Frauen I

„Damit war nicht zu rechnen“

Stephan Lerch im Double-Jahr-Abschlussgespräch über seine ersten Monate als Chefcoach der VfL-Frauen.

Stephan Lerch.

Jahr für Jahr zählt man neu wieder durch, wie viele Titel die Frauen des VfL Wolfsburg seit 2013 gewonnen haben. Als es im Sommer nun zum Stabwechsel auf der Trainerbank kam, schien dies das Ende einer Ära zu markieren. Tatsächlich verlief der Übergang aber erstaunlich geräuschlos. Auch in neuer Konstellation hielten Ralf Kellermann, nun ausschließlich Sportlicher Leiter, und Stephan Lerch die Wölfinnen sicher auf Kurs. Im Interview blickt der Cheftrainer deshalb hochzufrieden zurück und zuversichtlich nach vorn.

Stephan Lerch, Ihre erste Halbserie als Cheftrainer der VfL-Frauen ist vorbei. Rhetorische Frage: Wie ist es gelaufen?

Stephan Lerch: Keine Frage, das Fazit fällt sehr positiv aus. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir tolle Ergebnisse erzielt und vor allem: das, was wir auf dem Platz zeigen wollten, auch umgesetzt. Dominanzfußball mit hoher Laufbereitschaft war unser Ziel. Das hat die Mannschaft insgesamt hervorragend umgesetzt.

Die Wölfinnen überwintern in beiden Pokalwettbewerben und sind in der Bundesliga souveräner Herbstmeister geworden. Gibt es da überhaupt irgendwas zu bekritteln?

Lerch: Ich glaube, als Trainer findet man immer irgendwas. Unsere Chancenverwertung fällt mit da ein, die wir im Laufe der Hinrunde ja einige Male thematisiert haben. Die Allianz Frauen-Bundesliga ist so ausgeglichen besetzt wie noch nie. Es wird genauso in der Rückrunde wieder viele enge Spiele geben, in denen jedes Tor entscheidend sein kann. Deshalb sollten wir da noch kaltschnäuziger werden. Auch in der Defensive können wir uns im aktiven Zweikampfverhalten noch verbessern. In diesen zwei Punkten beispielsweise sehe ich Luft nach oben.

Was bleibt grundsätzlich hängen aus dem Double-Jahr 2017?

Lerch: Die beiden Titel sprechen für sich. Es war sehr beeindruckend, mit welcher Dominanz und Entschlossenheit die Mannschaft in der Rückrunde von Sieg zu Sieg geeilt ist. Aber auch der reibungslose Übergang nach der Europameisterschaft, von der unsere Spielerinnen ja mit sehr unterschiedlichen Eindrücken zurückgekommen sind, war nicht selbstverständlich. Dass die Mannschaft danach sofort funktioniert hat und so toll in die Liga gestartet ist, damit war nicht zu rechnen. Damit haben wir die Grundlage geschaffen, um jetzt als Herbstmeister in die Winterpause zu gehen.

Mit Kristine Minde, Claudia Neto und Ella Masar stehen drei Neuzugänge für die Rückrunde fest. Wird sich der Kader noch weiter verändern?

Lerch: Wir sind sehr glücklich, dass wir die drei noch dazubekommen. Kristine und Claudia trainieren ja schon seit Dezember mit uns. Für die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, gibt uns das noch mehr Möglichkeiten. Sofern in der Vorbereitung nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, dürfte damit unser Aufgebot stehen.

Wie lautet die Zielsetzung für die zweite Halbserie? Was haben Sie und die Mannschaft sich vorgenommen?

Lerch: Im Prinzip das gleiche wie schon im Sommer: Wir wollen uns wieder über die Liga für die Champions League qualifizieren, also mindestens Zweiter werden. Dass wir in den Pokalwettbewerben so weit wie möglich kommen möchten, versteht sich von selbst. Unser Fokus aber liegt auf der Bundesliga. Dort haben wir uns in eine hervorragende Ausgangslage gebracht. Die wollen wir unbedingt nutzen und uns am Ende für die Arbeit, die wir leisten, auch belohnen. Mit anderen Worten: Wir wollen wieder Titel gewinnen.