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„An erster Stelle steht für uns die Arbeit“

Jungwölfe erstmals im Finale: Coach Dennis Da Silva Felix im Interview.

Für die U17 des VfL Wolfsburg steht am Sonntag (ab 11 Uhr) bei Arminia Bielefeld das größte Spiel ihrer noch so jungen Fußballer-Laufbahn an. Erstmalig steht ein grün-weißes B-Junioren-Team im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Die Mannschaft von Trainer Dennis Da Silva Felix hatte sich in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga die Meisterschaft gesichert und sich damit für die Endrunde qualifiziert. Im Halbfinale setzten sich die Jungwölfe nach zwei Partien gegen den Süd/Südwest-Staffelsieger TSG Hoffenheim letztlich mit 5:4 im Elfmeterschießen durch und peilen nun die Krönung für diese außergewöhnliche Saison an. Auch für die Hausherren ist die Final-Teilnahme eine Premiere. Vor der Partie, die in der großen SchücoArena – der Spielstätte der Arminia-Profis aus der 2. Bundesliga – ausgetragen wird, stand der Erfolgscoach Rede und Antwort.

Dennis Da Silva Felix, wie hoch ist die Anspannung vor dem Finale?

Dennis Da Silva Felix: Ich würde es gar nicht Anspannung nennen. Es ist eher ein Kribbeln und pure Vorfreude auf die Partie am Sonntag. Die Jungs sollen dieses Spiel genießen, Spaß haben und als Belohnung für acht Monate harte Arbeit sehen. Egal, was passiert, es ist jetzt schon eine herausragende Saison.

An welchen Stellschrauben haben Sie in dieser Trainingswoche gedreht?

Da Silva Felix: Nach den zwei intensiven Spielen gegen Hoffenheim musste erst einmal der Akku wieder aufgeladen werden. Deswegen stand an den ersten beiden Tagen die Regeneration im Vordergrund. Freitag und Samstag haben wir uns mit taktischen Details zum Gegner auseinandergesetzt – hier ging es also noch einmal in die Vollen.

In beiden Halbfinalspielen hat der VfL jeweils einen Rückstand aufgeholt. Wie wichtig ist das Thema Disziplin für Sie?

Da Silva Felix: Generell bin ich bei den Themen Disziplin und klare Struktur sehr detailverliebt. Somit waren die Spiele nichts fürs Trainerherz, aber für den neutralen Zuschauer natürlich umso spannender. Trotzdem müssen wir da eine gewisse Balance wiederfinden, wenn wir auch wirklich den Titel holen wollen.

Sind Sie in der Kabine laut geworden?

Da Silva Felix: Nein, gar nicht. Die Jungs und ich sind ein eingespieltes Team. In der Halbzeit gehe ich eher auf inhaltliche Dinge ein. Es kommt selten vor, dass ich laut werde – eigentlich nur, wenn die Einstellung nicht stimmt. Und das ist ein Punkt, den ich meinen Spielern nicht vorwerfen kann. Sie geben immer einhundert Prozent.

Was treibt Ihre Mannschaft darüber hinaus an?

Da Silva Felix: Die Jungs haben seit Saisonbeginn einen herausragenden Teamspirit, Ehrgeiz und Willen. Bei jedem einzelnen kommen diese Werte aus dem tiefsten Inneren. Sie sind sehr fokussiert.

Haben Sie den Grundstein dafür zu Saisonbeginn legen können?

Da Silva Felix: Da müssen wir natürlich alle Trainerkollegen und Wegbegleiter mit ins Boot nehmen, die mit den Spielern zuvor gearbeitet haben. Die meisten Jungs sind schon seit der U14 beim VfL. Punktuell kamen immer ein, zwei Spieler dazu. Ich begleite die Mannschaft jetzt im zweiten Jahr. Zum Beispiel wurde der Grundstein für die Spielidee schon in der U16 gelegt. Was die Feinheiten betrifft, hat das Trainingslager im vergangenen Sommer in Polen sehr viel dazu beigetragen, dass wir jetzt so erfolgreich sind.

Welche Spieler haben Sie in den zurückliegenden Wochen am meisten überrascht?

Da Silva Felix: Das ist schwierig. Als Trainer möchte man natürlich das gesamte Team hervorheben, weil wirklich von Nummer 1 bis 26 alle wichtig sind und jeder seinen Teil zum großen Ganzen beigetragen hat. Trotzdem haben zwei, drei Spieler eine enorm gute Entwicklung genommen. Unser Kapitän David Odogu war jetzt bei den Profis dabei. Alexander Georgiadi kann ich auch nennen. Er ist aus einem ganz kleinen Verein zu uns gekommen und ist erst seit eineinhalb Jahren im Leistungssport. Seine Leistungskurve geht steil nach oben und Alex ist noch lange nicht am Ende. Auch unser Dauerbrenner Bennit Bröger gehört dazu, er hat jede Partie gespielt und ist im Mittelfeld unser kreativer Kopf.

Welcher war Ihr prägendster Moment in dieser Saison?

Da Silva Felix: Mit Sicherheit die Halbfinalspiele. Wenn man auf die Hinserie guckt, dann außerdem das Derby bei Hannover 96. An einem Freitagabend bei Flutlicht haben wir 1:0 gewonnen und den vierten Sieg in Serie gefeiert. Es war ein reines Kampfspiel, das wir mit unseren Tugenden Arbeit, Fußball und Leidenschaft für uns entscheiden konnten. Da haben wir gemerkt, dass hier richtig was entstehen kann.

Worauf kommt es für die Mannschaft am Sonntag an?

Da Silva Felix: Wir müssen bei uns und vor allem uns treu bleiben. An erster Stelle steht die Arbeit. Wir müssen in allem Bereitschaft zeigen, mehr machen zu wollen, um an die einhundert Prozent zu kommen. Dazu müssen wir an uns glauben und Vertrauen in unsere Stärken haben. Selbst wenn ein Fehler passiert, wird der nächste da sein und ihn ausbügeln. Aufgrund unseres absoluten Willens, der uns schon die ganze Saison auszeichnet, bin ich optimistisch, dass wir es schaffen können, Deutscher Meister zu werden.

Bielefeld hat Heimrecht, ist das ein Vorteil für die Arminia?

Da Silva Felix: Bei den Profis wäre es das auf jeden Fall, im Jugendbereich eher nicht. Wir haben in Hoffenheim und zuhause erlebt, dass es eigentlich keinen großen Unterschied macht, welches Team zuhause spielt. Die Medienpräsenz und Kameras sind für beide recht neu, beide Teams haben auch noch nie vor 10.000 Zuschauern gespielt. Wir werden uns das Stadion am Samstag schon einmal anschauen. Auch wenn die Bielefelder bereits ein Halbfinale dort gespielt haben, sehe ich das nicht als Vorteil für sie.

Über welche Bielefelder Stärken müssen wir an dieser Stelle noch sprechen?

Da Silva Felix: Wir kennen uns und haben auch im vergangenen Sommer ein Testspiel ausgetragen. Daher wissen wir, dass sie echt gute Jungs in ihren Reihen haben. Zwei Offensivspieler sind mit Nick Cerny und Henry Koch herauszuheben, die wirklich Gas geben. Drumherum ist ein intaktes Team. Sie sind vollkommen zu Recht ins Finale gekommen und deswegen können sich alle auf ein spannendes Fußballspiel freuen.

Was würde Ihnen der Titel persönlich bedeuten?

Da Silva Felix: Es wäre für mich der größte Erfolg als Nachwuchstrainer. Aber Konjunktiv im Fußball ist immer so eine Sache. Ich freue mich jetzt schon für die Jungs, weil ihnen viel Wertschätzung entgegengebracht wird, und das macht mich stolz. Mir ist wichtig, dass im Profibereich gesehen wird, dass ganz viel Potenzial und Talent vorhanden sind. Die Jungs sind auf einen Top-Weg. Das U17-Finale ist ein Zwischenstopp und ich bin mir sicher, dass es einige schaffen werden, in der Volkswagen Arena aufzulaufen – und das wäre mich für als Trainer ein Erfolg.