Westfalenstadion, Flutlicht, 25.000 Zuschauer. „Das war für uns ein Riesending. Da brauchst du keine Extra-Motivation“, sagt Edwin Meyer, und seine Augen funkeln noch heute. Angestachelt von der ungewohnten Kulisse sorgten die Grün-Weißen für eine kleine Sensation. Bei Borussia Dortmund, Topfavorit auf den Bundesliga-Aufstieg, erkämpfte der Underdog VfL im Mai 1975 ein 2:2-Remis. Zwei Treffer von Wölfi Krause sicherten den Punkt, Meyer war über 90 Minuten mit von der Partie. Es war in der einzigen gemeinsamen Zweitligaspielzeit das zweite Pflichtspielduell überhaupt mit den Schwarz-Gelben. Und für die Wölfe zugleich das größte Abenteuer der gesamten Saison.
Rechts wie links
Für Meyer könnte die Partie als Blaupause seiner gesamten VfL-Karriere dienen, denn exemplarisch bewies er in der Kietzmann-Elf an diesem Freitagabend seine besondere Flexibilität. Bei Anpfiff noch spielte er im defensiven Mittelfeld. Als sich Toni Matz jedoch verletzte, rückte Meyer nach hinten und half als Libero, den Punktgewinn über die Zeit zu bringen. Solche Rochaden war die spielstarke Allzweckwaffe gewohnt. Vom rechten Verteidiger bis zum Linksaußen besetzte Meyer im VfL-Trikot mit der Zeit alle Positionen. Ausgestattet mit zwei starken Füßen, einer unwahrscheinlichen Kondition und einem guten Kopfballspiel war Meyer für seine Trainer Gold wert.
Fast bei den Falschen gelandet
Dass er seine Talente bei den Grün-Weißen überhaupt einbringen konnte, war der Überzeugungskraft und der Beharrlichkeit von Trainer Imre Farkaszinski sowie Spartenleiter Günther Brockmeyer zu danken. „Ich kam 1971 vom SSV Vorsfelde. Eigentlich war mit Eintracht Braunschweig schon alles klar, aber am Ende überzeugten mich die beiden.“ Auslöser der intensiven Bemühungen war ein Freundschaftsspiel zwischen Vorsfelde und dem VfL. Meyer zeigte ein bärenstarkes Spiel, unterschrieb bei den Grün-Weißen – und blieb sechs Jahre lang ein Wolf. Dabei absolviert er 125 Spiele und erzielte fünf Tore.