Geschichte

Warmmachen in der Kabine

Im Wölfe-Team unter Horst Hrubesch wurde Oliver Scheyno nicht dauerhaft froh. Seine Laufbahn im Werk hat die aktive Karriere dafür weit überdauert.

Das Wölfe-Team der Spielzeit 1989/1990, das trotz schwachen Starts am Ende noch Oberliga-Vierter wird. Zweiter Spieler von rechts in der vorderen Reihe zwischen Gültas Gültekin (rechts) und Michael Geiger ist Oliver ScheynoDas Wölfe-Team der Spielzeit 1989/1990, das trotz schwachen Starts am Ende noch Oberliga-Vierter wird. Zweiter Spieler von rechts in der vorderen Reihe zwischen Gültas Gültekin (rechts) und Michael Geiger ist Oliver Scheyno.

Schon die Anbahnung lief, wie es sich für einen Werksverein gehört. „Mein damaliger Trainer Fredi Rotermund rief mich in der Montagehalle an und sagte, ich solle doch mal rüber in die alte FE kommen“, berichtet Oliver Scheyno. Dort erwarteten ihn schon VfL-Chefcoach Horst Hrubesch und dessen Assistent Peter Ament. Und brauchten nicht lange, um das Sturmtalent vom Wechsel zu den Grün-Weißen zu überzeugen. „Ich kam aus der Region, musste nicht weit fahren, konnte mich sportlich erheblich verbessern und vor allem bei Volkswagen bleiben: eine perfekte Kombination.“ Im Wölfe-Team der Saison 1989/1990 spielte Scheyno tatsächlich zuerst eine beachtliche Rolle. Nach 14 VfL-Partien in der Amateur-Oberliga Nord suchte er im Winter jedoch das Weite.

Beste Saisonphase nicht mehr erlebt

„Rückblickend muss ich sagen, ich hätte mich durchbeißen sollen“, gibt der 53-Jährige selbstkritisch zu, „aber der Spaß am Fußball war mir verlorengegangen.“ Der gebürtige Gifhorner, vom örtlichen MTV aus der Landesliga gekommen, kämpfte sich direkt in die erste Elf, stürmte zum Ligaauftakt neben Frank Plagge und Holger Fiebich. Als die eigentlich aufstiegsverdächtigen Wölfe, die erst in der Rückrunde richtig durchstarten sollten, aber in die Saison hineinstolperten, nagte das an ihm. „Unsere ersten Spiele waren wirklich sehr schwach, wir kamen überhaupt nicht in die Gänge. Mir hat aber auch das Klima im Team nicht gefallen, irgendwie hat die Mischung zwischen Alt und Jung nicht gestimmt. Deshalb bin ich nach der Halbserie wieder nach Gifhorn gegangen. Das war schon schade, denn ich hatte im VfL-Trikot durchaus auch sehr schöne Momente.“

Den Gegner erst bei Anpfiff gesehen 

Als pfeilschneller Linksaußen und Mann für den letzten Pass hatte sich Scheyno in der Region einen Namen gemacht. Diese Qualitäten blitzten auch am Elsterweg auf. Sein stärkster Auftritt? „Das war im Landespokal-Endspiel gegen den TSV Havelse. Ich traf doppelt und bekam hinterher zufällig mit, wie sich Havelses Trainer Volker Finke bei Hrubesch nach mir erkundigte“, sagt Scheyno lächelnd. In der ersten Runde des DFB-Pokals, den die Wölfe durch den Sieg gegen Havelse erreichten, traf der Nachwuchsstürmer ebenfalls ins Netz. In Erinnerung ist ihm das 1:3 (0:3) gegen den Bundesligisten VfB Stuttgart aber noch aus einem anderen Grund geblieben. „Wir hatten 6.000 Zuschauer, was eine tolle Kulisse für uns war. Der Trainer aber wollte uns wohl die Nervosität nehmen.“ Scheyno muss lachen: „Deshalb haben wir uns nicht vor den Fans, sondern in der Kabine und danach auf dem B-Platz warmgemacht.“

Beachtliches Jubiläum steht an

Die Region hat Scheyno bis heute nie verlassen. Aus einem einfachen Grund: „Ich wollte einfach nicht aus dem Werk raus.“ Denn so kurz sein Intermezzo bei den Grün-Weißen auch war, dem Autobauer ist er umso treuer geblieben. Im Presswerk in Halle 1a ging es 1985 los. Nach einem Zwischenstopp als Montagearbeiter in Halle 12 zog es Scheyno zwei Jahre später in die Haus- und Hofmeisterei. Berufsbegleitend zu seiner Rolle als Landschaftsgärtner bildete er sich weiter zum Zerspanungsmechaniker, was ihm 1994 den Wechsel in die FE ermöglichte. Dort ist Scheyno, der einst als nicht ausgelernter Kfz-Mechaniker bei Volkswagen seine Chance ergriff, heute als Güteprüfer tätig. Im Alltag kontrolliert er die Maßhaltigkeit von Kurbelwellen, Getriebegehäusen und anderen Bauteilen, sitzt an der 3D-Koordinatenmessmaschine und fertigt Prüfberichte an. „Obwohl sich im Hause gerade einiges verändert, macht mir die Arbeit mit den Kollegen riesigen Spaß. Nicht umsonst habe ich im nächsten Jahr schon 35 Jahre bei Volkswagen voll.“  

Veröffentlicht im „Unter Wölfen Magazin“ im Oktober 2020.


Bisher erschienene Porträts in „Mein Werk. Mein Verein. Eine Geschichte“:

 

Hans-Georg Addicks

Wilfried Ahnefeld

Peter Ament

Uwe Beese

Rainer Behrends

Hermann-Dieter Bellut

Peter Bengsch

Günther Blech

Helmut Bräutigam

Karl-Heinz Borutta

Holger Busse

Karl-Heinz Dickkopf

 

Werner Eichhorn

Ingo Eismann

Rudi Engelhardt

Patrick Evers

Hans-Georg Felleckner

Fred Fensch

Heinz Fischer

Marian Foitzik

Ingo Friedrichs

Uwe Funke

Guido Gehrmann

Dirk Geger

 

Michael Geiger

Willi Giesemann

Friedhelm Goertner

Dieter Gresens

Rainer Groß

Dieter Grünsch

Waldemar Gust

Joschi Heil

Heinz Herrmann

Udo Hoffmann

Jörg Hoßbach

Bernd Idziak

 

Waldemar Josef

Klaus Jura

Ralf Kammel

Burkhard Kick

Ralf Kirchoff

Friedhelm Klein

Georg Klitzke

Heinz Knopp

Dietmar Koch

Thorsten Kohn

Gerd Kuhlmeyer

Dieter Kulhanek

 

Bernhard Kulla

Markus Kullig

Wolf-Rüdiger Krause

Gianni Lazzara

Günter Leich

Günther Litzenberg

Hans Lübbers

Michael Maaß

Willi Marx

Edwin Meyer

Jürgen Mosert

Rüdiger Niehs

 

Edgar Nobs

Frank Ockert

Helmuth Oschmann

Siegfried Otte

Günter Otto

Uwe Otto

Heiner Pahl

Heinrich Pawlitzki

Geoffrey Payne

Richard Perzak

Uwe Piep

Frank Plagge

 

Lothar Pospich

Wilfried Reckel

Siggi Reich

Horst Reichelt

Walter Richter

Fredi Rotermund

Schalke-Familie

Jan Schanda

Siegfried Schanda

Klaus-Dieter Schäfer

Ralf Schmidt

Sandro Schmidt

Gerhard Schrader

Gerald Schröder

 

Dittmar Schönbeck

Ditmar Schwarzenbart

Volker Schwentner

Wolfgang Simon

Jürgen Speh

Ralph Speh

Wolfgang Staats

Gerold Steindor

Karsten Stephan

Reiner Tafat

Carlos Ferreira Tavares

Uwe Tietje

Ulrich Thorke

 

Thomas Tuster

Dieter Thun

Lothar Ullrich

Silviu Vuia

Wolfgang Wallek

Joachim Wawrzik

Eckhard Mitschke

Hans-Joachim Weigel

Ralf Wilhelm

Dieter Winter

Werner Wischniowsky

Uwe Wiswe

Manfred Wuttich

Dirk Zehnpfund