Frauen

„Wir können sehr zufrieden sein“

VfL-Cheftrainer Stephan Lerch blickt auf eine erfolgreiche Saisonvorbereitung zurück.

Stephan Lerch, Trainer der Frauen des VfL Wolfsburg gibt beim Training eine Anweisung.

Das Trainingslager der VfL-Frauen am österreichischen Walchsee ist Geschichte – und damit biegt auch die Saisonvorbereitung auf die Zielgerade ein: Am kommenden Sonntag, 18. August (Anstoß 14 Uhr), empfängt der aktuelle Double-Sieger den SC Sand zum Saisonauftakt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Sechs Ab- und sieben Neuzugänge haben das Gesicht des VfL-Kaders verändert, die sportlichen Ziele sind die gleichen geblieben: In allen drei Wettbewerben wollen die Wölfinnen um Titel spielen. Im Interview blickt Cheftrainer Stephan Lerch auf die vergangenen fünf Wochen zurück und erklärt, warum die Saisonvorbereitung für ihn nicht mit dem ersten Anpfiff der neuen Spielzeit endet.

Stephan Lerch, das Trainingslager am Walchsee ist beendet. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Stephan Lerch: Sehr positiv. Was wir hier vorgefunden haben – eine tolle Unterkunft, ein klasse Trainingsplatz und gute Verpflegung – war wieder einmal optimal, so wie in den vergangenen Jahren. Auch die Rahmenbedingungen für die beiden Testspiele waren hervorragend. Was das Sportliche betrifft, muss ich unserer Mannschaft ein großes Kompliment machen. In jeder Trainingseinheit war Zug drin, alle haben das Bestmögliche aus sich herausgeholt und auch in den beiden Tests haben wir schon vieles sehen können, was wir uns für die neue Saison vorgenommen haben. Darüber hinaus sind wir in den letzten neun Tagen nochmal ein Stück mehr zusammengewachsen.

Fünf Siege in fünf Testspielen, darunter das starke 3:0 gegen den englischen Meister Arsenal Women FC. Die komplette Vorbereitungsphase hätte kaum besser laufen können.

Lerch: Das Spiel gegen Arsenal muss man ein wenig differenzierter betrachten, weil wir in unserer Vorbereitung drei Wochen weiter sind. Dennoch hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir so dominierend waren und keine Chance zugelassen haben. Insgesamt können wir mit der Vorbereitung tatsächlich sehr zufrieden sein, auch weil wir – von Almuth Schult und Fridolina Rolfö abgesehen – nur wenige Verletzungen hatten. Unsere medizinische Abteilung hat einmal mehr einen tollen Job gemacht.

Vor der letzten Saison stießen drei Spielerinnen zum Kader hinzu, diesmal waren es sieben. Wie zufrieden sind Sie mit der Integration der Neuzugänge?

Lerch: Nach einer größeren Kaderveränderung braucht man immer ein wenig Zeit, um sich zu finden. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber das ist ganz normal. Wichtig war, dass wir im Trainingslager alle Spielerinnen zusammen hatten, auch wenn Almuth und Fridolina nur individuell arbeiten konnten. Es ist schön zu sehen, dass sich die neuen Spielerinnen sehr offen zeigen und sehr lernwillig sind. Sie wurden mit offenen Armen aufgenommen, so wie es bei uns auch in den letzten Jahren immer der Fall war. Das zeichnet unsere Mannschaft aus.

Würden Sie der These zustimmen, dass der Kader vor allem in der Breite an Qualität gewonnen hat?

Lerch: Ja, absolut! Auf der einen Seite haben wir in Nilla Fischer und Caroline Hansen zwei herausragende Spielerinnen und starke Persönlichkeiten verloren. Auf der anderen Seite bringen die Neuzugänge eine solch hohe Qualität mit, dass wir jede Position nun doppelt, teilweise sogar dreifach auf hohem Niveau besetzt wissen. Das spiegelt sich auch im Training wider. Jede Spielerin will sich zeigen und für die Startformation gegen Sand empfehlen, die Dynamik in den Einheiten ist sehr hoch.

Wenn es um die Plätze in der ersten Elf oder im Spieltagskader geht, werden Sie demzufolge auch die eine oder andere harte Entscheidung treffen müssen.

Lerch: Das ist mir bewusst, aber das ist Bestandteil des Trainerjobs. In erster Linie freue ich mich darüber, dass sich so viele Spielerinnen auf einem Top-Level bewegen. Das bringt jede einzelne Spielerin, aber auch die gesamte Mannschaft weiter. Und die Mannschaft steht über allem. Ich glaube auch, dass wir jede Spielerin im Saisonverlauf brauchen werden. Wir können mit einem breiten Kader besser auf Belastungen reagieren, ebenso auf den jeweiligen Gegner. Viele Optionen zu haben, kann man sich als Trainer doch nur wünschen!

Sie haben im Trainingslager verstärkt an der Taktik gearbeitet und verschiedene Systeme einstudiert. Wie bewerten Sie die Entwicklung in diesem Bereich?

Lerch: Was die taktische Variabilität betrifft, können wir bereits auf ein Fundament aus den letzten Jahren zurückgreifen. Nun gilt es, neue Impulse zu setzen und das eine oder andere zu verändern, ohne alles komplett über den Haufen zu werfen. Ich glaube, dass wir nach dieser Vorbereitungsphase auf einer neuen Ebene angekommen sind, weil wir unser Repertoire insgesamt erweitert haben. Entscheidend ist immer, dass man die Taktik nach den Qualitäten des Kaders ausrichtet und Potenziale bündelt.

In einer Woche startet die FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit dem Heimspiel-Auftakt gegen den SC Sand. Was steht bis dahin noch auf dem Trainingsplan?

Lerch: Wir haben im Trainingslager, ebenso in den beiden Testspielen, viele wertvolle Erkenntnisse sammeln können. Tatsache ist: Es funktioniert schon vieles, aber es gibt auch noch kleinere Stellschrauben, an denen wir drehen wollen. So werden wir noch einmal taktische Feinheiten ansprechen. Zudem gilt es, sich Schnelligkeit und Spritzigkeit anzueignen, ohne dabei zu viel zu machen. Für mich endet die Saisonvorbereitung auch nicht mit dem ersten Spieltag, weil ich glaube, dass wir die ersten drei Partien noch für unseren Findungsprozess brauchen. Wir hatten ja keine sechs Wochen Vorbereitung mit dem kompletten Kader, da die WM-Fahrerinnen später eingestiegen sind. Das große Gerüst steht, aber bis zur ersten Länderspielpause werden wir immer noch Dinge verfeinern, besonders im individuellen und gruppentaktischen Bereich.