Frauen

Erinnerungen an den Elfer-Krimi

2018 gab es zuletzt ein Pokalfinale zwischen dem VfL und Bayern – so hat Ewa Pajor es erlebt.

VfL Wolfsburg Spielerin Ewa Pajor jubelt.

Über 17.500 Zuschauende sahen 2018 im Kölner Rhein-Energie-Stadion ein denkbar dramatisches DFB-Pokalfinale. Das hatte 120 spannende Minuten, mehrere Glanzparaden und fünf verwandelte Elfmeter zu bieten. Rund sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass der FC Bayern und Wolfsburg sich zuletzt im Endspiel gegenüberstanden. Erst im Elfmeterschießen setzten sich die Grün-Weißen damals knapp mit 3:2 gegen die Münchenerinnen durch. VfL-Stürmerin Ewa Pajor stand in dem Match bis zur 118. Minute auf dem Platz und erinnert sich an ein „enges Spiel, das superanstrengend war“, aber auch „einfach toll“. Vor dem erneuten Duell am Donnerstag, 9. Mai, lohnt sich ein Blick zurück.

Die Ausgangslage

Bis zum Finale des DFB-Pokals war die Saison 2017/2018 für die Wölfinnen bereits sehr erfolgreich verlaufen: Am Wochenende zuvor hatten sie durch einen 2:0-Sieg gegen die SGS Essen die Deutsche Meisterschaft gewonnen, außerdem standen sie im Endspiel der Champions League. „Die Stimmung bei uns war natürlich super. Aber wir fahren immer mit guter Stimmung nach Köln, weil das Pokalfinale jedes Jahr etwas Besonderes ist. Das merkt man alleine schon daran, dass wir nicht einen, sondern zwei Tage vorher anreisen“, erklärt Pajor. 

Ausgeglichene Partie

Am 19. Mai um 15 Uhr war es dann so weit: Anpfiff für die Partie zwischen dem Meister und dem Vizemeister der Saison 2017/2018. Nach einer kurzen Abtastphase hatte München zunächst ein Chancenplus. Doch VfL-Keeperin Almuth Schult blieb cool und klärte unter anderem gegen Fridolina Rolfö, die damals für Bayern auflief. Kurz vor der Pause nahmen die Wölfinnen schließlich Fahrt auf und hatten in der 43. Minute über Pajor eine Riesenchance, in Führung zu gehen. Allerdings hatte auch Bayerns Keeperin Manuela Zinsberger einen guten Tag erwischt und parierte stark. „Es war ein enges Spiel und ein anstrengendes. Immer wenn Pokalfinale ist, ist das Wetter superwarm und die Sonne scheint“, sagt Pajor augenzwinkernd.

Details entscheiden

In der zweiten Hälfte änderte sich am Spielverlauf nicht viel. Sowohl Pajor als auch Caroline Hansen verpassten in der 58. Minute eine Flanke von Lara Dickenmann knapp – es war die beste Möglichkeit aus VfL-Sicht. „Im Pokal entscheiden Details und das war genau so ein Spiel“, meint die Stürmerin. Weil beide Teams über 120 Minuten auf Augenhöhe agierten und sich keine größeren Fehler erlaubten, kam es zum Elfmeterschießen. 

Dramatisches Elfmeterschießen

Pajor stand zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Platz, der damalige Cheftrainer Stephan Lerch hatte sie in der 118. Minute aus dem Spiel genommen. Die Anspannung war aber auch auf der Bank riesig, als FCB-Spielerin Melanie Behringer zum ersten Elfmeter für die Bayern antrat: „Es war superspannend, Elfmeterschießen sind immer etwas Besonderes“, erinnert sich Pajor. Behringer brachte ihren Schuss halbhoch aufs Wolfsburger Tor – und Schult fing das Leder. Die Wölfinnen durften hingegen nach ihrem ersten Versuch jubeln: Isabel Kerschowski traf zum 1:0. Nun trat Kristin Demann an den Punkt. Die heutige VfL-Mittelfeldfrau trug 2018 noch das Trikot des FC Bayern. Ihren Elfmeter setzte sie zum Glück der Grün-Weißen nur an die Querlatte. Weil aber auch Münchens Keeperin Zinsberger zwei Wolfsburger Versuche abwehren konnte und Bayerns Mandy Islacker Schult überwand, blieb vorerst alles offen. Bis zum vierten Schuss der Rot-Weißen: „Ich erinnere mich, dass Almi zwei Elfmeter gehalten hat. Wir haben das gut gemacht“, blickt Pajor zurück. Nachdem Schult mit einer Hand den Schuss von Lucie Vonkova stark parieren konnte, verwandelten sowohl Pernille Harder als auch Hansen ihre Versuche für Grün-Weiß. Nun gab es bei den Wolfsburgerinnen kein Halten mehr: Sie waren zum vierten Mal in Folge Pokalsiegerinnen!

„Werden alles geben“

Geht es nach Pajor, darf die Begegnung in diesem Jahr gerne ohne Verlängerung über die Bühne gehen: „Wir werden alles dafür geben, um das Spiel in 90 Minuten für uns zu entscheiden.“ Sie betont jedoch auch: „Das ist ein Finale, das ist immer schwer und das kann deshalb auch mal ein bisschen länger gehen.“ Damit der zehnte Pokalerfolg in Folge gelingt, haben die Wolfsburgerinnen bereits in den vergangenen Tagen auf intensives Training gesetzt: „Wir wissen, wie München spielt und wie wir auftreten wollen. Wir haben die spielfreie Woche genutzt, um uns darauf vorzubereiten. Es wird ein schwieriges und spannendes Spiel, aber wir werden alles geben. Für uns ist es die Chance auf einen Titel, den wir unbedingt nach Wolfsburg holen wollen.“

Wir wissen, wie München spielt und wie wir auftreten wollen. Wir haben die spielfreie Woche genutzt, um uns darauf vorzubereiten. Es wird ein schwieriges und spannendes Spiel, aber wir werden alles geben. Für uns ist es die Chance auf einen Titel, den wir unbedingt nach Wolfsburg holen wollen.
Ewa Pajor

Tolle Kulisse

Einen Unterschied wird es bei der Neuauflage des Finales auf jeden Fall geben. „Das Stadion wird ausverkauft sein. Wie das ist, haben wir schon im letzten Jahr erlebt. Dass es dieses Mal wieder so sein wird, ist wunderschön. 2018 war das noch anders. Deshalb sehen wir daran, wie sich der Frauenfußball in Deutschland und generell auf der Welt entwickelt hat“, sagt die Stürmerin. Zum Vergleich: Während in diesem Jahr rund 44.000 Zuschauende erwartet werden, waren es 2018 „nur“ 17.692.

Neuntes Finale für Pajor

Für Pajor ist es bereits das neunte DFB-Pokalfinale mit dem VfL. Sie betont: „Mein erstes war gegen den SC Sand und ich habe damals schon gedacht: Wow, das ist etwas Tolles! Und dann sind wir jedes Jahr ins Finale gekommen. Um den Pokal zu gewinnen, mussten wir fast immer die Bayern schlagen, entweder im Halbfinale oder auch schon früher. Deshalb ist die Geschichte mit dem Pokal und dem VfL einfach toll und ich freue mich, dass ich diese Geschichte erleben durfte und darf!“

Highlights Pokalfinale 2018