Test gegen Weltstars – Wölfe empfangen den FC Santos

Es war der 3. Juni 1961, als die SĂŒdamerikaner vom großen FC Santos im beschaulichen Niedersachsen zum Freundschaftsspiel gastierten. Und mit dabei war einer, dessen Name schon zu dieser Zeit um die Welt ging: Brasiliens Lichtgestalt Pele.

Die 10.000 Zuschauer, die an diesem Tag im Stadion am Elsterweg waren, hatten sich nicht zu viel versprochen. Über 90 Minuten zeigte Santos Fußball vom Feinsten mit traumhaften SpielzĂŒgen, Dribblings und allem, was das Fan-Herz begehrte. Nicht nur Pele ließ den Ball dabei kreisen, sondern auch seine Mitspieler Pepe, Coutinho und Tite. Dass die Wölfe am Ende „nur“ mit 3:6 unterlagen, rechnete man ihnen deshalb hoch an. Nicht alle Experten hatten dem Team des VfL, das an diesem Tag um einige Akteure von Eintracht Braunschweig verstĂ€rkt war, gegen die mit sechs Nationalspielern gespickten Brasilianer eine solche Leistung zugetraut.

VfLer Wilfried „Fredi“ Reckel erinnert sich noch genau: „Dieses Spiel war fĂŒr uns eine Sensation. Damals wurde Pele gerade auf der ganzen Welt bekannt, und er war auch noch mein Gegenspieler. Diesen Tag werde ich nie vergessen, noch heute spreche ich mit alten WeggefĂ€hrten und Freunden ĂŒber dieses besondere Erlebnis.“ Reckel, damals 22 Jahre jung, zeigte eine starke Leistung gegen den technisch versierten Vorzeigespieler und war vor dem Anpfiff nicht einmal nervös. „Ich habe mich so auf das Spiel gefreut, dafĂŒr blieb gar keine Zeit. Es war einfach eine tolle Sache, die uns Volkswagen damals ermöglicht hat.“

RĂŒge und Schrader die Wolfsburger TorschĂŒtzen

Mancher mag im Vorfeld angenommen haben, dass die Zauberfußballer des amtierenden Weltmeisters Brasilien nicht mit der kompletten Mannschaft anreisen, vor allem nicht mit ihren Superstars nach Wolfsburg kommen wĂŒrden. Doch weit gefehlt. Zum Aufgebot gehörten alle großen Namen, die vom Anpfiff an mĂ€chtig Druck machten. Und das mit solchem Elan, dass einem um die GrĂŒn-Weißen, die 1961 in der zweithöchsten deutschen Klasse kickten, anfangs Angst und Bange werden konnte. PelĂ© und Co. zelebrierten das Spiel, der Ball lief wie am SchnĂŒrchen.

Doch die Wolfsburger wussten zu ĂŒberraschen: Sie steigerten sich mit dem Verlauf der Partie und kapitulierten nicht vor den großen Namen. Die Zuschauer waren begeistert, wenn sie sich den Ball erkĂ€mpften und mutig nach vorne stĂŒrmten. Doch zuerst gingen die Brasilianer durch Tore von Mengalivo (10.), PelĂ© (13.) und Coutinho (21.) standesgemĂ€ĂŸ in FĂŒhrung, jeweils brillant herausgespielt. Dann aber endlich das erste Tor fĂŒr die Wölfe. GĂŒnter RĂŒge war es in der 28. Minute, der aus 16 Metern einen Schuss ins obere Dreieck jagte, den selbst der ausgezeichnete Santos-Keeper Laercio nicht zu halten vermochte. Was fĂŒr ein Jubel!

Pele, damals im 21. Lebensjahr, erhöhte persönlich dann auf 4:1– kurz nach der Pause hieß es schon 5:1. Doch dann hatte der VfL sich gefunden. Er gewann seine ZweikĂ€mpfe und zerstörte somit das Offensivspiel der Brasilianer. Nach Toren von Gerhard Schrader (72.) und zum zweiten RĂŒge (76.) hieß es nur noch 5:3. „Ich kann mich erinnern, dass es ein strammer Schuss aus meiner Position als HalbstĂŒrmer war“, sagt Schrader. „Dieser Treffer gegen eine Mannschaft mit sechs Weltmeistern war fĂŒr mich natĂŒrlich etwas Besonderes.“ Aber auch die GĂ€ste kamen wieder und erzielten durch Coutinho drei Minuten vor Schluss den 6:3-Endstand. Ein verdientes Resultat eines einmaligen Fußballfestes. Und trotz der Niederlage ein Erfolg fĂŒr die grĂŒn-weißen Farben. Auch fĂŒr den im linken Mittelfeld spielenden „Fredi“ Reckel war das Ergebnis ein kleiner Triumph. „Welche Mannschaft hat gegen Santos schon drei Tore erzielt?“, fragt er noch heute begeistert.

Veröffentlicht im Jahr 2010.