Das größte deutsche Talent im Frauenfußball – vor einigen Jahren galt dieses Superlativ Lena Oberdorf. Ein Versprechen, das sich mehr als erfüllt hat: Mit ihren immer noch erst 20 Jahren ist „Obi“ längst dem Talentstatus entwachsen und in der Weltklasse angekommen. Wenn in diesen Tagen vom größten deutschen Talent die Rede ist, fällt in den meisten Fällen der Name Jule Brand. Auch die 19-jährige Pfälzerin hat sich – wie Oberdorf – dem VfL Wolfsburg angeschlossen. Weitere Parallelen sind zumindest nicht ausgeschlossen. Ihr unbekümmerter Auftritt im EM-Halbfinale gegen Frankreich, als sie für Klara Bühl in die Startelf rückte und eine starke Leistung zeigte, lässt erahnen, wohin ihr Weg noch führen könnte. Seit knapp einer Woche ist die ehemalige Hoffenheimerin bei ihrem neuen Team – und erstmals allein fernab der Heimat. Im Interview spricht Brand über ihre neue Karrierestation sowie ihre Erwartungen an die Premieren-Saison im grün-weißen Trikot.
Jule Brand, wie groß ist der Schritt, von der TSG 1899 Hoffenheim zum VfL Wolfsburg zu wechseln?
Jule Brand: Dadurch, dass ich ja mit vielen Teamkolleginnen erst vor kurzem die EM gespielt habe, nicht ganz so groß. Zumindest hilft das, sich hier menschlich einzufinden. Aber klar, Wolfsburg bewegt sich schon auf einem ganz anderen Niveau. Es war auf alle Fälle der richtige Schritt, von zu Hause auszuziehen und die Komfortzone zu verlassen. Ich freue mich darauf, mich allein zurechtzufinden und in einen Alltag reinzukommen. Einfach tun und lassen zu können, was ich will – das ist schon cool.
Wann ist die Wechselentscheidung denn gereift?
Jule: Die Frage, ob ich bereit bin für den nächsten Schritt, hat mich schon länger beschäftigt. Als die Gespräche mit den VfL-Verantwortlichen begonnen haben, war es schnell klar, dass es der VfL wird.
In der letzten Saison kamen mit Lena Lattwein und Tabea Waßmuth auch schon zwei Spielerinnen von der TSG zum VfL. Hast du dich mit ihnen über deinen Wechsel ausgetauscht?
Jule: Ja, wir haben häufiger darüber gesprochen und ich habe ihnen auch einige Fragen gestellt. Vielleicht waren sie auch schon etwas genervt. Aber sie haben sehr gut über den VfL Wolfsburg gesprochen.
War es auch ein Punkt, dass sich Lena und Tabea hier so positiv entwickelt haben?
Jule: Absolut. Beide haben einen Riesenschritt gemacht in der letzten Saison. Tabea ist gerade in der Champions League richtig abgegangen, hat fast die meisten Tore im Wettbewerb erzielt und darüber hinaus viele gute Spiele gemacht. Lena hat sich ebenso super entwickelt, ist sehr wichtig im Zentrum. Das hat natürlich auch für Wolfsburg gesprochen.
Du hast mit der TSG 1899 Hoffenheim über einige Wochen in drei Wettbewerben gespielt, also Erfahrung gesammelt mit hoher Belastung. Beim VfL ist solch ein Pensum eher die Regel. Hast du Respekt vor dieser Umstellung?
Jule: Wir sind hier sehr gut aufgestellt im physiotherapeutischen und athletischen Bereich, sodass ich immer ein Feedback darüber bekomme, ob man gerade etwas zurückfahren muss oder auch mal mehr machen kann. Das ist alles top abgestimmt und ich habe volles Vertrauen in den kompletten Stab.