Williamson fällt auch aus
Wie auch die Wölfinnen war Arsenal unter der Woche gefordert – das fürs Wochenende angesetzte Liga-Spiel wurde auch in England vorverlegt. Im Gegensatz zu den VfL-Frauen, die es mit dem MSV Duisburg zu tun bekamen und souverän mit 3:0 gewannen, wartete auf das Team des schwedischen Trainers Jonas Eidevall eine größere Herausforderung. Und tatsächlich lief im Auswärtsspiel gegen Manchester United scheinbar alles gegen Arsenal: Bereits nach einer Viertelstunde musste Leah Williamson aufgrund einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Mittlerweile steht fest, dass sich die Kapitänin der englischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Die Partie ging schließlich auch verloren, da Alessia Russo in der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte für ManU traf und Torhüterin Mary Earps, englische Nationaltorhüterin mit VfL-Vergangenheit, ihren Kasten sauber hielt. Nun droht mehr denn je der undankbare vierte Platz in der Liga, zumal nun vier Leistungsträgerinnen fehlen werden: Williamson folgt Kim Little, Beth Mead und Vivianne Miedema, deren vorzeitiges Saison-Aus bereits zuvor feststand. Über eine Million Euro an Marktwerten – im Frauenfußball durchaus eine Hausnummer – befinden sich also im Krankenstand.
Immer wieder London
Mit Teams aus London kennen sich die VfL-Frauen bestens aus – mit keiner anderen Stadt bekamen es die Wölfinnen in ihrer mittlerweile elfjährigen Champions-League-Historie häufiger zu tun. Duelle mit Chelsea gab es zwar häufiger als jene gegen Stadtrivale Arsenal, dafür wird Arsenal bereits zum dritten Mal in der Volkwagen Arena zu Gast sein. Das erste Gastspiel der Londonerinnen hat sich am gestrigen Freitag zum zehnten Mal gejährt: Selina Wagner und Nadine Keßler trafen, seinerzeit ebenfalls im Halbfinale, für die Gastgeberinnen und ebneten den Weg zum späteren Königsklassen-Triumph – der natürlich in London realisiert wurde. In der letzten Saison gab es einen 2:0-Erfolg im Viertelfinal-Rückspiel, der ebenfalls das Weiterkommen bedeutete. Diesmal findet bereits das Hinspiel in der Volkswagen Arena statt, eine veränderte Ausgangsposition im Vergleich zu allen vorherigen deutsch-englischen Wölfinnen-Duellen. Bislang fiel die Entscheidung immer in Wolfsburg, vom pandemiebedingt nach Budapest verlegten Viertelfinale 2021 einmal abgesehen. Nun ist klar, dass es im Allerpark „nur“ um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Emirates Stadium geht.
„Ein Spiel auf Augenhöhe“
Mit drei Punkten im Gepäck und ohne weitere personelle Sorgen kehrten die VfL-Frauen in der Nacht auf Donnerstag aus Duisburg zurück. Und mit wertvollen Erkenntnissen, schließlich zeigte sich wieder einmal, dass auf die Breite im grün-weißen Kader Verlass ist. Egal, ob es die starke Leistung von Kristin Demann auf der Sechserposition oder der Treffer von Pauline Bremer kurz nach ihrer Einwechslung war – auch mit verhältnismäßig wenig Spielzeit in der Saisonstatistik sind jene Spielerinnen da, wenn sie gebraucht werden. Am Freitag stand eine taktische geprägte Einheit mit niedriger Intensität auf dem Programm, am Samstag fand das obligatorische Abschlusstraining statt. Danach stellte sich VfL-Cheftrainer Tommy Stroot im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz den Fragen der Medien. Dabei ging es um…
…die Personalsituation: Alexandra Popp fällt aus. Sie hatte in den letzten Tagen noch eine Reaktion gezeigt, sodass wir dieses Risiko, das mit einem Einsatz verbunden wäre, nicht eingehen können und wollen. Wir müssen jetzt schauen, wie wir die Belastung langsam steigern und es für das Rückspiel eine Möglichkeit gibt. Dass Lena Lattwein ausfällt, ist klar. Julia Kassen fehlt zudem wegen einer Grippe. Marina Hegering hat in den letzten beiden Tagen voll trainiert, sie ist wieder einsatzfähig.
…die Stimmung im Team: Die Stimmung ist locker, so nehme ich sie wahr. Wir sind komplett in unseren Abläufen und haben viele Themen in den letzten Tagen schon abarbeiten können. Von daher war es heute beim Abschlusstraining auch sehr relaxed. Wir haben auf dem Platz hinter dem AOK Stadion tolle Bedingungen erlebt, von daher gibt es auch keinen Grund für große Anspannung. Wir freuen uns auf ein Spiel auf Augenhöhe. Und wenn man in einem Champions-League-Halbfinale von Augenhöhe sprechen kann, sagt das auch einiges über uns aus.
…die Bedeutung des Ausfalls von Leah Williamson: Da müssen wir eigentlich die andere Seite fragen. Für uns ist es in der Vorbereitung so, dass wir natürlich checken, welche Anpassungen es jetzt geben könnte. Wer kann diese Lücke füllen? Und es wird eine Lücke reißen, das ist klar. Wenn man sieht, wie viele Meter Leah immer abreißt, welche Qualität sie hat, dann ist das einfach sehr bitter. Und mein Fußballerherz ist auch traurig, weil sie bei den großen Spielen fehlt und auch bei der WM nicht dabei sein kann.
…die Stärken von Arsenal: Der Coach hat in der gleichen Saison angefangen wie ich. Und wir wissen, dass sich ein Team mit der Zeit stabilisiert, dass sich Ideen stabilisieren. Das sieht man auch bei den Londonerinnen. Sie haben mittlerweile mehrere Pläne, um Dinge zu lösen. Und wenn man sieht, was sie selbst im Winter noch auf dem Transfermarkt gemacht haben, dann haben sie schon einige Ausfälle kompensiert. Dann weiß man auch, welche Optionen sie haben. In der letzten Saison waren sie in der Breite noch nicht so aufgestellt wie jetzt, wobei sie diese Breite gerade nicht so nutzen können aufgrund der Verletzungen.
…ein mögliches Wunschergebnis: Das gestaltet sich bei mir aus der Summe von Hin- und Rückspiel. Wir werden morgen nach dem Abpfiff erst ein Halbzeitergebnis haben. Egal, wie die Konstellation sein wird, danach wird es wieder darum gehen, den nächsten Plan zu entwickeln und die acht Tage so zu nutzen, dass wir im Rückspiel den Finaleinzug feiern. Das ist die Aufgabe, so gehe ich es an. Wir sind für morgen auf verschiedene Szenarien vorbereitet, wissen aber auch, dass es sich nicht entscheiden wird. Wir befinden uns auf allerhöchstem Niveau und da müssen wir 180 Minuten abliefern. Wer nur 20 Minuten abschaltet, hat ein Problem.
…den Finalstandort Eindhoven: Tatsächlich hat diese Stadt eine besondere Bedeutung für mich. Ich habe meine erste Meisterschaft auf diesem Platz feiern dürfen, den Pokalsieg ebenso. Von daher ist da viel in meiner Karriere schon in Eindhoven passiert. Mein letztes Spiel durfte ich dort im großen Stadion erleben. Wir wurden Meister und die Spielerinnen der PSV mussten Spalier stehen. Das sind meine letzten Eindrücke aus diesem Stadion. Und natürlich ist es auch in meinem Kopf ein Ziel, dieses Finale zu erreichen.
…das heutige 8:2 der Bayern gegen Freiburg: Ich höre das gerade zum ersten Mal, ehrlich gesagt. Die Abläufe mit unserer Besprechung und dem Abschlusstraining waren recht knackig. Bei mir hat es auch keine große Rolle gespielt. Ich bin davon ausgegangen, dass Bayern dieses Spiel gewinnt – und wenn es anders gewesen wäre, dann wäre ich sicher informiert worden. Wir sind total in unseren Abläufen und lassen uns durch nichts ablenken.
Matchcenter: Alle Infos zur Partie der Wölfinnen
Wölfe TV: Talk vor dem UWCL-Halbfinale