Frauen

Erfahrungsaustausch in den USA

Ralf Kellermann besuchte die Chicago Red Stars.

Wie trainieren, spielen und arbeiten Profivereine in den USA? Um sich davon einen Eindruck zu verschaffen, hat Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball beim VfL Wolfsburg, kürzlich den Chicago Red Stars einen Besuch abgestattet. Zwischen den VfL-Frauen und dem Klub aus dem US-Bundesstaat Illinois besteht seit dem vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft.

Große Entfernungen

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Bedingungen für die Spielerinnen in Wolfsburg und den USA ähnlich sind: Es gibt mit der National Women’s Soccer League (NWSL) eine Liga mit zwölf Mannschaften und einen jährlich ausgetragenen Ligapokal, den NWSL Challenge Cup. Außerdem sind die Red Stars wie die Wolfsburgerinnen Pioniere im Frauenfußball: Seit der Gründung im Jahr 2007 investiert der Klub in den Aufbau einer professionellen Frauenabteilung. Mit insgesamt sieben NWSL-Playoff-Teilnahmen, zwei Vizemeisterschaften und einem zweiten Platz im Pokal kann Chicago bereits einige Erfolge nachweisen. Gleichzeitig gibt es aber viele Unterschiede zwischen dem Profifußball in Deutschland und dem in Amerika, unter anderem das Playoff-System in den USA. Aber auch die Entfernungen sind andere als hierzulande: Zu einem Auswärtsspiel in Los Angeles muss das Frauenteam beispielsweise über 3.000 Kilometer zurücklegen und ist dadurch insgesamt drei bis vier Tage unterwegs.

Austausch auf allen Ebenen

Im Zuge seiner USA-Reise besichtigte Kellermann unter anderem die Trainingsplätze und das Stadion der Red Stars. „Ich habe einen guten Einblick in die Arbeit des Trainerteams vor Ort und auch die Tages- und Wochenabläufe der Spielerinnen bekommen“, berichtet er. Der Direktor Frauenfußball des VfL Wolfsburg sprach bei seinem mehrtägigen Besuch mit der Vereinsführung, dem Cheftrainer, den Physiotherapeuten und dem Athletiktrainer. Außerdem bekam er Einblicke in die Spiel- und Trainingsbeobachtung. „Es gab einen Austausch auf allen Ebenen“, betont er.

Philosophie muss passen

Kellermann war es wichtig, dadurch ein möglichst umfassendes Bild von den Bedingungen vor Ort zu bekommen. „Wenn wir zum Beispiel überlegen, Spielerinnen zu den Chicago Red Stars zu verleihen, hilft es sehr zu wissen, wie dort gearbeitet wird. Die Philosophie des Vereins muss zu unserer passen, damit sich die Spielerinnen dort so weiterentwickeln können, dass wir sie hinterher wieder bei uns einsetzen können“, erklärt der Direktor Frauenfußball.

Nächster Besuch ist geplant

Mit Sandra Starke hat der VfL bereits in der abgelaufenen Saison erstmals eine Spielerin an die Red Stars verliehen. Die Stürmerin war im April in die USA gewechselt und wird noch bis zum 30. Juni in Chicago im Einsatz sein. Umgekehrt nahm Tierna Davidson, Innenverteidigerin bei den Red Stars, im Winter an der Saisonvorbereitung in Wolfsburg teil, um an ihrem Comeback nach einem Kreuzbandriss zu arbeiten. Kooperationen wie diese sind auch für die Zukunft angedacht. Denn: Der VfL und der Verein aus den USA wollen langfristig zusammenarbeiten. „Die Partnerschaft muss wachsen und dafür war der Besuch ein weiterer Schritt“, sagt Kellermann. Ein nächstes Treffen ist zudem bereits geplant: „Es ist angedacht, dass das Trainerteam von den Red Stars in deren Spielpause nach Wolfsburg kommt, um uns für eine Woche eng zu begleiten.“

Erste Partnerschaft für Frauen

Die Partnerschaft zwischen den beiden Frauenteams besteht seit September 2022. Es ist die erste dieser Art der VfL-Frauen. Ziel der Kooperation ist es, sich weiter auf dem internationalen Markt zu etablieren und Know-how zu bündeln, um gemeinsam Themen wie Scouting, Spielerinnen-Entwicklung und Management stetig zu verbessern.