Erkämpfter Punkt

Moralstarke Wölfe holen beim 2:2 (1:1) in Leverkusen zweifachen Rückstand auf.

Auch nach vier Partien bleibt Martin Schmidt als Cheftrainer des VfL ungeschlagen, wartet aber gleichzeitig noch auf seinen ersten Sieg. Die Grün-Weißen erkämpften sich ein 2:2 (1:1) bei Bayer 04 Leverkusen und reisen mit einem Punkt zurück nach Wolfsburg. Dabei gelang es gleich zweimal, durch Divock Origi (44. Minute) und Jakub Blaszczykowski (69.) die jeweilige Führung der Gastgeber durch Lars Bender (30.) und Lucas Alario (65.) auszugleichen.

Jeweils zwei Wechsel

Beim Duell der Tabellennachbarn setzte Gastgeber-Coach Heiko Herrlich auf den zuletzt stark aufspielenden Jamaikaner Leon Bailey an Stelle von Karim Bellarabi. Zudem musste Charles Aranguiz verletzt draußen bleiben. Für den Chilenen rückte Dominik Kohr ins zentrale Mittelfeld. Ebenfalls zweimal tauschte VfL-Cheftrainer Martin Schmidt sein Personal. Gian-Luca Itter musste mit Oberschenkelproblemen passen, für den Youngster übernahm Yannick Gerhardt die Linksverteidigerrolle. Des Weiteren erhielt Maximilian Arnold den Vorzug vor Daniel Didavi.

Bayer übernimmt das Zepter – Lars Bender trifft

Die ersten Minuten der Partie waren auf beiden Seiten geprägt von Vorsicht, Abtastversuchen und Risikominimierung. Es war zu spüren, dass keiner der beiden Kontrahenten hier früh in Rückstand geraten wollte. Ein erster Freistoßversuch von Lucas Alario landete in der VfL-Mauer (9.). Nach einer knappen Viertelstunde wurde es dann erstmals richtig brenzlig im Wolfsburger Strafraum, als Bailey nach Bayers Überzahlkonter das Leder bei der Annahme etwas versprang und Gerhardt die Situation dadurch gerade noch entschärfen konnte (14.). Auch die Grün-Weißen benötigten einen Standard, um erstmals Gefahr hinauf zu beschwören: Doch Arnolds Freistoß (19.) verpassten Freund und Feind hauchdünn. Das Spiel war nun eröffnet: Nur eine Minute später hatten die Rheinländer den Torschrei bereits doppelt auf den Lippen, als zunächst ein Kopfball Jonathan Tahs zwar den Weg an Koen Casteels vorbeifand, Paul Verhaegh jedoch vor der Linie klären konnte. Bayer setzte nach, doch auch Lars Benders Versuch mit dem Kopf fand nicht den Weg in VfL-Tor, sondern strich knapp rechts vorbei (20.). Bayer hatte nun die Initiative übernommen und agierte immer druckvoller, vor allem Bailey sammelte über rechts immer wieder starke Aktionen. Ganz abgezockt, wie der Jamaikaner Casteels mit einem Lupfer aus dem Stand zu überraschen versuchte. Doch der Belgier im VfL-Gehäuse zeigte sich auf dem Posten (26.). Wie auch kurz darauf gegen Kevin Volland, dessen Schuss von der Strafraumgrenze er entschärfen konnte (29.). Das was sich immer mehr andeutete, passierte dann nach einer halben Stunde – der Gastgeber ging verdient in Führung. Wieder war es Bailey, der mit einer Rechtsecke einleitete, welche die Wölfe nur unzureichend klären konnten. Über Panagiotis Retsos kam das Leder am linken Fünfereck zu Lars Bender, der Casteels mit einem Schuss in die lange Ecke überwinden konnte (30.).

Origi belohnt VfL-Schlussoffensive

Die grün-weiße Defensive geriet nun immer mehr ins Schwimmen und hatte Glück, nicht sogar den schnellen zweiten Gegentreffer kassieren zu müssen. So, als wiederum Lars Bender nach erneuter Bailey-Ecke vollkommen allein gelassen nur haarscharf am rechten Aluminium vorbeizielte (35.). Und der VfL? Von der Schmidt-Elf war bis hierhin offensiv kaum etwas zu sehen, ein zu hoch angesetzter Versuch Josuha Guilavoguis (39.) sollte die Wölfe jedoch kurz vor dem Pausengang wiedererwecken. Plötzlich kam Wolfsburg zu Chancen: Zunächst zwang Arnold Bayers Keeper Bernd Leno zu einer starken Parade (40.), nur eine Minute später herrschte dann Unordnung im Strafraum der Werkself – die Schussversuche Arnolds und Guilavoguis wurden abgeblockt, schließlich setzte Yunus Malli das Spielgerät artistisch über die Querlatte. Trotzdem gelang den nun bissigen Wölfen noch vor dem Halbzeitpfiff der Ausgleich: Verhaegh servierte von rechts butterweich an den Fünfer, wo Origi sich im Kopfballduell sprungstark gegen zwei Gegenspieler durchsetzen konnte und Leno keinerlei Abwehrchance ließ (44.).

Alario schließt eiskalt ab

Ohne personelle Veränderungen ging es in den zweiten Durchgang. VfL-Coach Schmidt ließ seine Mannen nun allerdings im 4-4-2 agieren, Malli orientierte sich nach vorne an die Seite Origis. Die ersten Abschlüsse gingen jedoch wieder auf das Konto der Hausherren. Casteels hatte allerdings wenig Mühe, den Weitschuss Julian Brandts unter sich zu begraben (52.), ebenso wie bei Baileys Schrägschuss kurz darauf (55.). Immer wieder war es auf der anderen Seite Bailey, der von Gerhardt und Co. nicht in den Griff zu bekommen war. Doch nun war die Partie offener, die Wölfe setzten den einen oder anderen vielversprechenden Konter, so durch Origi, dessen scharfe Hereingabe an Leno vorbei durch Wendell in höchster Not geklärt wurde (56.). Nach einer guten Stunde sollte der bis dahin beste Angriff Leverkusens dann aber mit der erneuten Gastgeberführung gekrönt werden: Volland spielte auf den links durchstartenden Wendell steil, der scharf nach innen passte, wo der Argentinier Alario eiskalt in die linke Ecke verwandelte (61.). Kurz darauf verhinderte Casteels mit gutem Reflex gegen Volland die Vorentscheidung (65.).

Blaszczykowski gleicht erneut aus

Schmidt musste nun reagieren und brachte mit Didavi für Guilavogui neue Offensiv-Power. Und diese Maßnahme sollte sofort Früchte tragen: Der Eingewechselte setzte mutig Blaszczykowski in Szene – und was der Pole daraus machte, war sehenswert: „Kuba“ ließ Sven Bender elegant aussteigen, um danach alleine vor Leno die Nerven zu behalten und überlegt flach ins rechte Eck abzuschließen – Grün-Weiß hatte durch den ersten Saisontreffer des Polen erneut ausgeglichen (69.)! Das Spiel stand nun auf Messers Schneide, beide Teams schielten nach mehr. Aber vor allem die Werkself reagierte nun angesichts der zweimal abgegebenen Führung wütend. Erneut war es der starke Bailey, der Casteels zu einer Reaktion zwang (79.), nach der anschließenden Ecke geriet die VfL-Defensive inklusive ihres Keepers dann gleich mehrfach ins Schwimmen, ohne jedoch zu fallen. Auf der anderen Seite versuchte es Origi mit einem Schlenzer aus 20 Metern, der jedoch über den rechten Giebel strich (83.). Und tatsächlich sollte der VfL noch seine Riesengelegenheit erhalten, die Partie komplett zu drehen: Doch der Drehschuss des inzwischen eingewechselten Victor Osimhen aus zehn Metern strich um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (88.). So blieb es nach einer spannenden Begegnung bei einer letztlich leistungsgerechten Punkteteilung.

Bayer 04 Leverkusen: Leno – Retsos, Tah, S. Bender, Wendell – Kohr (74. Havertz), L. Bender (70. Baumgartlinger), Bailey, Brandt – Volland, Alario

VfL Wolfsburg: Casteels – Verhaegh, Tisserand, Uduokhai, Gerhardt – Camacho, Guilavogui (65. Didavi), Blaszczykowski (71. Dimata), Malli, Arnold – Origi (84. Osimhen)

Tore: 1:0 L. Bender (30.), 1:1 Origi (44.), 2:1 Alario (65.), 2:2 Blaszczykowski (69.)

Gelbe Karten: Kohr, L. Bender/ Uduokhai, Arnold

Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg)

Zuschauer: 29.104 am Sonntagnachmittag in der BayArena