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„Das muss man mal gemacht haben…“

Im Interview: Joakim Maehle über Karneval, Heimweh und Vergleiche mit einer Legende.

VfL-Spieler Joakim Maehle läuft mit der Hand vor dem Mund, die er zu einer Faust geballt hat, über das Spielfeld.

Joakim Maehle wechselte vor der Saison zum VfL Wolfsburg. In kürzester Zeit stellte der 26-jährige Däne seine Qualitäten unter Beweis und wurde zu einer der tragenden Säulen im VfL-Kader. Im Interview spricht Maehle unter anderem über seine Anfänge in Deutschland, das kommende Auswärtsspiel gegen Leipzig und seine Treffsicherheit im Nationaltrikot.

Joakim Maehle, du bist inzwischen seit etwas mehr als einem halben Jahr in Deutschland. Wie verlief die Eingewöhnungsphase?

Joakim Maehle: Deutschland und Dänemark sind sich in vielen Aspekten sehr ähnlich, das kommt mir zugute. Das Wetter ist wohl die größte Gemeinsamkeit (lacht). Die Mentalität der Menschen ist auch vergleichbar: Fleiß, Ordnung und Pünktlichkeit spielen sowohl hier als auch in Dänemark eine große Rolle. In Italien war es etwas anders. Trotzdem habe ich die Zeit dort sehr genossen, weil das Wetter und das Essen deutlich besser waren (lacht).

Vor sieben Jahren hast du deine Heimat in Richtung Genk verlassen. Gibt es etwas Bestimmtes, das du an Dänemark vermisst?

Joakim: Natürlich vermisse ich meine Familie, Freunde und Heimatstadt. Ich muss gestehen, dass mein erstes Jahr in Belgien besonders schwer war. Ich war erst 18 Jahre alt und hatte das Gefühl, dass ich für diesen Schritt noch nicht bereit bin. Es ist eine große Herausforderung, wenn man als junger Spieler in ein fremdes Land kommt, eine neue Sprache lernen und sich an eine neue Kultur gewöhnen muss. Ich hatte das Privileg, dass meine Familie und Freunde mich stets unterstützt haben, auch wenn sie nicht in meiner Nähe waren. Durch die Zeit im Ausland habe ich mich als Spieler sowie als Mensch weiterentwickelt und letztlich bin ich froh, diese Entscheidungen so getroffen zu haben.

Mit der dänischen Fußballnationalmannschaft hast du bei der vergangenen Europameisterschaft das Halbfinale erreicht. Mit dem Erfolg stieg auch deine Bekanntheit. Wie gehst du damit um?

Joakim: Nach unserem EM-Erfolg ist auf jeden Fall ein Unterschied zu spüren. Wenn ich mit Freunden in Dänemark unterwegs bin, werde ich vermehrt auf der Straße erkannt. Das macht mir aber nichts aus, denn ich bin ein geselliger Mensch. Vor zwei Jahren war ich in meiner Heimatstadt Aalborg auf dem Karneval. Das muss man unbedingt mal gemacht haben.

Wieso das?

Joakim: Der Karneval in Aalborg ist ein riesiges Event. Es treten die bekanntesten Musiker Dänemarks auf, alle Leute haben gute Laune und sind einfach nur am Feiern. Der dänische DJ „Faustix“ ist ein sehr guter Freund von mir. Vor zwei Jahren hatte er die Idee, mich auf die Bühne zu holen. Ich habe erst gezögert, aber als ich dann da oben stand, hatte ich großen Spaß am DJ-Pult zu stehen und die Massen zu begeistern.
 
Lass uns noch mal ein wenig über Fußball sprechen. Du bist ein sehr variabler Spieler, wurdest deshalb auch schon mit Philipp Lahm verglichen. Hattest du als junger Kicker ein Idol?

Joakim: Es ist eine große Ehre, mit Philipp Lahm verglichen zu werden. Er war ein großartiger Fußballer und einer der besten Verteidiger aller Zeiten. Ich hatte als junger Spieler kein wirkliches Vorbild. Trotzdem gibt es Fußballer, die ich aufgrund ihrer Mentalität sehr schätze und immer verfolgt habe. Dazu zählt auf jeden Fall Cristiano Ronaldo. Es ist beeindruckend, mit welcher Zielstrebigkeit er sein gesamtes Potenzial ausgeschöpft hat.
 
In deinen 43 Spielen für Dänemark hast du insgesamt elfmal getroffen – eine beeindruckende Ausbeute. Kannst du dir das erklären?

Joakim: Es gab bei der Nationalmannschaft eine Phase, in der bei mir alles funktioniert hat und jeder Ball im Netz gelandet ist (lacht). Der Trainer schenkte mir großes Vertrauen. Dadurch hatte ich sehr viele Freiheiten in meinem Spiel und konnte meine offensiven Qualitäten aufzeigen.
 
Am Samstag ist der VfL bei RB Leipzig zu Gast. Was erwartest du vom Auswärtsspiel bei den derzeit starken Roten Bullen?

Joakim: Leipzig ist eine Mannschaft mit sehr hoher Qualität. Es wird ein schweres Spiel, aber ich glaube, dass wir eine realistische Chance haben. In dieser Saison haben wir schon zweimal gegen RB gewonnen. Wieso soll uns das nicht auch im dritten Duell gelingen?

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