Essens kalte Duschen
Zwölf Sekunden waren gespielt, als VfL-Torhüterin Friederike Abt hinter sich greifen musste: Der erste lange Ball gleich nach dem Anpfiff konnte Dominique Janssen klären, der nächste von Lena Ostermeier erreichte Lea Schüller, die eiskalt abschloss – 0:1. Das schnellste Tor in der Geschichte von DFB-Pokal-Endspielen! Auf diese Bestmarke hätten die Grün-Weißen liebend gerne verzichtet. In der fünften Minute dann der erste Abschluss für Grün-Weiß: Harder zielte zu mittig – kein Problem für SGS-Keeperin Stina Johannes. Die Wölfinnen zeigten sich allerdings wenig beeindruckt und fanden bereits in der elften Minute eine Antwort: Svenja Huth schickte Anna Blässe, die für Harder zurücklegte. Die Liga-Torschützenkönigin ließ sich nicht zweimal bitten – 1:1. Wie aus dem Nichts folgte dann der nächste Schock: Zunächst konnte Abt einen abgefälschten Schuss von Nicole Anyomi sensationell klären. Doch gegen den Kopfball von Hegering nach der anschließenden Ecke war sie machtlos – 1:2 (17.). Auch die nächste kalte Dusche steckten die Wolfsburgerinnen gut weg. In der 30. Minute hätte Popp nach einer Hereingabe von Goeßling den erneuten Ausgleich erzielen können, ihr Schuss wurde allerdings leicht, aber entscheidend abgefälscht. Die Wölfinnen waren gegen durchaus mutige Essenerinnen die tonangebende Mannschaft, auch wenn dies nicht auf der Anzeigetafel abzulesen war. In der 35. Minute verpasste Fridolina Rolfö den zweiten Pfosten nur um wenige Zentimeter, in der Nachspielzeit fing Johannes eine Hereingabe von Pajor ab. Und so war der Pausen-Rückstand perfekt.
Reguläre Spielzeit endet dramatisch
Die SGS Essen ruhte sich zu Beginn des zweiten Abschnitts keineswegs auf der Führung aus: Das Team von Trainer Markus Högner lief die VfL-Frauen weiter hoch an. Klar, dass sich so auch Räume ergaben. So wie in der 54. Minute, als sich Blässe rechts durchtankte und für Harder auflegte – der Kopfball der Dänin ging deutlich drüber. Und trotz der grün-weißen Feldvorteile wäre der Ball beinahe wieder im VfL-Kasten gelandet: Jana Feldkamp setzte sich im Laufduell gegen Janssen durch und platzierte den Ball an den linken Innenpfosten (59.). Glück gehabt! Aber die Uhr tickte zum ersten Mal in dieser Saison gegen den VfL Wolfsburg. Bis zur 71. Minute: Da nämlich fasste sich Blässe nach einer abgewehrten Goeßling-Ecke ein Herz und zog volley aus rund 30 Metern ab – ein Volltreffer zum 2:2! Ein Kandidat für das „Tor des Monats“ im Monat Juli, aber in erster Linie ein ganz wichtiger Treffer für die grün-weißen Pokalträume. Vier Minuten später zog Popp nach einer Janssen-Flanke am zweiten Pfosten ab – drüber. In der 79. Minute verpasste dann wiederum Schüller nur knapp. Was für ein verrücktes Spiel! Auch Essen suchte die Entscheidung in der regulären Spielzeit. Es folgte eine Schlussphase der zweiten Hälfte, die Hitchcock nicht besser hätte schreiben können. Janssen köpfte nach einer Huth-Ecke zum 3:2 ein (86.), doch es war noch nicht die Entscheidung. Die eingewechselte SGS-Kapitänin Ioannidou zirkelte einen 18-Meter-Freistoß an der Wolfsburger Mauer ins linke Eck (90.). Die VfL-Frauen hatten schon eine Hand am Pott – und mussten doch in die Verlängerung.
Auch Neto trifft den Innenpfosten
Es blieb auch danach ein spannendes Spiel, in dem die Wolfsburgerinnen mehr Ballbesitz hatten, Essen aber trotz nachlassender Kräfte weiter versuchte, Nadelstiche zu setzen. So viele Chancen wie zuvor gab es nun aber zunächst nicht mehr. Das änderte sich dann wieder in der zweiten Verlängerungshälfte, als Popp nach Flanke von Wolter eine gute Kopfballmöglichkeit (106.) hatte. Defensiv spielte Goeßling wenig später ihre Routine mit einem gut getimten Tackling gegen Schüller aus (111.). Zwei Minuten später traf dann Neto nach starker Vorarbeit von Harder den Innenpfosten. Nun stand es auch in dieser Wertung unentschieden – man denke an Feldkamps Chance in der zweiten Hälfte. In der letzten Minute der Verlängerung hätte es nach einem Handspiel von Nina Brüggemann Elfmeter für die Wölfinnen geben können. Oder müssen? So aber gab’s gleich mehrere Elfmeter. Nach dem Erfolg gegen den FC Bayern München musste der DFB-Pokalsieger also wieder per ultimativem Showdown ermittelt werden.
Abt die Heldin im Elfmeterschießen
Es war ihr erstes DFB-Pokalfinale – und sie wurde prompt zur Schlüsselfigur im Elfmeterschießen: Nachdem Popp verschossen hatte, parierte Abt die Versuche von Ioannidou und Brüggemann. Harder war es dann vorbehalten, den entscheidenden Elfer cool zu verwandeln. Der Beginn einer langen Kölner Nacht.
„Wir sind stolz“
VfL-Cheftrainer Stephan Lerch: Es war ein packendes und spannendes Spiel, das viel geboten hat. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie nach dem Rückstand cool geblieben ist. Wir hatten dann mehr Spielanteile und haben verdient den Ausgleich und den Führungstreffer erzielt. Bei einem Sieg im Elfmeterschießen ist immer auch Glück dabei – und das hatten wir heute. Wir sind einfach froh und glücklich, den Pokal wieder nach Wolfsburg geholt zu haben. Es war ein tolles Spiel und wir sind stolz, dass wir uns am Ende durchsetzen konnten.
VfL Wolfsburg: Abt – Blässe, Doorsoun, Goeßling, Janssen – Engen (97. Neto), Popp – Huth (89. Wolter), Harder, Rolfö (71. Maritz) – Pajor
SGS Essen: Johannes – Klasen, Brüggemann, Hegering, Ostermeier – Anyomi (64. Petzelberger), Feldkamp, Oberdorf, Senß – Schüller, Knaak (78. Ioannidou)
Tore: 0:1 Schüller (1.), 1:1 Harder (11.), 1:2 Hegering (17.), 2:2 Blässe (71.), 3:2 Janssen (86.), 3:3 Ionannidou (90.)
Elfmeterschießen: 4:3 Janssen, 4:4 Schüller, 5:4 Neto, 5:5 Oberdorf, Popp verschießt, Abt pariert gegen Ioannidou, 6:5 Goeßling, Abt pariert gegen Brüggemann, 7:5 Harder
Schiedsrichterin: Nadine Westerhoff (Bochum)
Gelbe Karten: Harder, Blässe / Anyomi
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Glückwünsche zum DFB-Pokalsieg