Frauen

Frauenfußball beim VfL: So fing alles an

Zum 20-jährigen Jubiläum der Frauenmannschaft beim VfL Wolfsburg berichtet die ehemalige Spielerin Stefanie Gottschlich von den Ursprüngen.

Der Geruch von Bratwurst weht über den Platz, die Zuschauer stehen direkt am Spielfeldrand: Vor 20 Jahren waren diese Bedingungen nicht nur in der Kreisklasse, sondern auch in der Frauen-Bundesliga ganz normal. Der Wechsel der kompletten Mannschaft des WSV Wendschott zum VfL Wolfsburg war am 1. Juli 2003 der Startschuss für die Professionalisierung des Frauenfußballs in Wolfsburg. Zum 20-jährigen Jubiläum der Frauen beim VfL wirft Stefanie Gottschlich einen Blick zurück. Die ehemalige Abwehrspielerin und gebürtige Wolfsburgerin war von 2003 bis 2006 Teil des Teams und spielte zuvor bereits für den WSV.

Atmosphäre war dörflich

„Dörflich und sehr nett“ sei die Atmosphäre damals in Wendschott gewesen, erinnert sich Gottschlich. Die heute 44-Jährige kam 1992 zum VfR Eintracht in Wolfsburg. Als der Verein 1996 insolvent war, ging das Team geschlossen zum WSV Wendschott. Jörg Schmidt alias Kulle – der nach wie vor Betreuer und Zeugwart beim VfL ist – war schon damals dabei. „Er saß bei den Spielen im Eintrittshäuschen und hat Karten verkauft. Heutzutage kann sich das keiner mehr vorstellen“, erzählt Gottschlich. Auch ansonsten waren die Bedingungen für die Bundesliga-Spielerinnen nicht mit den heutigen vergleichbar: Ihre Trainingssachen wuschen die Kickerinnen selbst, die Bälle nahmen sie mit nach Hause. Der Bau einer Tribüne für die Zuschauer sei immer wieder ein Thema gewesen, „doch dazu ist es nie gekommen.“

Vier Erstliga-Klubs mit Frauenteam

Stattdessen fiel 2003 die Entscheidung für den Wechsel zur VfL Wolfsburg-Fußball GmbH, der sich das gesamte Team inklusive der beiden Nationalspielerinnen Claudia Müller und Stefanie Gottschlich anschloss. Der VfL war damals mit dem FC Bayern München, dem Hamburger SV und dem SC Freiburg einer von lediglich vier Erstliga-Klubs, die neben einer Männer- auch eine Frauenmannschaft hatten.


Heimspiele am Elsterweg

„Für uns hat sich dadurch zunächst nicht viel geändert, außer dem Emblem auf dem Trikot“, berichtet Gottschlich. Die Mannschaft trainierte weiter in Wendschott, nur für die Spiele ging es ins Stadion am Elsterweg. „Als die 200 bis 300 Zuschauer dann plötzlich 100 Meter vom Spielfeldrand entfernt hinter der Tartanbahn standen, war das schon ein merkwürdiges Gefühl“, erinnert sich die 44-Jährige. Während Gottschlich den engen Kontakt zu den Zuschauenden auf der einen Seite vermisste, bot das neue Stadion auf der anderen Seite aber auch einige Vorzüge: „Wir durften die Gästekabine nutzen, das war für uns ein Highlight“, sagt die ehemalige Abwehrspielerin. Der ursprüngliche Presseraum habe als improvisierter VIP-Bereich gedient. „Wir sind dort nach den Spielen meistens hochgegangen, da ging es immer familiär zu.“ Etwas Besonderes sei für das Team außerdem die erste Fahrt mit dem Bus der Profimannschaft der Männer gewesen. Insgesamt sei die Professionalisierung des Frauenfußballs in den ersten Jahren aber nur langsam vorangeschritten. Auch sportlich lief es zunächst durchwachsen: Die Saison 2003/2004 beendete das Team auf dem achten Platz – es erreichte damit gerade so das Saisonziel. Im Jahr darauf musste die Mannschaft sogar den Gang in die zweite Liga antreten.

Seit 2006 in der ersten Liga

Mit dem direkten Wiederaufstieg 2006 begann dann der beispiellose Aufstieg der Wölfinnen: Es folgten mehrere Endplatzierungen im Mittelfeld der Tabelle, ehe der VfL die Saison 2011/2012 als Vizemeister beendete. Dieser Erfolg sollte nur ein Vorgeschmack auf noch Größeres sein: Das Team von Ralf Kellermann, der damals Cheftrainer war, debütierte in der folgenden Saison nicht nur in der Königsklasse, sondern spielte die Gegner gleich in allen drei Wettbewerben an die Wand. Am Ende stand der sensationelle Gewinn des Triples.

Man ist stolz, den heutigen Generationen den Weg bereitet zu haben. Es ist cool, was sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Für die Mädels und den Verein freut es mich sehr.
Stefanie Gottschlich

Wölfinnen auf Titeljagd

Bis heute holten die Wölfinnen zweimal den Titel in der Champions League, gewannen zehnmal den DFB-Pokal und siebenmal die Meisterschaft. Gleichzeitig haben sich die Bedingungen für die Spielerinnen deutlich verbessert. „Es ist schön zu sehen, was sich alles getan hat“, sagt Gottschlich. Neid löst es bei ihr nicht aus, dass die Frauen heute mit dem AOK Stadion nicht nur eine eigene Heimspielstätte haben, sondern auch professionelle Trainings- und Spielbedingungen. Im Gegenteil: „Man ist stolz, den heutigen Generationen den Weg bereitet zu haben. Es ist cool, was sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Für die Mädels und den Verein freut es mich sehr.“

Weltmeisterschaft als größter Erfolg

Gottschlichs eigene Karriere hatte mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 und der Bronzemedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2000 zwei große Höhepunkte. Gleichzeitig war sie aber auch von vielen Verletzungen geprägt, sodass sie für den VfL nur wenige Spiele machen konnte. Trotzdem blickt sie positiv auf ihre aktive Laufbahn als Fußballerin zurück: „Wir hatten eine tolle Zeit.“

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Jetzt downloaden: Wallpaper 20 Jahre VfL-Frauen

Veröffentlicht auf der VfL-Homepage am 5. Juli 2023.