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„Wolfsburg war etwas Besonderes“

Lorenz-Günther Köstner im Interview zu seinem 70. Geburtstag.

Schaut man auf alle seine Klubs als Spieler und Trainer, dann passt geografisch der VfL Wolfsburg in den Lebenslauf eigentlich gar nicht gut rein. Doch netto gerechnet war die einzige Station im Fußballnorden für Lorenz-Günther Köstner sogar die längste. Am heutigen Sonntag feiert der Oberfranke, der von 2009 an viereinhalb Jahre die VfL-U23 sowie zwischendrin auch zweimal die Profis betreute und heute in Remstal bei Stuttgart seinen Trainerruhestand genießt, seinen 70. Geburtstag. Im Kurzinterview blickt er auf seine Zeit bei den Grün-Weißen zurück.

Lorenz-Günther Köstner, im Namen des VfL Wolfsburg: Alles Gute zum Siebzigsten!

Lorenz-Günther Köstner: Vielen Dank – und herzliche Grüße nach Wolfsburg!

Nach Ihrer Tätigkeit in Düsseldorf 2014 ist es ruhig um Sie geworden. Wie ist es Ihnen seither ergangen?

Köstner: Eigentlich ganz gut. Leider habe ich mir damals eine saudumme Erkrankung eingefangen. Es war eine bakterielle Infektion, die mich fünf bis sechs Monate beschäftigt hat. Aber inzwischen ist alles ausgestanden. Ich fühle mich gut und war, solange die Pandemie es erlaubt hat, zuletzt auch wieder häufig in den Stadien im süddeutschen Raum. Vor gut einem Jahr habe ich zum Beispiel den VfL Wolfsburg in München gesehen und dort einige Leute vom VfL treffen können.

Womit verbringen Sie sonst Ihre Zeit? Wie sieht Ihr Alltag aus?

Köstner: Ich treibe, soweit es gesundheitlich vertretbar ist, recht viel Sport und genieße es ansonsten, Zeit für Unternehmungen zu haben, die früher nur in Sommer- und Winterpausen möglich waren: Reisen, Lesen, Spazierengehen, mich um die Enkelkinder kümmern. Eine Zeitlang habe ich zwischendurch auch noch etwas gescoutet.

Ihre viereinhalb Jahre bei den Grün-Weißen: Wie sortieren Sie rückblickend diese Zeit ein?

Köstner: Wolfsburg war allein deshalb schon etwas Besonderes, weil ich nicht für die Profimannschaft geholt wurde, sondern für die U23. Hauptsächlich mit jungen Leuten zu arbeiten, das war für mich eine neue Erfahrung, die ich aber gern angenommen habe. Dann kam es ja so, dass ich zweimal vorübergehend die Profis übernehmen durfte, also Teams mit richtig starken Spielern, und das Glück hatte, dass wir uns in beiden Fällen stabilisieren konnten. Das waren wundervolle Erlebnisse, gerade die Spiele in der Europa League. Noch heute werde ich, wo ich auch hinkomme, häufig auf den VfL angesprochen. Was ich aber auch betonen möchte: Genauso gern bin ich damals wieder zur U23 zurückgekehrt. Das einzuhalten, was wir vereinbart hatten, war mir sehr wichtig.

Einer Ihrer Schützlinge von damals spielt ja tatsächlich immer noch in Grün-Weiß.

Köstner: Ja, Maximilian Arnold. Das ist natürlich eine tolle Geschichte. Ich musste ihm leider damals wehtun, weil ich in der schwierigen Phase, als es um Stabilisierung ging, auf erfahrene Profis wie Jan Polak, Josue und Diego gesetzt habe. Trotzdem konnte man bereits absehen, dass er sich, sofern keine schwere Verletzung dazwischenkommen würde, dauerhaft in der Bundesliga durchsetzen würde. Dass er nun sogar Rekordspieler ist, freut mich sehr für ihn.

Gibt es noch andere, deren weitere Entwicklung Sie besonders verfolgt haben?

Köstner: Da denke ich zuerst an Fabian Klos, der schon bei meinen allerersten Gesprächen mit dem VfL ein Thema gewesen war. Dass er es noch in die Bundesliga geschafft hat, ist absolut bemerkenswert. Genauso Sebastian Polter. Ihn haben immer wieder Verletzungen zurückgeworfen, aber er hat sich jedes Mal zurückgekämpft. Um Kevin Scheidhauer dagegen hat es mir leidgetan, weil er von der Veranlagung her alle Möglichkeiten hatte. Auch Spieler, die später in der zweiten Liga gelandet sind, fallen mir noch ein. Zum Beispiel Michael Schulze.

Welche Kontakte aus VfL-Zeiten pflegen Sie noch?

Köstner: Tatsächlich ziemlich viele. Zu Naldo, Diego Benaglio und Makoto Hasebe zum Beispiel oder auch Edin Dzeko. Bis vor Kurzem hatte ich noch Austausch mit Diego, lange Zeit auch mit Simon Kjaer. Auch mit Marcel Schäfer schreibe ich regelmäßig.

Wie läuft ein runder Geburtstag im Hause Köstner ab?Was wird heute noch passieren?

Köstner: Ich habe schon mitbekommen, dass meine Frau ein bisschen was auf die Beine gestellt hat. Deshalb erwarte ich einige Weggefährten und Freunde sowie später noch meine Enkel. Durch Corona muss man solche Zusammenkünfte natürlich gut planen, aber da sind wir sehr vorsichtig. Zum Glück ist ja keine Bundesliga dieses Wochenende, das erleichtert alle Planungen (lacht). Es wird mit Sicherheit ein sehr schöner Tag.