Männer

„Ich mag den Adrenalinkick“

Pavao Pervan über seine Vertragsverlängerung, Zukunftspläne und Vorfreude auf neue Impulse.

Pavao Pervan, Torwart vom VfL Wolfsburg, betritt aus dem Spielertunnel in die Volkswagen Arena.

Die Bekanntgabe der einjährigen Vertragsverlängerung von Pavao Pervan dürfte alle VfL-Fans extrem gefreut haben. Schließlich gilt der 36-Jährige als perfekter Back-up für Stammkeeper Koen Casteels. Nicht von ungefähr lobt VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz „Pavo“ für dessen Zuverlässigkeit auf dem Platz, aber auch für sein besonderes Standing im Mannschaftsgefüge.

Der sympathische Österreicher äußerte sich in Almancil gegenüber den anwesenden Pressevertretern zu …

… dem Zeitpunkt der Verlängerung: Das Ganze war intern schon länger besprochen. Wir wollten aber im alten Jahr und vor dem Trainingslager den Fokus rein aufs Sportliche legen.

… den Gedanken an ein mögliches Karriereende: Ans Ende habe ich tatsächlich gar nicht gedacht. Aber ich habe mir verschiedene Optionen durch den Kopf gehen lassen – also hier zu bleiben oder woanders hinzugehen. Nach den Gesprächen war aber relativ schnell klar, dass ich hier noch ein Jahr dranhängen möchte. Ich wollte nicht pokern, sondern so schnell wie möglich Klarheit haben. Ich glaube, in einer anderen Situation hätte ich noch sehr viel länger warten müssen, bis mögliche Fenster aufgehen. Das wollte ich nicht. Ich wollte Gewissheit für meine Familie und für mich persönlich. Von daher war es für mich auch vom Gefühl her die richtige Entscheidung.

… den Plänen über die Vertragslaufzeit hinaus: Ich fühle mich einfach zu gut, um zu sagen: In einem Jahr ist es vorbei. Daher hoffe ich, dass ich gesund bleibe, damit ich meine Leistung bringen kann und ein sportlicher Mehrwert für die Mannschaft bin – in welcher Position auch immer.

… seinem zukünftigen Status innerhalb der Torwarthierarchie: In meinem Alter muss man ehrlich sein und wissen, dass irgendwann der Moment kommen wird, dass der Verein sagt: Wir wollen jetzt verjüngen. Ich von meiner Seite versuche nur das zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann. Ich möchte sportlich Druck machen und meine Position verteidigen – und das, solange es noch geht.

… dem Zeitpunkt des Karriereendes: Ich muss ehrlich sagen, ich habe keine Zahl im Kopf, wann es so weit ist. Ich glaube, dass es irgendwann eine Situation geben wird, in der man merkt, dass es der richtige Moment ist. Vielleicht ergibt sich ja auch ein gewisser Aufgabenbereich, den man gerne besetzen würde, obwohl man vielleicht körperlich noch fit wäre. So wie es ja auch bei Marcel (Schäfer) war, als er in den USA aufgehört hat. Ich glaube, er hätte dort auch noch vom Körperlichen weitermachen können. Aber es hat sich dann wohl wie der richtige Moment angefühlt. Ich verlasse mich darauf, dass es bei mir dann auch so sein wird.

… möglichen Optionen danach: Mich interessieren Torhüter. Ich möchte also im Torhüter-Bereich arbeiten und am liebsten tagtäglich auf dem Platz stehen, weil ich mich da am meisten auspowern kann. Ob im Nachwuchs- oder im Profibereich, wird man sehen. Ich glaube, es ist durchaus interessant, wenn man alles mal erlebt hat – so wie Pascal (Formann) auch. Aber letztlich will ich, wahrscheinlich wie die meisten, so weit oben wie es geht tätig sein. Da geht es um viel, da hat man auch einen gewissen Druck. Ich mag diesen Druck, ich mag den Adrenalinkick, dieses Auf-das-Wochenende-Hinarbeiten. Und auch dort kann man ja trotzdem noch die Torhüter weiterbringen und -entwickeln.

… Vorbildern im Torwarttrainer-Bereich: Klar kann ich mir von Pascal am meisten abschauen. Ich sehe an ihm, was es benötigt, um auf so hohem Niveau tagtäglich bis an die Grenzen zu gehen. Er ist schon generell ein großes Vorbild. Aber natürlich sollte man auch links und rechts gucken und sich von anderen etwas abschauen. Das können Torhütertrainer sein, die ich schon hatte oder welche, mit denen man einfach im Austausch ist. Wenn man will, kann man von jedem etwas lernen.

… seinem besonderen Organisationstalent, das er als regelmäßiger Planer der Team-Events unter Beweis stellt: Da gibt es sicherlich interessante Jobs, aber für mich ist der Torhüter-Bereich an erster Stelle. Aber vielleicht ändert sich nochmal etwas im Leben. Man sollte niemals etwas ausschließen. Ich bin ja noch jung.

… dem im Sommer bevorstehenden Wechsel von Koen Casteels zu Kamil Grabara und neuen Impulsen: Ich freue mich sehr auf ihn und bin schon sehr gespannt, wie er so ist. Es sind wirklich immer wieder sehr, sehr gute Torhüter, die wir in Wolfsburg haben – ob nun Koen oder Grabara, der ein aufstrebendes Talent ist. Koen hat natürlich die Messlatte sehr hochgelegt und ich glaube, dass Kamil trotzdem in diese Fußstapfen treten kann. Wie sich das entwickelt und wie lange er brauchen wird, werden wir sehen. Ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass ich diesen Job so ausüben kann, dass ich genau solche Sportler kennenlerne. Meiner Unterstützung kann sich Kamil sicher sein, so wie es auch für Koen gilt. Aber natürlich möchte ich auch sportlich Druck machen, weil ich ja weiß, dass das auch ihn besser macht.