Männer

„Auf der Sechs angefangen“

Im Interview: Ridle Baku über seinen Weg auf den Flügel, soziale Projekte und Travis Scott.

Im Leben von Ridle Baku wird es wahrscheinlich nie so richtig langweilig. Im Laufe seiner Karriere als Profifußballer hat sich der 26-Jährige nicht nur ein zweites, sondern gleich mehrere Standbeine aufgebaut. Im Interview spricht der vielseitige Flügelflitzer unter anderem über die Geschichte seines Vornamens, seinen Einstieg als Gastronom und prominente Kunden seines Unternehmens. Außerdem gibt er frische Einblicke in sein soziales Projekt im Kongo.

Ridle Baku, lass uns zunächst noch einmal kurz über diese traumhafte Pokalnacht sprechen. Wie hast du das Spiel gegen Dortmund erlebt?

Ridle Baku: Es war unser erster Heimsieg in der laufenden Saison. Boah, das war ein echt spannendes Spiel. Wir wussten, dass jeder Fehler uns zum Verhängnis werden könnte. Wenn du so spät in der Verlängerung im DFB-Pokal ein Tor schießt, setzt das unvorstellbare Energien frei. Die Stimmung im Stadion war unglaublich.

In der vergangenen Saison wurdest du noch häufig als rechter Verteidiger eingesetzt, unter Ralph Hasenhüttl füllst du eine offensivere Rolle aus. Wie gut tut dir diese Umstellung?

Ridle: Ich bin generell ein sehr offensiv ausgerichteter Spieler mit Zug zum Tor. Daher passt mir das sehr gut, wenn ich etwas weiter vorne eingesetzt werde. Wir machen es im Verbund sehr gut, sodass ich in meine Aktionen komme.

Auf welcher Position bist du eigentlich groß geworden?

Ridle: Ich habe tatsächlich im Mittelfeld auf der Sechs angefangen. Damals war ich noch weit entfernt von der Position, auf der ich heute zuhause bin (lacht). Später, ich glaube es war in der U21, wurde ich aufgrund eines Ausfalls auf dem Flügel gebraucht. Scheinbar habe ich meine Sache gut gemacht, denn kurz darauf musste ich mich vom Mittelfeld verabschieden (lacht).

Apropos Großwerden. Du bist mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Wo ordnest du dich alterstechnisch ein?

Ridle: Von den Jungs bin ich der jüngste, insgesamt belege ich den vorletzten Platz. Ich habe aber zumindest eine jüngere Schwester. Es wurde damals nie langweilig bei uns. Und heute bei den Familienfeiern gibt es immer viel zu erzählen. Meine Familie hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert. Den meisten Kontakt habe ich zu meinem Zwillingsbruder Makana, der selbst Fußballprofi ist. Ich besuche ihn auch das eine oder andere Mal in Griechenland.

Klingt so, als hätten deine Eltern den Großteil ihrer Zeit auf dem Fußballplatz verbracht…

Ridle: Nicht nur meine Eltern, sondern auch meine älteren Geschwister haben meinen Zwillingsbruder und mich im Doppelpack zum Training fahren müssen. Sie mussten echt viel dafür opfern, dass wir unseren Weg gehen konnten. Ich bin sehr dankbar dafür.

Einem Kind, das noch voller Potenzial und Möglichkeiten steckt, kann man einen wertvollen Impuls geben, der sein Leben prägt. Bildung ist für mich die Grundlage des Lebens – und deshalb habe ich meinen Schwerpunkt darauf gelegt.
Ridle Baku über sein soziales Engagement

Dein Vater ist verantwortlich für deinen Namen Ridle, der eigentlich dein Spitzname war, oder? 

Ridle: Genau, eigentlich heiße ich Bote Nzuzi Baku. Mein Vater ist fußballverrückt, hat auch selbst lange gespielt. Er war ein großer Fan des Nationalstürmers Karl-Heinz Riedle und so kam ich zu meinem Spitznamen. Vor einigen Jahren habe ich mir Ridle dann auch offiziell in meinen Personalausweis eintragen lassen. Seit meiner Kindheit nennt mich jeder so, deshalb habe ich ihn übernommen.

Von deinem Vater hast du auch die kongolesischen Wurzeln. Im November 2023 hast du bereits ausführlich mit uns über dein Projekt „Improved after“ im Kongo gesprochen. Was ist seither passiert?

Ridle: World Vision begleitet viele Projekte vor Ort und hält mich mit Bildern und Videomaterial auf dem Laufenden. Ich wollte selbst noch einmal in den Kongo reisen, aufgrund der aktuellen Lage wäre das aber einfach zu gefährlich gewesen. Es gibt immer wieder Phasen, in denen man mehr oder weniger helfen kann, und gerade ist es nicht so einfach. Wir haben aber schon gute Ergebnisse erzielt, indem wir die Kinder dort mit Lehrbüchern, Wasser und Schutz versorgen. Doch täglich können Angriffe passieren, was es schwer macht, einen kontinuierlichen Fortschritt zu gewährleisten.

Wieso hattest du dich ursprünglich für ein solches Projekt entschieden?

Ridle: Es gibt viele Dinge, die man verändern kann. Einem Kind, das noch voller Potenzial und Möglichkeiten steckt, kann man einen wertvollen Impuls geben, der sein Leben prägt. Bildung ist für mich die Grundlage des Lebens – und deshalb habe ich meinen Schwerpunkt darauf gelegt.

Ist es geplant, in Zukunft weitere soziale Projekte ins Leben zu rufen?

Ridle: Auf jeden Fall! Ich habe mich schon mit weiteren Projekten beschäftigt, auch vor Ort in Deutschland. Mein langfristiges Ziel ist es, eine Fußballschule aufzubauen. Ich möchte Kindern, die das Talent und die Begeisterung für unseren Sport haben, den Weg ebnen, vielleicht auch eines Tages mal Profi werden zu können. Dazu habe ich mich auch schon mal mit Josh (Guilavogui) ausgetauscht, der ein ähnliches, aber noch größeres Projekt in Guinea auf die Beine gestellt hat.

Über dein Dasein als Fußballer und das soziale Engagement hinaus bist du auch noch als Unternehmer und Gastronom tätig. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Ridle: Ein gutes Zeitmanagement ist schon mal die Voraussetzung. Und dann ist es unabdinglich, dass du ein gutes Team um dich herum hast, sonst wäre das alles gleichzeitig gar nicht möglich. Ich bin Inhaber von „Kelly’s Fresh Kitchen“ in Mainz und habe mit „RB VIP Shuttle“ auch einen Chauffeur-Service. Grundsätzlich hat Fußball selbstredend die höchste Priorität in meinem Leben.

Wie bist du darauf gekommen, einen Chauffeur-Service anzubieten?

Ridle: Ich bin regelmäßig an freien Tagen von Wolfsburg nach Mainz gependelt. Ich wollte so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie oder anderen Dingen verbringen, kam jedoch stets gestresst und verspätet mit der Bahn an. Die Idee war schon lange da, ich habe mich aber lange einfach nicht getraut. Vor etwa einem halben Jahr habe ich sie mit einem Kollegen aus der Schulzeit dann umgesetzt. Der VIP-Shuttle kommt wirklich sehr gut an.

Gibt es prominente Namen, die du zu deinen Kunden zählst?

Ridle: Maxence hat vor Kurzem einen Shuttle gebucht und auch den MMA-Kämpfer Christian Jungwirth haben wir schon gefahren. Wir durften auch das Team von Travis Scott zu seinem Konzert in Frankfurt begleiten. Es macht echt großen Spaß, sich auch mal mit Leuten aus aller Welt zu unterhalten, die nicht nur aus dem Fußballkosmos stammen.

Seit Juli bist du zudem Inhaber von „Kelly’s Fresh Kitchen“ in der Mainzer Innenstadt. Was hat dich dazu inspiriert, unter die Gastronomen zu gehen?

Ridle: Ich bin ein Mensch, der gerne gut isst und bereit ist, dafür auch mal ein, zwei Euro mehr auszugeben. Heutzutage achten immer mehr Menschen darauf, was sie auf den Tisch bekommen. Eine gesunde Bowl kann man immer essen. Wir arbeiten aktuell auch an einem Konzept für ein Frühstücksangebot. Den Inhaber des Restaurants kenne ich sehr gut, wir wollten unbedingt etwas zusammen starten – und so habe ich mich dazu entschieden, einzusteigen.

Lass uns zum Abschluss noch über das anstehende Spiel gegen den FC Augsburg sprechen. Was muss passieren, dass wir am Samstag auch unseren ersten Bundesliga-Heimsieg feiern?

Ridle: Es gab viele positive Aspekte im Spiel gegen Dortmund. Wenn wir dieselbe Energie und Laufbereitschaft erneut auf den Platz bringen, bin ich davon überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden.

zum Matchcenter