Das erste Testspiel in der Vorbereitung auf die neue Saison hat der VfL Wolfsburg souverän über die Bühne gebracht. Eine Woche nach dem überdeutlichen Erfolg im AZ/WAZ-Spiel wartet am Samstag (13.30 Uhr) nun der erste Gradmesser. Die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl ist beim belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht zu Gast. Wölfe TV überträgt die Partie aus dem Lotto Park live auf YouTube.
In guter Gesellschaft
Es ist nicht allzu lange her, da war der Royal Sporting Club, was übersetzt so viel wie königlicher Sportclub heißt, noch in aller Munde. Denn mit Vincent Kompany heuerte ein Eigengewächs des RSC Anderlecht als neuer Trainer beim FC Bayern München an. Der belgische Innenverteidiger wechselte mit sechs Jahren in den Nachwuchs der Lila-Weißen, durchlief dort sämtliche Altersklassen und schaffte letztlich auch den Sprung zum Profi. Nach kurzem Zwischenstopp beim Hamburger SV landete Kompany im Sommer 2008 bei Manchester City. Elf Jahre später kehrte der 1,90 Meter große Verteidiger mit zwölf Titeln im Gepäck als Spielertrainer zu seinem Heimatklub zurück – und spielte dort für wenige Wochen mit Sebastiaan Bornauw, der ebenfalls beim RSC Anderlecht groß wurde und dann den Schritt in die Bundesliga wagte. Lukas Nmecha lief in der Saison 2020/2021 sogar unter Trainer Kompany im lila-weißen Dress auf, bevor er zum VfL wechselte.
Nur Lüttich bietet mehr
Der Königliche Sportclub aus dem Brüsseler Vorort Anderlecht gehört seit 1935 ununterbrochen der höchsten belgischen Liga an. Nur Standard Lüttich, seit 1921 ohne Unterbrechungen erstklassig, kann diese unglaubliche Serie überbieten. Was die Liste an Erfolgen angeht, macht Anderlecht aber keiner etwas vor. Mit insgesamt 34 eingefahrenen Meisterschaften, neun nationalen Pokalsiegen sowie fünf internationalen Titeln ist der RSC der mit Abstand erfolgreichste Klub in der Geschichte des belgischen Fußballs. Die letzte Meisterschaft liegt allerdings schon sieben Jahre zurück. In der abgelaufenen Spielzeit schafften es die Lila-Weißen in die Meisterrunde der belgischen Jupiler Pro League und landeten letztlich mit einem knappen Rückstand auf Meister Brügge und Vize Saint-Gilloise auf dem dritten Platz.
Eine unvollendete Geschichte
Für große Euphorie sorgte kürzlich Kapitän Jan Vertonghen. Auf nachdrücklichen Wunsch der Fans, die in der Kurve ein Banner mit der Aufschrift „Unsere Geschichte ist noch nicht vorbei“ präsentierten, verschob der 37 Jahre alte Innenverteidiger sein Karriereende um ein weiteres Jahr. „Ich war noch nicht bereit, dem RSC Anderlecht Lebewohl zu sagen. Ich habe die Wertschätzung der Fans und der Menschen im Verein gespürt. Das hat mich überzeugt, noch ein Jahr dranzuhängen“, so Vertonghen. Aktuell ist der 157-malige belgische Nationalspieler der einzige etatmäßige Innenverteidiger im Aufgebot des RSC. Youngster Zeno Debast, der in der vergangenen Saison an seiner Seite verteidigte, ist kürzlich zu Sporting Lissabon gewechselt. Wie auch beim VfL Wolfsburg gibt es in den Reihen der Lila-Weißen ein dänisches Duo. Und das hat in der vergangenen Saison für Furore gesorgt: Gemeinsam brachten es Rechtsaußen Anders Dreyer (21 Tore) und Mittelstürmer Kasper Dolberg (15 Tore) auf 36 Saisontreffer. Das Wiedersehen mit ihren Nationalmannschaftskollegen Jonas Wind und Joakim Maehle wird allerdings ausbleiben, weil die nach der EM-Teilnahme noch ihren wohlverdienten Urlaub genießen.