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„Der Start meiner neuen Karriere“

Im Interview: Wie Denis Vavro in Spanien den Spaß am Fußball neu entdeckte.

In der Karriere eines Fußballprofis gibt es oftmals Höhen und Tiefen. Eine turbulente Talfahrt hat Denis Vavro bereits hinter sich. Wie sich der 28-jährige Abwehrhüne die Freude an seiner Leidenschaft zurückgeholt hat und wie Kamil Grabara zu seinem Bruder im Geiste wurde, erzählt er im Interview.

Denis, man sieht dich oft an der Seite von Kamil. Wie ist euer Verhältnis?

Denis Vavro: Wir sind inzwischen wie Brüder. Während unserer Zeit in Kopenhagen haben wir im selben Haus gewohnt und sind täglich gemeinsam zum Training gefahren. Uns gingen nie die Gesprächsthemen aus, Musik lief so gut wie nie.

Habt ihr euch auf Anhieb gut verstanden?

Denis: Als ich im Januar 2022 nach Kopenhagen zurückkehrte, lernte ich ihn zum ersten Mal kennen. Die gemeinsame Sprache hat sicherlich geholfen, da ich auch Polnisch spreche. Es dauerte ein, zwei Wochen, dann waren wir ein unzertrennliches Duo.

Auf deinem Instagram-Kanal gibt es ein sehr emotionales Video von euch. Kannst du uns noch einmal in diesen Moment mitnehmen?

Denis: Das war ein großer Moment für uns, das letzte Spiel in der Champions-League-Gruppenphase gegen Galatasaray Istanbul. Um ins Achtelfinale zu kommen, mussten wir gewinnen – und das haben wir geschafft. Nach dem Schlusspfiff wandelte sich die ganze Anspannung in pure Emotionen um.

Beim FC Kopenhagen hast du auch mit Jonas Wind gespielt. Peter Christiansen kennst du ebenfalls aus deiner Zeit in Dänemark. Wie ist es, an einem neuen Ort auf so viele bekannte Gesichter zu treffen?

Denis: Es ist schon ein lustiger Zufall, fast wie ein kleines Klassentreffen. Mir persönlich hat es sehr geholfen, mich schnell an die neue Umgebung zu gewöhnen.

Wie kommt es eigentlich, dass du Polnisch sprichst?

Denis: Ein Teil meiner Familie lebt in Breslau. In meiner Kindheit haben wir sie regelmäßig besucht. Außerdem ähneln sich Polnisch und Slowakisch sehr. Mir rutschen immer wieder ein paar slowakische Wörter dazwischen, aber wir verstehen uns schon – und manchmal ist unser Polnisch-Slowakisch-Mix auch ziemlich lustig.

Welche Sprachen beherrschst du noch?

Denis: Ich spreche Polnisch, Englisch, Italienisch und natürlich Slowakisch. Mein Italienisch ist nicht perfekt, aber okay. Während meiner Zeit bei Lazio Rom hatte ich sechs Monate lang Sprachunterricht. Ich verstehe die wichtigsten Dinge und konnte zumindest mein Lieblingsgericht – Spaghetti Carbonara – in Rom bestellen (lacht).

Sportlich war die Zeit in der Serie A für dich sehr herausfordernd…

Denis: Das stimmt. Vor der Corona-Pandemie lief alles nahezu perfekt. Ich war jung und lebte meinen Traum. Danach änderte sich die Situation schlagartig: Ich bekam keine Einsätze mehr und suchte vergeblich nach Antworten. Im Training fühlte ich mich wie ein Mannequin und musste teilweise sogar mit der U20-Mannschaft trainieren. Selbst als in der Verteidigung Not am Mann war, wurden Mittelfeldspieler mir vorgezogen. Diese Zeit hat mir den Spaß am Fußball genommen.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem du an ein frühzeitiges Karriereende gedacht hast?

Denis: Auf jeden Fall. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, nach der Saison meine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Ich wollte nichts mehr mit Fußball zu tun haben. Ich hatte keine Energie mehr für das Training und schaute keine Spiele mehr. In dieser Phase habe ich viel mit meinen Eltern telefoniert, teilweise drei- bis viermal am Tag. Sie haben mir enorm geholfen, ebenso mein Mentalcoach, der mich auch heute noch begleitet.

Wie hast du den Spaß am Fußball wiedergefunden?

Denis: Durch meine Leihe zur SD Huesca. Mein Debüt gab ich gegen den FC Barcelona, danach spielte ich fast jedes Spiel. Ich bin sehr dankbar für die Zeit in Spanien. Der Verein gab mir die Chance, mir selbst und allen anderen zu zeigen, dass ich die Qualität habe, gegen große Teams zu bestehen. Plötzlich hatte ich wieder Spaß an meiner Leidenschaft und genoss jede Sekunde auf dem Platz. Ich rief meine Eltern an und sagte: ‚Ich werde weitermachen!‘ Es fühlte sich an wie der Start meiner neuen Karriere.