Die Erwartungen an die UEFA Women’s Euro in England waren groß: Das um ein Jahr verschobene Turnier im Mutterland des Fußballs sollte den Frauenfußball auf ein neues Level heben, Rekorde brechen, der gesamten Sportart Rückenwind verleihen. Nach drei Wochen, 31 Spielen und 95 Toren steht fest: Die Prophezeiungen haben sich mehr als erfüllt. Erst recht natürlich aus Sicht der Gastgeberinnen, die zum ersten Mal seit 1966 einen großen Titel für ein englisches Nationalteam – abgesehen von U-Mannschaften – gewannen. Aber auch in Deutschland löste die Finalteilnahme der DFB-Auswahl eine nicht für möglich gehaltene Euphorie aus. Immerhin schalteten knapp 18 Millionen am Sonntagabend ein – eine bis dahin unerreichte Dimension im Frauenfußball. Und daran waren zahlreiche Spielerinnen des VfL Wolfsburg beteiligt.
Popp im Rampenlicht
VfL-Cheftrainer Tommy Stroot war bei zahlreichen Spielen vor Ort dabei, so auch beim Finale im Wembleystadion. Auch er war sichtlich bedient, als Chloe Kelly das Leder in der 111. Minute über die Linie stocherte und damit die Niederlage der DFB-Elf schon fast besiegelte. Danach kam das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu keiner Torraumszene mehr. Er sei stolz auf das Team, bekannte Stroot in jenem Moment, als seine Schützlinge einige Reihen vor ihm von Freunden und Familienangehörigen getröstet werden mussten. Und dabei wollte er keine Unterscheidung zwischen den Klubs machen: „Ich habe hier ein Team gesehen, wo ich die Farben gar nicht so sehr trennen möchte.“ Eine seiner Spielerinnen schrieb dabei so etwas wie die Geschichte des Turniers – auch wenn das Happyend ausblieb: Mit sechs Treffern in fünf Spielen schoss sich Alexandra Popp bei ihrer ersten EM-Teilnahme ins Rampenlicht. Und das nach ihrer schweren Knieverletzung inklusive Rückschlag. Aufgrund der Corona-Infektion von Lea Schüller erst ins Team gerückt, schien es ihr Turnier zu werden. Doch eine im Abschlusstraining erlittene Muskelverletzung im Oberschenkel zwang sie ausgerechnet im Endspiel zum Zuschauen.