Frauen

„Das war eine Punktlandung“

Felicitas Rauch über ihr starkes Comeback in London und die Liga-Aufgabe gegen Köln.

Mit 32 Pflichtspiel-Einsätzen zählte Felicitas Rauch zu den Dauerbrennerinnen der VfL-Frauen in der Saison 2020/2021. Den Beginn der laufenden Spielzeit erlebte die 25-Jährige dann von der Tribüne aus: Eine in der Vorbereitungsphase erlittene Sprunggelenksverletzung sorgte für die unfreiwillige Auszeit. Nun ist die dynamische Linksverteidigerin zurück im grün-weißen Trikot. Und wie: Beim 3:3 gegen Chelsea Women FC stand Rauch über die volle Distanz auf dem Platz, zeigte dabei eine starke Leistung und leitete nebenbei noch das 3:1 durch Doppel-Torschützin Tabea Waßmuth ein. Im Interview spricht die Nationalspielerin über die Zwangspause und ihr Comeback-Spiel auf großer Bühne.  

 

Felicitas Rauch, das 3:3 in Chelsea war dein erster Einsatz nach zweimonatiger Verletzungspause. Es gibt sicherlich einfachere Spiele, um wieder in den Rhythmus zu kommen, oder?

Felicitas Rauch: Es hat mich einfach sehr gefreut, dass ich in London spielen und mich zeigen konnte. Klar war es für mich auch eine Standortbestimmung, nachdem ich zuvor erst eine Woche mit der Mannschaft trainiert habe. Ich habe mir einfach vorgenommen, alles zu geben und dann zu schauen, wie lange die Kraft reicht. Umso schöner, dass es am Ende 90 Minuten waren. Es war auf alle Fälle ein sehr schönes Comeback, dass ohne die Arbeit unseres Medical-Teams nicht möglich gewesen wäre. Ich bin sehr dankbar für diesen tollen Einsatz mit dem Ziel, mich schnellstmöglich wieder auf den Platz zu bringen. Dass es in diesem Spiel geklappt hat, war eine Punktlandung.

Du warst aufgrund der Verletzung zumindest nicht aktiv dabei, als sich die neu formierte Mannschaft und das neue Trainerteam in den letzten Wochen zusammengefunden haben. Wie hast du die Zeit erlebt?

Felicitas: In der Vorbereitung erarbeitet man sich nicht nur die Fitness, sondern auch das Standing – von daher ist es schon unglücklich, gerade dann auszufallen. Aber ich hatte in der letzten Saison sehr viel gespielt und daher auch das Vertrauen, dass ich wieder zurückkommen werden. Nichtsdestotrotz ist es natürlich immer sehr ärgerlich, wenn man sich alles wieder aufs Neue erarbeiten muss. Es gibt zwar Schlimmeres, aber diese neuen Wochen haben sich doch sehr lang angefühlt. Und daher ist es wirklich ein tolles Gefühl, wieder zurückzukommen. Nun heißt es, Spielminuten zu sammeln, damit ich auch dauerhaft wieder an mein altes Niveau anknüpfen kann.

Siehst du es auch als Wertschätzung an, dass Trainer Tommy Stroot dich in so einem wichtigen Spiel gleich wieder von Anfang an gebracht hat?

Felicitas: Auf jeden Fall. Ich hatte vorher einige Gespräche mit dem Trainerteam, in denen mir mitgeteilt wurde, dass sie auf mich bauen. Für eine Fußballerin gibt es kaum etwas Wichtigeres als das Vertrauen des Trainerteams zu spüren. Das beflügelt einfach. Und dann liegt es an einem selbst, das Vertrauen zurückzuzahlen. Das war meine Aufgabe in diesem Spiel.

Es war eine intensive Partie, die sicherlich auch einige Körner gekostet hat. Wie hast du dich am Tag nach dem Spiel gefühlt?

Felicitas: Zunächst mal war es einfach wichtig, die ersten 15 Minuten zu überstehen, denn die waren sehr intensiv. Gerade als wir dann auch noch das Gegentor gefangen haben. Aber wir sind alle über unseren Schweinehund gegangen, auch ich. Am Ende musste ich ganz schön kämpfen und dementsprechend habe ich mich am nächsten Morgen auch gefühlt. Ich bin aber genauso sicher, dass ich schnell regenerieren werde – und dann freue ich mich auf die nächste Aufgabe.

Das 2:2 in Freiburg hat sich ein wenig wie eine Niederlage angefühlt. Wie ordnest du das Remis in London ein? Eher Ärger über den späten Gegentreffer oder Stolz auf eine starke Leistung?

Felicitas: Unser Anspruch war es ganz klar, in Freiburg zu gewinnen. Wir hatten danach eine sehr gute und auch wichtige Besprechung, in der wir uns an unsere Tugenden erinnert haben, an die DNA, die den VfL ausmacht. Und ich denke, man hat in London ganz deutlich erkannt, dass wir uns dies zu Herzen genommen haben. Alle Spielerinnen, egal ob sie auf dem Platz stehen oder nicht, haben die Verantwortung, diese Tugenden jederzeit abzurufen. Vielleicht war das 2:2 in Freiburg eine Art Wachrütteln, das uns daran erinnert hat, in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen zu müssen. Natürlich ist das Ergebnis ärgerlich gewesen, aber vielleicht war auch dieses Spiel mit Blick auf den weiteren Verlauf wertvoll. Nun gilt es, den Schwung mit in die Liga zu nehmen.

Nun erwartet euch ein Spiel mit komplett anderen Vorzeichen: Die Favoritenrolle gegen Aufsteiger 1. FC Köln ist euch sicher. Wie legt man den Schalter nun wieder um?

Felicitas: Diese Situation ist ja nicht neu für uns. Wir müssen einfach das Tempo hochhalten, damit der Gegner sehr viel laufen muss. Dann werden sich auch Räume ergeben. Und wenn wir dann auch noch genauso effektiv mit unseren Möglichkeiten umgehen wie gegen Chelsea, können wir dieses Spiel auch souverän gewinnen.

Der 1. FC Köln hat erst einen Zähler auf dem Konto, in der letzten Woche gab es ein 0:6 gegen den FC Bayern München. Wie schätzt du den Gegner ein?

Felicitas: Es ist eine Mannschaft, die nach den vielen Ab- und Aufstiegen der letzten Jahre große Ambitionen hat. Man muss ja nur einmal schauen, wie viel Erfahrung in ihrem Kader steckt. Auch wenn es noch früh in der Saison ist und man mit Prognosen vorsichtig sein sollte – das Potenzial, diesmal auch längerfristig in der Liga zu bleiben, ist auf alle Fälle vorhanden.

 

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