Männer

„Wir haben alle gestaunt“

Ex-Wolf Wilfried Ahnefeld über die frühesten VfL-Duelle mit Arminia Bielefeld.

Erstmals seit der Meistersaison gastieren die Wölfe wieder in einem Ligaspiel auf der Alm. Trotzdem haben Reisen nach Bielefeld eine gewisse Tradition. Bereits 1974 setzte sich ein grün-weißer Tross in Bewegung, um sich als VfL Wolfsburg in Ostwestfalen vorzustellen. Im Premieren-Duell mit auf dem Platz stand Wilfried Ahnefeld, der zwischen 1971 und 1975 für den VfL Wolfsburg 114 Spiele (neun Tore) bestritt. Warum das erste Gastspiel beim DSC für die Imre-Farkaszinski-Elf ein besonderes war, mit welchem Arminen er auf dem Feld die Klingen kreuzte und warum die Saison ein ungutes Ende nahm, daran erinnert sich der 72-Jährige im Interview.    

Wilfried Ahnefeld, wenn man sich so umhört zum Zweitligastart 1974, dann hat man damals als Wölfe-Spieler vor allem wohl eines gebraucht: gutes Sitzfleisch.

Wilfried Ahnefeld: Oh ja, wir haben viel Zeit auf der Autobahn verbracht. Das war zu den Vorjahren ein sehr markanter Unterschied. An diese Touren kann ich mich gut erinnern. Wir sind immer in zwei Bullis gefahren. Den einen hat unser Betreuer Wolfgang Schoenke gesteuert, den anderen „Onkel“ Franz Harmeling. Mit ihnen sind wir die ganze Saison über durch Nord- und Westdeutschland gekurvt.

Die neue 2. Liga bestand aus zwei Staffeln mit jeweils 20 Teams. Die meisten von ihnen hatte man in Wolfsburg noch nie gesehen.

Ahnefeld: Genau das war das Spannende an dieser Liga. Wir hatten bis dahin ja nur im norddeutschen Raum gespielt. Und nun ging es auch gegen Mannschaften wie Borussia Dortmund oder Alemannia Aachen, die man nur vom Hörensagen kannte. In der Regionalliga hatten wir immer oben mitgemischt, dadurch waren wir für die 2. Liga qualifiziert. Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass wir automatisch zu den Abstiegskandidaten gehörten. Trotzdem waren das natürlich echte Herausforderungen, plötzlich bei namhaften Klubs vor tollen Kulissen zu spielen.

Zum Beispiel in Bielefeld. Das Auswärtsspiel auf der Alm fand am fünften Spieltag statt, zählte also zu den allerersten Berührungen mit dem Westfußball. Woran erinnern Sie sich?

Ahnefeld: Das war schon eine Hausnummer. In ein Stadion mit 20.000 Zuschauern einzulaufen, das kannten wir aus Wolfsburg nicht. Über die Atmosphäre haben wir alle gestaunt. Es wurde dann ein Spiel auf ganz gutem Niveau, meine ich. Auf dem Platz bekam ich es übrigens mit Ewald Lienen zu tun – einem exzellenten Fußballer und feinem Sportsmann. Ich habe ihn vor ein paar Jahren noch mal in Hannover getroffen.

Welche Aufgabe hatten Sie auf dem Platz?

Ahnefeld: Von Haus aus war ich Mittelstürmer. Unter „Farka“ habe ich aber meist im Mittelfeld gespielt, mitunter auch als Manndecker. Und manchmal hatte er Spezialaufträge für mich. Weil ich zweikampf- und laufstark war, sollte ich dann den stärksten offensiven Mittelfeldspieler des Gegners ausschalten. In solchen Spielen war ich als Terrier gefragt (lacht).

In diesem Fall scheint das gut funktioniert zu haben: Durch ein spätes Tor von Manfred Mattes hat es zum 1:1 gereicht.

Ahnefeld: Das war ohne Frage ein ordentliches Ergebnis. Wir hatten uns auch in den vorherigen Spielen schon teuer verkauft und einige Punkte mitgenommen. Bis dahin konnten wir gut in der Liga mithalten.

Im Rückspiel sah es schon ganz anders aus: Am Elsterweg setzte es eine 0:3-Niederlage. Durch zwei Ewald-Lienen-Tore übrigens.

Ahnefeld: Tatsächlich? Dann kann er an dem Tag natürlich nicht mein Gegenspieler gewesen sein (lacht). Aber im Ernst: Warum wir so untergegangen sind, weiß ich nicht mehr genau. Wir waren aber grundsätzlich in keiner guten Verfassung zu dieser Zeit. Inzwischen saß nicht mehr „Farka“, sondern Fritz Schollmeyer auf der Trainerbank. Nach ein paar Wochen war der dann auch wieder weg. Abgestiegen sind wir letztlich unter Paul Kietzmann.

Sie sagen es: Während Arminia am Ende ein Punkt zum Aufstieg fehlte, ging es für die Wölfe als Tabellen-19. direkt wieder runter. Woran hat es gelegen?  

Ahnefeld: Unsere Bedingungen waren nicht zweitligareif. Wenn ich bedenke, dass Dieter Grünsch, „Otto“ Wallek und ich beispielsweise bei Volkswagen in der Wartung oder der Schlosserei gearbeitet haben, um dann am selben Tag noch Fußball zu spielen, dann waren das keine idealen Voraussetzungen. Andere Vereine waren professioneller aufgestellt. Man hätte aber meiner Meinung nach, als wir den ersten Durchhänger hatten, auch nicht gleich den Trainer wechseln dürfen. Mit „Farka“, davon bin ich fest überzeugt, hätten wir die Liga gehalten.