Männer

„Bereit für Größeres“

Ex-Wolf Tomislav Maric über ein Heimspiel gegen Leverkusen, das Geschichte schrieb.

Eine Nahaufnahme vom lachenden Ex-VfL-Wolfsburg-Spieler Tomislav Maric.

Werksduelle in Wolfsburg waren für Leverkusen lange Zeit nie mit Freude verbunden: Aus ihren fünf Bundesliga-Auswärtsspielen am Elsterweg holten die Rheinländer keinen einzigen Punkt. Exemplarisch dafür war das Gastspiel am 19. Dezember 2001, als Bayer es ebenso wie nun am kommenden Samstag, 21. Oktober (Anstoß um 15.30 Uhr), als Tabellenführer bei den Grün-Weißen versuchte. Der Mann des Abends beim damaligen Heimsieg der Wölfe war Tomislav Maric, der seinerzeit in schöner Regelmäßigkeit Doppelpacks schnürte. Der 50-jährige Kroate, der heute in der Nähe von Split lebt und als Individualtrainer arbeitet, erinnert sich im Interview an ein ungemütliches Flutlichttreffen in einer Zeit, in der man aus den Wölfen nicht immer ganz schlau wurde. 

Tomislav Maric, am Wochenende kommt Bayer Leverkusen in die Volkswagen Arena. Eine Paarung, an die Sie gern zurückdenken dürften. 

Tomislav Maric: Das stimmt. Es gibt tatsächlich Mannschaften, die einem irgendwie liegen. Und Leverkusen war in meinem Fall so eine. Ich kann mich an ein spätes Auswärtstor zum 1:1 erinnern, als Juan mein Gegenspieler war. Und dann gibt es diese Geschichte mit den Doppelpacks, von denen mir einer ebenfalls gegen Leverkusen geglückt ist.

Genau darauf wollten wir hinaus. In der Saison 2001/2002 haben Sie im Heimspiel gegen Bayer Geschichte geschrieben – mit dem vierten Doppelpack hintereinander. Seit Lothar Emmerich 1966/1967 war das keinem Bundesligaspieler gelungen. War Ihnen diese Dimension damals bewusst?

Maric: Nein, überhaupt nicht. Mir wurde erst hinterher, als das Thema medial aufgekommen ist, wirklich bewusst, dass das seit so vielen Jahren niemand geschafft hatte. Darüber habe ich mich auch gefreut. Wichtiger war aber, dass wir unser Spieljahr erfolgreich beenden konnten. In der Vorrunde hatten wir gewisse Probleme gehabt, jetzt zum Ende gab es aber einen richtigen Lauf. 

Das Spiel ging 3:1 aus. Dabei hatte es der VfL mit einer der aufregendsten Mannschaften des Landes zu tun. Für Leverkusen spielten Kaliber wie Ze Roberto, Ulf Kirsten und Dimitar Berbatov. Welche Erinnerungen haben Sie ans Spiel?

Maric: Ich weiß noch, dass es ganz übles Wetter war: windig, regnerisch, richtig schön ungemütlich. Ich mochte solche Bedingungen immer. Es war nichts für Schönspieler, sondern ein echtes Kampfspiel, in dem man sich überwinden und über den Punkt gehen musste. Und das noch unter Flutlicht. Es stimmt, Leverkusen hatte eine unglaubliche Mannschaft mit super Einzelspielern damals. Aber wir haben die Verhältnisse angenommen und wurden am Ende belohnt.

Der VfL war damals ein Stück weit auf dem Sprung. Während noch am Elsterweg gespielt wurde, liefen in Sichtweite schon die Bauarbeiten für die Volkswagen Arena. Was war das für eine Zeit?

Maric: Der Verein war in einer Phase des Umbruchs, infrastrukturell und auch mannschaftlich. Nach dem Aufstieg hatte der VfL die Klasse gehalten, dann schnell im UEFA-Cup gespielt und kam jetzt an einen Punkt, wo er bereit für Größeres war. Viele neue, ambitionierte Spieler kamen wie Robson Ponte, Martin Petrov, Dietmar Kühbauer oder Dorinel Munteanu. So etwas löst dann einen Prozess aus, der richtig und nachvollziehbar ist, denn man will ja den nächsten Schritt machen. Aber solch eine Entwicklung ist auch mit Schwankungen verbunden, wie man an dieser Hinrunde damals gesehen hat. Welche Qualität in der Mannschaft steckte, das hat sich in diesem Spiel dann einmal gezeigt. Leverkusen war in seiner Entwicklung schon ganz woanders. Aber an guten Tagen konnten wir eben auch solchen Topmannschaften das Leben schwermachen.  

Man hat aber auch den Eindruck, dass eine Einheit auf dem Platz steht mit einem klaren Plan und dass jeder weiß, was er zu tun hat. Ich denke, dass der VfL die internationalen Plätze angreifen kann.
Tomislav Maric

Das Auf und Ab endete damals auf Rang zehn. Bayer hatte letztlich einen Punkt zu wenig für die Meisterschaft, verlor außerdem beide Finals sowohl in der Champions League als auch im DFB-Pokal. Wie geht die Saison diesmal für beide aus?

Maric: In Wolfsburg wird richtig gute Arbeit geleistet. Seit Niko Kovac da ist, wird von der Spielphilosophie her mehr gearbeitet, was besser zum VfL passt. Es ist schwierig, gegen Wolfsburg zu bestehen. Die Mannschaft verfügt über gute Einzelspieler, die ihre Eins-gegen-eins-Situationen sehr gut lösen. Man hat aber auch den Eindruck, dass eine Einheit auf dem Platz steht mit einem klaren Plan und dass jeder weiß, was er zu tun hat. Ich denke, dass der VfL die internationalen Plätze angreifen kann. Was Leverkusen betrifft: Für eine große Saison müssen viele Komponenten passen. Die entscheidenden Prozente spielen sich aber im Kopf ab. Wenn es schwierig wird, kommt es darauf an, psychisch stark zu sein und es hinzubekommen, trotzdem zu gewinnen. Bayern München demonstriert uns seit Jahren, wie das funktioniert. Und ich glaube, dass Leverkusen einen Trainer hat, der genau das vorlebt, weil er es auch schon als Spieler verinnerlicht hatte. Ich sage nicht, dass es zur Meisterschaft reicht. Aber ich denke schon, dass Bayer lange oben mitspielen wird.   

Und welchen Verlauf erwarten Sie für Samstag?

Maric: Ich freue mich auf ein sehr interessantes Duell. Leverkusen wird versuchen, sein spielerisches Potenzial auszuschöpfen und es sicherlich mit einem VfL zu tun bekommen, der alles daransetzen wird, genau das nicht zuzulassen. Wenn Leverkusens Maschine erst mal zum Laufen kommt, wird es ganz schwierig werden für Wolfsburg. Kann der VfL sie aber stoppen und seine eigenen Stärken einbringen, dann kann er Bayer auch schlagen. Ich bin jedenfalls sicher, dass Niko Kovac bereits einen ausgetüftelten Plan in der Tasche hat, wie das zu schaffen ist.

Jetzt noch Tickets sichern

Matchcenter: Alle Infos zur Partie