VfL-Kapitän Maximilian Arnold vor historischem Einsatz.
Was für ein Meilenstein: Maximilian Arnold steht vor seinem 300. Bundesligaspiel im Trikot der Grün-Weißen. Der VfL-Kapitän kann mit seinem Einsatz im letzten Spiel dieses Jahres Geschichte schreiben, wenn die Wölfe am Samstag, 12. November, bei der TSG Hoffenheim gastieren. Seit der Mittelfeldspieler am 26. November 2011 sein Bundesliga-Debüt gegeben hat, ist viel passiert. Inzwischen ist der 28-Jährige eines der wichtigsten Gesichter des VfL Wolfsburg. In über zehn Jahren als Profi ist er mit dem Klub gewachsen und feierte mit den Grün-Weißen 2015 sogar den Gewinn des DFB-Pokals sowie des Supercups. Zwei Jahre später wurde Arnold mit der deutschen U21 Europameister. In der aktuellen Bundesligaspielzeit hat der Freistoßspezialist bereits drei Mal getroffen – zuletzt beim 3:0-Sieg in Mainz. Außerdem steuerte er zwei Torvorlagen bei. In allen bisherigen Spielen der Saison stand er in der Startelf. Ein weiterer Höhepunkt in seiner Laufbahn hätte die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar sein können, allerdings steht Arnold nicht im Kader, den der DFB am 10. November veröffentlichte. Eigentlich ist der VfL-Kapitän kein Mann großer Worte – vor allem, wenn es um ihn selbst geht. In der Regel lässt er lieber Taten folgen, doch die jüngsten Ereignisse machen ihn zu einem gefragten Gesprächspartner, sodass er auch der Redaktion des VfL Rede und Antwort stand.
Maximilian Arnold, befindest du dich gerade in der Form deines Lebens?
Maximilian Arnold: Das sollte man meinen! Wenn ich auf die Nationalmannschaft blicke, dann anscheinend nicht. Im Ernst, ich fühle mich wirklich sehr gut und bin topfit. Ich habe sehr viel Spaß auf dem Rasen und wachse inzwischen auch immer mehr in die Rolle des Kapitäns hinein.
Was bedeutet dir das Kapitänsamt?
Maximilian: Sehr viel. Die Binde hat mich in meiner persönlichen Entwicklung einen riesigen Schritt weitergebracht. Mein Auftreten innerhalb der Mannschaft und außerhalb des Platzes hat sich verändert. Ich bin sehr stolz, Kapitän dieser Mannschaft zu sein.
Wie hast du die Entscheidung des Nationaltrainers aufgenommen, dich nicht für die WM in Katar zu nominieren?
Maximilian: Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Ich habe am Donnerstag eine Zeit gebraucht, die Entscheidung zu verarbeiten. Heute bin ich nur noch enttäuscht. Von meiner Leistung her kann ich mir nichts vorwerfen. Ich denke, ich hätte für das Nationalteam einen Mehrwert darstellen können, weil ich noch einmal andere Fähigkeiten und Attribute mitbringe. Deswegen war das schon sehr enttäuschend. Ich war froh, dass wir am Nachmittag kein Training hatten und bin mit der Familie zum Laternenumzug des VfL gegangen, was mich gut abgelenkt hat.
Körperlich wird dir die Pause vielleicht gut tun…?
Maximilian: Ich hätte schon noch ein paar Wochen weiterspielen können. Ich fühle mich sehr fit und hätte noch Gas geben können.
Trotz der Enttäuschung steht an diesem Wochenende eine besondere Partie an. Mit deinem Einsatz gegen Hoffenheim erreichst du die Marke von 300 Bundesligaspielen, die du nur für den VfL bestritten hast – das ist schon eine Hausmarke. Was bedeutet dieses Jubiläum für dich?
Maximilian: Ich bin mit 15 Jahren zum Klub gekommen. Dass ich hier einmal 300 Bundesligaspiele absolvieren würde, daran war damals nicht zu denken. Ich muss ehrlich sagen, das ist schon geil. Das ist absolut der Lohn für die Opfer, die ich in meiner Karriere bringen musste.
Weißt du wie viele der 299 Spiele du gewonnen hast und wie viele Treffer du erzielen konntest?
Maximilian: Ich würde sagen, so um die 35 Tore. Gewonnen habe ich wahrscheinlich nicht so viele Spiele, weil auch schlechte Phasen dabei waren – vielleicht ein Drittel?
Das hast du ganz gut eingeschätzt. Es sind 37 Tore und 120 Begegnungen, die du gewonnen hast.
Maximilian: Oh, das ist ja ein bisschen mehr als ein Drittel – keine so schlechte Statistik.
Wie beurteilst du deine eigene Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren?
Maximilian: Ich würde schon sagen, dass ich mich verändert habe, weil es ganz normal ist, sich weiterzuentwickeln. Allerdings war es mir dabei immer wichtig, die Werte und Normen, die mir meine Eltern mitgegeben haben, – bei allem Erfolg – beizubehalten. Natürlich haben sich Sichtweisen verändert, gerade wenn man eine eigene Familie gründet. Ich würde sagen, dass ich beim und mit dem VfL erwachsen geworden bin.
Du bist in deiner Karriere von den ganz großen Verletzungen verschont geblieben. Dennoch hast du auch Tiefpunkte erlebt. Welche zählen dazu?
Maximilian: Ganz klar die beiden Relegationsjahre. Speziell das erste war das Schlimmste für mich. Vorher ging es immer nur bergauf, ich habe stets einen Schritt nach dem anderen gemacht und dann auch immer gespielt. Plötzlich hat nichts mehr funktioniert, die einfachsten Dinge sind mir nicht mehr geglückt – das war für den Kopf brutal und mein größtes Tief, was ich hatte. Im zweiten Jahr war ich dann schon viel ruhiger und entspannter, konnte mit der Situation besser umgehen.
Welche Mitspieler haben dich in deiner Laufbahn bisher am meisten beeindruckt?
Maximilian: Unsere aktuelle Mannschaft beeindruckt mich vor allem mit ihrer wahnsinnigen Qualität. Wir haben viele junge Spieler, aber sie haben alle besondere Fähigkeiten. Der Beste, mit dem ich zusammengespielt habe, war Kevin de Bruyne, der sich zu einem absoluten Weltklassespieler entwickelt hat. Speziell in der kleinen Spielform Vier gegen Vier war Marcel Schäfer einer der besten.
Was motiviert dich, jeden Tag dein Bestes zu geben? Und welche Ziele hast du fest im Blick?
Maximilian: Mich motiviert mein innerer Schweinehund, der mir nicht im Nacken, sondern schon direkt hinterm Ohr sitzt. Ich bin sehr, sehr unzufrieden, wenn wir verloren haben und ich keine gute Leistung gebracht habe – dann bin ich für meine Mitmenschen nur schwer zu ertragen. Ich habe im Training so gern den Fuß am Ball, liebe es, an Spieltagen in die Arena einzulaufen. Das ist Motivation genug, um die nächsten 300 Spiele anzugreifen.
Der VfL ist seit acht Pflichtspielen unbesiegt. Was sind die Gründe für den Formanstieg?
Maximilian: Nach dem Spiel bei Union Berlin haben wir klipp und klar gesagt, dass wir als Mannschaft etwas verändern müssen. Auch der Trainer hat an gewissen Stellschrauben gedreht. Wir sind in den letzten Wochen zu einer Einheit geworden und stellen den mannschaftlichen Erfolg über den persönlichen.
Nach drei Siegen in Folge sind die Wölfe in einem tollen Rhythmus. Ist es schade, dass gerade in der aktuellen Phase bereits das letzte Spiel in diesem Jahr stattfindet und man erst Ende Januar wieder in der Bundesliga aufläuft?
Maximilian: Klar wäre es schöner, wenn es jetzt so weitergehen würde. Aber wir nehmen es so, wie es kommt. Wir wollen das letzte Spiel ebenfalls gewinnen und fahren mit einem sehr guten Gefühl nach Hoffenheim.
Möchtest du noch ein paar Worte an die Fans richten?
Maximilian: Es war ein sehr turbulentes Jahr, beim VfL wird es nie langweilig. Die Fans standen immer hinter uns, aber wie in einer guten Ehe sind wir auch aneinandergeraten. Daraus haben wir die richtigen Schlüsse gezogen. Ich denke gern an das Pokalspiel in Braunschweig, bei dem wir unseren Fans etwas zurückgeben konnten. Außerdem haben wir uns sehr gefreut, dass die Zuschauer nach dem Spiel gegen Dortmund so lange im Stadion geblieben sind. Nicht nur die Nordkurve war voll, sondern auch die anderen Ränge waren noch besetzt – das bringt uns alle näher zusammen.
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