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Ein ewiger Tag

Pokalgegner im Check: Wie TuS Makkabi Geschichte geschrieben hat.

Für das erste Pflichtspiel der Saison 2023/2024 zieht es den VfL Wolfsburg in die Bundeshauptstadt. Und zwar nicht zu Hertha oder Union, sondern zum TuS Makkabi Berlin – ein jüdischer Verein, der Geschichte geschrieben hat. 

Es wurde nicht Wunschgegner Hertha

Wer die Auslosung der 1. Runde des DFB-Pokals aufmerksam verfolgt hat, der wird sie mit Sicherheit entdeckt haben: vier Herren im weißen Poloshirt, das unverkennbare Vereinslogo auf der linken Brust. Es war die Delegation des TuS Makkabi Berlin um Trainer Wolfgang Sandhowe. Gefragt nach seinem Wunschgegner konnte sich der 69-Jährige eine Spitze nicht verkneifen: „Hertha BSC, weil da haben wir eine winzige Chance.“ Die Retourkutsche folgte kurz darauf per Videobotschaft von seinem Kumpel Herrmann Gerland. Der ehemalige Co-Trainer von Bayern München wünschte Sandhowe seinen alten Arbeitgeber, denn der werde ihm „schön die Ohren langziehen“.

Zwischen Kumpel und Mentor

Gerland hat gemeinsam mit Sandhowe die Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert und ihm 1986 seinen ersten Job beim VfL Bochum verschafft. Zwei Jahre später ging es für Sandhowe zu Galatasaray Istanbul, wo er Co-Trainer unter Jupp Derwall war. „Ich durfte von vielen großen Trainern lernen, aber Hermann Gerland war sicherlich die prägendste Figur für mich“, adelt Sandhowe seinen Weggefährten im Interview mit rbb24. Mit Galatasaray feierte er 1988 vor 64.000 Zuschauern in Köln gegen die AS Monaco den Einzug ins Halbfinale des Europapokals der Landesmeister (heute Champions League), eines von zwei ganz besonderen Ereignissen in seiner langen Laufbahn.

„Für immer in den Annalen“

Das andere ist der Pokalgewinn mit Makkabi. Am 3. Juni entschied der Oberligist das Finale des Berliner Landespokals gegen Sparta Lichtenberg mit 3:1 und qualifizierte sich damit für die 1. Runde des DFB-Pokals. Das ist noch nie zuvor einem jüdischen Verein gelungen. Es ist ein „Meilenstein in der Vereinsgeschichte“, der „für immer in den Annalen des TuS Makkabi verewigt bleiben und als Inspiration dienen wird“, heißt es auf der Website des Berliner Klubs. 

Whiskey-Cola als Zeichen des Erfolgs

Sandhowe leitet seit dem 1. Juli 2019 die sportlichen Geschicke beim Hauptstadtverein und ist ein Trainer der alten Schule. „Bei mir darf normalerweise keiner Alkohol trinken“, so der 69-Jährige zu rbb24, „vor dem Finale habe ich aber zur Mannschaft gesagt: ‚Wir haben die ganze Saison über hart gearbeitet, dafür müsst ihr euch belohnen. Und nach dem Spiel saufen wir uns richtig einen.‘“ Er selbst trinke nur selten, wenn dann aber Whiskey-Cola. Dass es an jenem Abend Whiskey-Cola gab, sagt mehr als tausend Worte.