informieren und zu überzeugen. Nachhaltigkeit im Merchandising wird immer wichtiger. Die DFL fordert das Thema sowieso ein, aber wir sehen uns auch in der Pflicht, diesen Weg zu gehen.

Die Fußballbranche ist schnelllebig.  Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit besonders im Bereich Merchandising?

Zelonczewski: Wenn man neue Produkte etablieren will, sollte man sich damit beschäftigen, wie das nachhaltig umsetzbar ist und wie Lieferketten und Herstellungsbedingungen sind. Wenn Produkte nicht zu den Werten des VfL passen oder wenn Kriterien nicht erfüllt werden, muss man das Sortiment umstellen. Aber: Das funktioniert nicht allein. Der Fan muss das Thema auch mittragen. Und auch der Landwirt in Indien muss sein Bewusstsein verändern und wissen, was das bedeutet. Er muss das Thema Nachhaltigkeit leben und das durften wir im positiven Sinne selbst erfahren. Deswegen war die Reise spannend und lehrreich.

Wir müssen es schaffen, den Fans vernünftig zu erklären, wieso dann auch beispielsweise ein T-Shirt teurer werden kann. Die Lieferkette ist nachhaltig und transparent, eine Familie hat ein besseres Einkommen und während der Arbeit wird auf die Sicherheit geschaut. Das sind genau die Aspekte, die wir mit diesem Projekt unterstützen.
Dirk Zelonczewski

Wer profitiert von dem Projekt, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und Bildungsperspektiven für Frauen und Kinder?

Zelonczewski: Das sind schon die Schlagwörter. Die indische Kultur ist anders, den Lebensstandard kann man mit unserem nicht vergleichen. Die Armut macht einen nachdenklich. Daher war es umso wichtiger für mich, vor Ort zu sein und die Region kennenzulernen. In Tiruppur, wo wir uns die Fabrik angeschaut haben, herrschen sehr gute Arbeitsbedingungen. Man merkt es an Kleinigkeiten, wie zum Beispiel einem Fluchtweg-Konzept, oder daran, dass Mitarbeitende frei reden dürfen und einen offenen Austausch pflegen. Sie waren stolz darauf, dass wir ihrer Arbeit zuschauen konnten – das ist ein Plus. Und auch der Fan und der VfL profitieren von dem Projekt. Der Fußball hat eine Verantwortung und kann Massen sensibilisieren. Wir müssen es schaffen, den Fans vernünftig zu erklären, wieso dann auch beispielsweise ein T-Shirt teurer werden kann. Die Lieferkette ist nachhaltig und transparent, eine Familie hat ein besseres Einkommen und während der Arbeit wird auf die Sicherheit geschaut. Das sind genau die Aspekte, die wir mit diesem Projekt unterstützen.

Welche Veränderungen führt die Umstellung auf Bio-Baumwolle beim VfL mit sich und was erwartet die Kunden und Fans bezüglich des Preises und der Qualität der Ware?

Zelonczewski: Aktuell ist es aufgrund vieler Umstände insgesamt schwer zu kalkulieren, was die Auswirkungen auf die Preise sind. Die Gespräche mit den Dienstleistern und Lieferanten finden bald statt. Das Ziel ist es, dass die Preisfindung im Rahmen bleibt. Mit dem Grünen Knopf haben wir schon viel umgestellt, aber der neue Fairtrade-Standard verspricht nochmal eine bessere Qualität. Wir wollen aber nicht nur ein besseres Produkt anbieten, sondern auch die Lieferkette nachhaltiger gestalten. So ein T-Shirt hat viele Arbeitsschritte, bis es fertig ist. Von der Waschung bis zum Druck haben wir uns alles angesehen – vom Feld bis in den Shop eben. Wir hoffen, dass die Fans den Weg verständnisvoll mitgehen werden.

Mehr Infos zum Thema Nachhaltigkeit beim VfL