Wie sehr sind Sie selbst noch Fan?
Rau: Fan ist ein großes Wort. Ich bin interessiert. Früher war es noch anders, da hat man sich mit Freunden im Garten getroffen, gegrillt und die Spiele angesehen. Das mache ich jetzt nicht mehr, was viele verschiedene Gründe hat.
Was verbinden Sie persönlich mit den Stichwörtern Volkswagen Arena, Nationalmannschaft und Kanada?
Rau: Das sind für mich unvergessliche Schlagworte, denn das Länderspiel in Wolfsburg zählt für mich zu einem der ganz großen Highlights in meiner Karriere. Da kam in wenigen Wochen so viel zusammen: das Angebot von Bayern München, der Abschied aus Wolfsburg, wo ich wirklich zwei perfekte Jahre hatte, die für mich nur schön waren. Zum Abschluss in der Volkswagen Arena ein Tor zu schießen, war unbeschreiblich.
Um es noch einmal zusammenzufassen. Sie waren der erste VfLer, der für Deutschland getroffen hat – und das beim ersten Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg. Mehr Klischee geht nicht, oder?
Rau: Ja, das stimmt. Es ist jetzt 20 Jahre her und es kam so viel zusammen, dass ich mich für immer daran erinnern werde.
Denken Sie gern an diese Zeit zurück?
Rau: Auf jeden Fall. Ich denke eh gern an meine Karriere zurück, weil ich mich an die schönen Sachen erinnere. Damals gab es wirklich nur Positives – es war einfach eine richtig tolle Zeit.
Was war so besonders?
Rau: Es gab eine extrem positive Atmosphäre, die mir gerade als junger Spieler geholfen hat. Ich hatte somit beim Fußballspielen richtig viel Spaß. Das war ein sehr gutes Zeichen, denn das ist im Profi-Fußball nicht selbstverständlich.
Wie war das damals, als der ehemalige Bundestrainer Rudi Völler Sie nominierte?
Rau: Der erste Kontakt wurde zum Verein gesucht. Wolfgang Wolf hat dann mit mir gesprochen und anschließend hatte ich das Gespräch mit Rudi Völler und in dem Moment hat sich ein Jugendtraum erfüllt. Mein erstes Länderspiel habe ich dann auf Mallorca gegen Spanien bestritten.
Wie war Ihre Beziehung zu Rudi Völler?
Rau: Sehr gut. Ich halte extrem viel von ihm. Er ist eine der wenigen Personen, die nach ihrer aktiven Karriere noch so lange im Fußballgeschäft arbeitet und dabei trotzdem immer menschlich geblieben ist. Das sieht man nur ganz selten. Aus verschiedenen Gründen haben wir ab und zu Kontakt und dann ist es wie immer – sehr angenehm. Das letzte Mal habe ich ihn gesehen, als ich noch für die Traditions-Nationalmannschaft gespielt habe. Inzwischen bin ich nicht mehr dabei, weil mein Körper nicht mehr mitmacht.
Insgesamt haben Sie sieben Mal das Trikot der mit dem Adler auf der Brust getragen. Für die Europameisterschaft in Portugal 2004 wurden Sie nicht nominiert. Damals eine herbe Enttäuschung?
Rau: Nein, das war abzusehen, nachdem ich mich bei Bayern schwer verletzt hatte und ein halbes Jahr ausfiel. Es war schade, allerdings bin ich sehr stolz auf meine sieben Einsätze. Wenn ich nominiert worden bin, war ich auch immer Stammspieler. Klar, es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ein großes Turnier mitgespielt. Aber es ist auch eine Lebenseinstellung, wie man darüber denkt: Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Wissen Sie noch, wer Sie auf Ihrer Position als Linksverteidiger beerbt hat?
Rau: Das war Philipp Lahm – bei Bayern München wie auch in der Nationalmannschaft. Das konnte ich gut hinnehmen.
Seit zwei Jahren betreut Hansi Flick die Mannschaft. Hatten Sie in Ihrer Karriere jemals mit ihm zu tun?
Rau: Nein, tatsächlich kennen wir uns nicht persönlich.
Welche Verbindungen gibt es noch nach Wolfsburg?
Rau: Mit Roy Präger habe ich noch oft in der Traditionsmannschaft gespielt. Zudem hatte ich lange Kontakt zu Heribert Rüttger und Manfred Kroß.
Wie verfolgen Sie die Entwicklung der Grün-Weißen?
Rau: Ich habe im Keller meine ehemaligen Trikots und Mannschaftsfotos hängen und mein älterer Sohn ist sehr interessiert, wenn meine ehemaligen Teams spielen. Dann schalten wir auch mal den Fernseher an und beim VfL ist es nochmal etwas Besonderes, weil ich ja aus der Region komme und weil ich dort zwei perfekte Jahre hatte.
Was denken Sie, ist diese Saison für den VfL drin?
Rau: Ich finde, die Wölfe sind erstmal stabil in ihren Leistungen. Deswegen ist vieles möglich. Allerdings sehe ich auch viele gute Konkurrenten. Sich fürs internationale Geschäft zu qualifizieren, wäre ein großer Erfolg. Ich wünsche es dem Verein.
Zu guter Letzt für jene Fußballfans, die nicht wissen, was Sie nach der Beendigung ihrer aktiven Karriere machen: Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Rau: Ich bin Lehrer für Sport und Biologie an einer Gesamtschule. Und mein Alltag sieht genauso so aus, wie ich es mir immer vorgestellt habe, als ich die Entscheidung getroffen habe. Ich genieße es total, habe viel Freizeit und Privatsphäre. Die Zeit in der Schule macht mir Riesenspaß.