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„Teamgeist, Fairness, Leidenschaft“

Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Rudolph über seine neue Aufgabe, Peter Christiansen sowie die Zukunft des VfL.

Anfang August hat Sebastian Rudolph als Nachfolger von Frank Witter den Vorsitz des Aufsichtsrats der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH übernommen. Der promovierte Politikwissenschaftler und Kommunikationsexperte ist für einige Tage ins Wölfe-Trainingslager nach Schladming gereist, wo er nicht nur auf die Mannschaft und das VfL-Geschäftsführer-Trio getroffen ist, sondern auch die Gelegenheit nutzte, sich mit den Fans vor Ort intensiv auszutauschen. Zudem äußerte sich der 47-Jährige unter anderem zu seiner neuen Aufgabe, den kurz- und langfristigen Zielen mit dem VfL, seiner Philosophie und Fußball-DNA sowie der Entscheidung für den neuen Geschäftsführer Sport Peter Christiansen.

„Offener und ehrlicher“ Austausch mit VfL-Fans

Am gestrigen Sonntag suchte der frühere Sprecher des Verkehrsministeriums, der seit 2019 den Bereich Kommunikation, Nachhaltigkeit und Politik der Porsche AG und seit 2022 die globale Kommunikation des Volkswagen-Konzerns verantwortet, den Kontakt zu den VfL-Fans, die die Wölfe nach Schladming begleitet haben. Im Cafe des Schladminger Stadions stellte Rudolph sich den Fragen der VfL-Anhänger. „Der Austausch mit den Fans ist mir wichtig. Wir haben uns intensiv ausgetauscht und über viele Themen gesprochen. Offen und ehrlich.“ Fußball liegt dem gebürtigen Gießener, der sein Studium in der Hauptstadt Berlin absolviert hat, im Blut. „Ich war bereits in den 90er Jahren im Stadion am Elsterweg, habe auch das legendäre Aufstiegsspiel 1997 gegen Mainz live miterlebt“, erinnert sich der leidenschaftliche Fußballanhänger. „Damals war ich Tennis-Borussia-Fan und wir hatten eine Fanclub-Freundschaft mit den ‚Schlemmerbrüdern‘. Ich erinnere mich noch gut an die gemeinsamen Fanturniere in Wolfsburg.“

Internationaler Fußball bleibt die Zielsetzung

Weniger gute Erinnerungen hat er an den 34. Spieltag der vorvergangenen Spielzeit 2022/2023, als die Wölfe trotz bester Ausgangsposition gegen die bereits abgestiegene Hertha nach zwischenzeitlicher 1:0-Führung noch 1:2 verloren – und damit den europäischen Wettbewerb verpassten. „Das tat schon weh“, erinnert sich Rudolph, dessen Grundsatz es ist, aus solchen Negativerlebnissen die richtigen positiven Schlüsse zu ziehen. „Ich denke in Chancen. Und wenn Fehler passieren, müssen wir sie analysieren und es besser machen. Auch nach solchen Rückschlägen müssen wir aufstehen und sagen: Wir greifen wieder an, wir gehen mit internationalen Ambitionen in die nächste Spielzeit.“ Die Gründe, warum dieses Ziel in der „vergangenen turbulenten Saison“ erneut nicht erreicht wurde, wurden „gut analysiert“. Ein erkanntes Defizit sei gewesen, „dass uns im Sturm noch mehr Tempo gefehlt hat. Deshalb haben wir mit Mohammed Amoura einen Spieler verpflichtet, der Top Speed hat.“ An der Zielsetzung Europa möchte Rudolph für die Wölfe trotz des zuletzt dreimaligen Verpassens des internationalen Wettbewerbs unbedingt festhalten, die Wölfinnen gehören ohnehin zu den weltbesten Mannschaften im Frauenfußball: „Auch jetzt starten wir mit klaren Zielen in die Saison“, erklärt er. „Bei den Frauen wollen wir um Titel, bei den Männern um internationale Ränge mitspielen.“ Das Erreichen dieser durchaus ambitionierten Ziele habe natürlich auch hohe kommunikative Relevanz für die überregionale und internationale Wahrnehmung des VfL: „Der VfL ist etwas ganz Besonderes, sportliche Erfolge haben weit über die Wolfsburger Tore hinaus einen positiven Effekt.“

„Erfolg ist Teamwork“

Dass es inzwischen mindestens ein halbes Dutzend Bundesligisten gibt, die auf dem heiß umkämpften Transfermarkt größeren finanziellen Spielraum haben als die Grün-Weißen, ist einkalkuliert. „Wir messen uns gerne mit Bayern München auf dem Platz, aber ohne zu denken, was die Mannschaft der Münchner wert ist. Wir müssen fokussiert sein, unbequem spielen und mit einer geschlossenen Truppe agieren“, gibt der Aufsichtsratsvorsitzende die Richtung vor. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir im positiven Sinne haben.“ So können im Sport ein gesundes Mannschaftsgefüge und der richtige gemeinschaftliche Spirit den einen oder anderen finanziellen Nachteil aufwiegen. Diese Philosophie passt perfekt zu Rudolphs eigener, die er vorlebt: „Ich stehe für Teamgeist, Fairness und Leidenschaft“, sagt er. „Ich führe teamorientiert und gebe Leitplanken vor, aber darin gibt es viel Bewegungsspielraum. Am Ende wollen wir gemeinsam etwas erreichen. Erfolg ist Teamwork. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber es ist meine Philosophie: Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.“

Der VfL Wolfsburg ist ein großartiger Verein, zu dem ich schon viele Jahre eine enge Bindung habe. Die Arbeit im Präsidium des Aufsichtsrats hat schon viel Freude bereitet. Die zusätzliche Verantwortung übernehme ich gerne.
Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Rudolph

„Peter Christiansen hat mit seiner Energie und seinen Ideen überzeugt“

Mit der Installation des neuen Geschäftsführers Sport Peter Christiansen wurde beim VfL bereits ein weiterer wichtiger Mosaikstein für eine erfolgreiche Zukunft gesetzt. Rudolph verspricht sich viel vom 49-jährigen Dänen, auf den die Wahl noch unter dem Vorsitz seines Vorgängers fiel: „Frank Witter war bei der Suche federführend, das Aufsichtsratspräsidium war aber stets eng eingebunden. Uns war es wichtig, dass es eine gemeinschaftlich getragene Entscheidung wird. Peter hat uns mit seiner Energie und seinen Ideen überzeugt. In Kopenhagen hat er tolle Arbeit geleistet.“

„Kommunikative Expertise einbringen“

Rudolph freut sich sehr auf seine zukünftigen Aufgaben als Nachfolger von Frank Witter. „Ich wurde gefragt, ob ich gerne den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen würde, wenn ein Wechsel angestrebt wird – unter anderem von Oliver Blume. Es war der Wunsch, dass wieder ein aktiver VW-Manager den Vorsitz übernimmt. Der VfL Wolfsburg ist ein großartiger Verein, zu dem ich schon viele Jahre eine enge Bindung habe. Die Arbeit im Präsidium des Aufsichtsrats hat schon viel Freude bereitet. Die zusätzliche Verantwortung übernehme ich gerne.“ In seiner neuen Position möchte er noch verstärkter seine „kommunikative Expertise einbringen und das Vernetzen von Verein und Konzern fördern“.