Akademie

„Tränen in den Augen gehabt“

Überraschungen und emotionale Momente: Michael Gentner im Interview.

Michael Gentner, Direktor der VfL Wolfsburg-Akademie im Portrait.

Über 90 Pflichtspiele und unzählige Trainingseinheiten liegen hinter den Spielern, Trainern und Mitarbeitern der Jungwölfe. Pünktlich zur wohlverdienten Winterpause lässt Michael Gentner, Direktor der VfL-Akademie, im Interview die intensive Hinrunde Revue passieren – und wirft auch einen Blick voraus.

Michael Gentner, was waren das für aufregende Wochen und Monate! Wie lautet dein persönliches Fazit zur Hinrunde?

Michael: Die Jungs haben wirklich eine super Entwicklung genommen, von daher bin ich sehr zufrieden. Denn bei uns in der Akademie steht bekanntlich die individuelle Ausbildung im Vordergrund. Wir wollen uns nicht über Meisterschaften oder Pokalsiege definieren, sondern junge Talente für die Profimannschaft ausbilden. Die Trainer haben täglich intensiv mit den Spielern an ihren Stärken und Schwächen gearbeitet. Das spiegelt sich natürlich in den Ergebnissen und letztlich auch in der Tabelle wider. 

Die U19- und U17-Jungwölfe stehen zur Winterpause jeweils auf dem zweiten Platz ihrer Junioren-Bundesliga-Staffel. Bist du mit einer solchen Erwartungshaltung in die Saison gestartet? 

Michael: In dieser Saison hatten wir im U19-Kader den einen oder anderen Neuzugang mehr, weil wir uns noch auf einigen Positionen gezielt verstärken wollten und mussten. Das Trainingslager in Opalenica war super, um die Jungs schnell in die Mannschaft zu integrieren. Die Woche in Polen hat uns außerdem bereits gezeigt, dass es in eine gute Richtung gehen kann. Dass die erste Halbserie so gut verläuft, hätte ich mir nicht erträumen können. 

Was hat dich am meisten überrascht? 

Michael: Überraschungen gab es im positiven wie negativen Sinne. Siege in niedersächsischen Duellen gegen Hannover 96 oder Eintracht Braunschweig sind immer schön, genauso wie Erfolge in Spitzenspielen. Da fällt mir spontan das 2:1 im Flutlichtspiel unserer U19 gegen Hertha BSC ein. Das war ein absolutes Highlight. Aber auch die U17 hat ihre Topduelle gegen Bremen, Leipzig und Berlin erfolgreich bestritten. Außerdem ist die U19 zum ersten Mal in der Geschichte der Akademie bis ins Viertelfinale des DFB-Pokals gekommen. Dieses Novum ist jedoch mit einer Enttäuschung verbunden, denn wir hätten sogar noch mehr erreichen können. In Mainz war es nicht nötig, als Verlierer vom Platz zu gehen. Ein riesiges Highlight war auch die WM-Reise von David Odogu. Wir haben David nach dem U19-Topspiel gegen Hertha BSC dem DFB übergeben und ihn vier Wochen später als frischgebackenen Junioren-Weltmeister zurückbekommen. Wir alle sind unfassbar stolz darauf, was David mit dem DFB-Team in Indonesien erreicht hat. Kurz gesagt: Es bleiben viele besondere Eindrücke im Gedächtnis.

Zum Jahresabschluss gab es für die U19 und U17 jeweils eine sehr bittere Niederlage. Trüben diese die Euphorie über die erfolgreiche Halbserie?

Michael: Die Wunden sind noch frisch, es war ein schwarzer Samstag. Wir haben mit der U19 den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren verpasst und durch die Niederlage gegen Hertha BSC im U17-Topspiel die Tabellenführung verspielt. Man muss aber betonen, dass es nicht viele von solchen Wochenenden gegeben hat – deswegen können wir auch damit leben. Wir sprechen unterm Strich über eine wirklich erfolgreiche Hinrunde und ein gelungenes Jahr 2023.

Trotz der zwei Niederlagen gab es für die Akademie an besagtem Wochenende einen Grund zum Jubeln, denn Kofi Amoako hat beim Auswärtssieg der Profis in Darmstadt sein Bundesliga-Debüt gefeiert… 

Michael: Das war ein besonderer Moment, der uns allen noch einmal vor Augen geführt hat, worauf wir Tag für Tag hinarbeiten. Wir freuen uns riesig, dass nach Dzenan Pejcinovic und Lukas Ambros bereits der dritte Youngster in kürzester Zeit sein Profidebüt gefeiert hat. Das ist eine Auszeichnung für die Zusammenarbeit zwischen Lizenzspielerabteilung und Akademie und zeigt auch, dass unsere Mitarbeiter sehr gute Arbeit machen. Kofi ist ein ganz besonderer Spieler, der sehr demütig ist, eine tolle Persönlichkeit hat und von allen gemocht wird. Wir waren alle sehr froh und stolz, dass wir unseren U19-Kapitän zum ersten Mal in der Bundesliga auf dem Platz sehen durften. Einige Mitarbeiter und Trainer, die schon länger mit ihm arbeiten, haben sogar Tränen in den Augen gehabt. 

Seit September ist Rainer Widmayer als Koordinator Talentförderung beim VfL Wolfsburg. Was hat sich durch ihn verändert?  

Michael: Rainer ist unheimlich schnell in unsere VfL-Familie reingewachsen. Durch ihn ist die Kommunikation zwischen Akademie und Profis deutlich intensiver und besser geworden. Rainer ist ständig bei den Trainingseinheiten der Profis vor Ort, hat einen sehr guten Draht zum Trainerteam um Niko Kovac. Sie haben ihm sofort die Türen geöffnet, sodass er umfangreiches Feedback erhält, das er mit unseren Talenten teilen kann. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir haben es geschafft, viele Trainingsslots für unsere Nachwuchsspieler aus der U19, aber teilweise auch aus der U17 zu bekommen. Dann ist es natürlich wichtig, dass sie auch unmittelbar Feedback zu ihren Leistungen bekommen. Das kann nicht alles das Trainerteam der Profis leisten. Deshalb ist Rainer ein riesiger Gewinn.

Lass uns zum Schluss noch einen Blick nach vorne werfen. Was sind deine Wünsche für das neue Jahr?

Michael: Ich bin sehr zufrieden mit 2023, deshalb wäre ich auch fein damit, wenn wir in einem Jahr wieder hier sitzen und über einen ähnlichen Verlauf sprechen. Das große Ziel bleibt auch im kommenden Jahr identisch: Wir wollen möglichst viel Einsatzzeit für unsere Jungs bei den Profis generieren. Grundsätzlich wünsche ich allen Spielern, Trainern und Mitarbeitern viel Gesundheit für das neue Jahr, denn das ist die Grundlage für jeden Erfolg.