Geschichte

Zehn von zehn

Flügelflitzer, Kapitän und am Punkt eine sichere Bank: Für das VfL-Team der frühen 80er war Edgar Nobs prägend.

Mannschaftsbild ehemaliger VfL-Wolfsburg-Spieler mit Nobs.

Dass es Wichtigeres als Fußball gibt, war Edgar Nobs schon vorher bewusst. Es war 1978, als Wölfe-Trainer Imre Farkaszinski ihn ansprach und zum VfL lotsen wollte. Sportlich ergab ein Wechsel von Atlas Delmenhorst innerhalb der Liga ohnehin Sinn, Wolfsburgs Name und auch seine Ambitionen in der Regionalliga Nord waren wesentlich größer. Der ehemalige Bundesligaspieler aber dachte auch weiter. „Ich bekam zugleich die Chance auf eine Stelle im Werk. Und das war ein hervorragendes Argument. Da brauchte ich überhaupt nicht zu überlegen“, sagt der 60-Jährige, der anschließend vier volle Saisons im VfL-Trikot auflief. Bei Volkswagen arbeitet Nobs nach wie vor.

Glücklich im Fahrzeugbau

Im Bereich Finanzen fing der gelernte Industriekaufmann zeitgleich zum Dienstantritt am Elsterweg an. Ein Jahr später bewarb er sich auf eine Stelle im Einkauf, mittlerweile Beschaffung genannt, wo er als Sachbearbeiter in einer 40 Personen starken Abteilung heute noch tätig ist. Zu seinen Hauptaufgaben zählt der Werkzeugguss im Fahrzeugbau. Zuständig ist Nobs dort für Prüfmittel wie etwa Cubing, Messaufnahmen und Kontrollvorrichtungen. Eine Arbeit, die er nicht nur gern erledigt, sondern ungemein schätzt. „Gerade weil ich den Vergleich zu anderen Firmen habe, weiß ich genau, wie gut ich bei Volkswagen aufgehoben bin“, sagt Edgar Nobs. „Die Arbeit ist einfach top.“

Einst für den HSV am Ball

Eine feste Größe war der Linksfuß auch am Elsterweg. Allein über 200 Einsätze in der Amateur-Oberliga Nord kamen addiert um seine Delmenhorster Zeit zusammen. Sein Jugendverein SuS Northeim, der Hamburger SV, für den er fünfmal in der höchsten Spielklasse auflief, und der VfL Osnabrück waren seine vorherigen Klubs. Die Wölfe wurden in dieser Reihe seine intensivste und längste Station. Konditionswunder Nobs, auf dem linken Flügel zu Hause, gehörte immer zum Stamm, hatte bald schon die Binde am Arm und war fast niemals verletzt. Dann aber folgte ein Schicksalsschlag, durch den der Fußball weit in den Hintergrund rückte. Nach einem schweren Autounfall musste Nobs seine Laufbahn mit 29 Jahren beenden. „Es war sehr ernst und aus sportlicher Sicht auch gemein, denn ich war gerade in einer Bombenverfassung. Aber der VfL hat mich in dieser Phase toll unterstützt. Und insgesamt hatte ich als Fußballer eine sehr gute Zeit.“

Eigenen Keeper genarrt 

So denkt Nobs, Spitzname „Eddi“, an seine grün-weißen Jahre trotzdem mit Freude zurück. Noch vor Augen hat er seinen Gewaltschuss gegen Göttingen aus 35 Metern genau in den Knick oder auch ein Gastspiel bei Concordia Hamburg, als sein Gegenspieler Frank Neubarth hieß. „Das war ein unglaubliches Tier“, lacht Nobs, der eigentlich aus dem Schwarzwald stammt und beim VfL zudem eine besondere Verantwortung trug: Als Elfmeterschütze vom Dienst hatte er eine fast sensationell gute Quote. „Es müssten um die zehn Stück gewesen sein, und die waren alle drin“, sagt Edgar Nobs. Eingenetzt hat er jedes Mal unten rechts. „Das habe ich extra nach dem Training mit Waldi Josef geübt: Er wusste, wohin ich schieße. Trotzdem habe ich den Ball meistens versenkt.“

Veröffentlicht in „Unter Wölfen“ am 10. Mai 2014.