Männer

Stille Heim­niederlage

Wölfe unterliegen Schachtar Donezk im Europa-League-Achtelfinale vor leeren Rängen mit 1:2.

Der VfL Wolfsburg hat im ersten Duell um den Einzug ins Viertelfinale der Europa League den Kürzeren gezogen. Im Hinspiel des Achtelfinals, zugleich das erste „Geisterspiel“ der VfL-Vereinshistorie, verlor die Elf von Cheftrainer Oliver Glasner gegen den FC Schachtar Donezk am Donnerstagabend mit 1:2 (0:1). In einer kuriosen ersten Hälfte, in der beide Teams je einen Handelfmeter verschossen, gelang Donezk das einzige Tor (17.). Nach dem Wechsel markierte John Anthony Brooks zwar zügig den Ausgleich (48.), auf die erneute Führung des ukrainischen Double-Gewinners (73.) fand der VfL jedoch keine Antwort. Ob das Ergebnis trotzdem ausreicht, um zum dritten Mal nach 2010 und 2015 in die Runde der letzten Acht einzuziehen, entscheidet sich nach derzeitigem Stand am Donnerstag, 19. März (Anstoß um 18.55 Uhr), im Rückspiel in Charkiw. Das nächste Mal im Einsatz sind die Wölfe planmäßig am kommenden Sonntag, 15. März (Anstoß um 18 Uhr), mit einem Bundesliga-Auswärtsspiel beim FC Augsburg.

Weiter ohne Mbabu

Ob Kevin Mbabu, der schon im Heimspiel gegen Leipzig hatte passen müssen, wieder würde mitwirken können, hatte Glasner vor der Begegnung offengelassen. Genau wie Kapitän Josuha Guilavogui wurde der Schweizer jedoch nicht rechtzeitig fit. Gegenüber der jüngsten Startformation bedeutete das keinerlei Veränderung; der VfL-Cheftrainer vertraute der gleichen Mannschaft wie gegen RB. Anders Luis Castro, der sein Team gegenüber dem 4:3-Sieg vom Wochenende bei Kolos Kowaliwka zweifach umbaute: Viktor Kovalenko und Alan Patrick begannen für Maycon und den Ex-Schalker Yevhen Konoplyanka.

Gleich zwei verschossene Elfer

Mehr als 1.000 Pflichtspiele hatte der VfL allein in Bundesliga und 2. Liga bestritten, dazu 80 Partien im Europapokal. Das aber gab es noch nie: Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus fand die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mit der für alle Beteiligten skurrilen Atmosphäre kamen die Grün-Weißen zunächst gut zurecht. Mit beharrlichem Vorwärtsdrang erspielten sie sich ein frühes Übergewicht und kamen auch zu einigen Abschlüssen etwa durch Max Arnold (4.) und Wout Weghorst (14.), der zudem nach drei Minuten haarscharf am Fünfmeterraum an einem von Xaver Schlager zugespitzelten Ball vorbeisäbelte. Donezk indessen wartete bis dahin ab, schlug dann aber ohne Ankündigung zu, als sich die VfL-Defensive im Strafraum einen Schnitzer erlaubte: Über Koen Casteels hinweg köpfte Junior Moraes aus kurzer Entfernung ein und nutzte damit Schachtars erste Torszene überhaupt zur Führung (17.). Fünf Minuten später kam es beinahe noch dicker, da der Unparteiische unter Mithilfe des Videoschiedsrichters nach einem Handspiel Arnolds auf Elfmeter entschied. Casteels aber ahnte die Ecke und konnte Kovalenkos Flachschuss parieren (22.). Immer deutlicher zeigte sich nun die Qualität der Ukrainer, die mit feiner Ballbehandlung und hohem Tempo gefielen und noch mehrfach am VfL-Strafraum vorstellig wurden. Dass die Grün-Weißen zur Pause hinten lagen, ging somit in Ordnung, war aber dennoch reichlich bitter, da auch sie – ebenfalls nach Videobeweis – noch einen Handelfmeter zugesprochen bekamen. Weghorst jedoch rutschte bei der Ausführung weg und jagte den Ball in die Wolken (45.).

Schachtar hat das letzte Wort

Die Reaktion der Wölfe erstaunte, denn kaum standen sie wieder auf dem Platz, holten sie das Ausgleichstor nach: Schon Arnold erwischte die Gäste mit einer scharfen Freistoßflanke fast auf dem falschen Fuß (48.). Die direkt folgende Ecke nutzte dann Brooks, um die Kugel von fast derselben Stelle des Schachtar-Führungstors per Kopf ins Netz zu bugsieren – 1:1 (48.). Mit diesem neuen Zwischenstand wurde die Partie wieder offener. Donezk, als Absteiger aus der Königsklasse im Sechzehntelfinale gegen Benfica Lissabon erfolgreich, verlegte sich aufs Kontern, hatte es aber inzwischen mit wesentlich giftigeren Grün-Weißen zu tun, die das Geschehen scheinbar gut in den Griff bekamen. Wieder aber traf in einer eigentlich guten VfL-Phase plötzlich der Gegner. Denn nachdem Casteels einen direkten Freistoßball Alan Patricks an die Latte gelenkt hatte, nickte der alleingelassene Marcos Antonio mühelos ein (73.). Die Wölfe rannten nun neu wieder an, bemühten sich sichtbar um eine neuerliche Rückkehr. Viel mehr als ein gefährlicher Schlenzer Renato Steffens (79.), der sich eine Gelbsperre fürs Rückspiel einhandelte, und ein abgeblockter Schuss Paulo Otavios (84.) kam aber nicht mehr dabei heraus. Als Letzter scheiterte noch mit dem Abpfiff aus guter Lage der eigewechselte Daniel Ginczek (90.+4). Nach zuvor acht Pflichtspielen ohne eine Niederlage sowie vier Siegen im Europapokal hintereinander hatten die Grün-Weißen somit wieder das Nachsehen und gingen mit einer Hypothek fürs zweite Duell in die Kabine.

VfL Wolfsburg: Casteels – Steffen, Knoche, Brooks, Otavio – Gerhardt, Arnold – Mehmedi (80. Ginczek), Schlager (74. Victor), Brekalo – Weghorst

FC Schachtar Donezk: Pyatov – Dodo, Kryvtsov, Matviienko, Ismaily (68. Khocholova) – Kovalenko (66. Maycon), Marcos Antonio, Tete, Alan Patrick, Taison (88. Konoplyanka) – Junior Moraes

Tore: 0:1 Junior Moraes (17.), 1:1 Brooks (48.), 1:2 Marcos Antonio (73.)

Gelbe Karten: Weghorst, Steffen, Brooks / –

Besondere Vorkommnisse: Casteels pariert Handelfmeter von Kovalenko (22.); Weghorst verschießt Handelfmeter (45.)

Zuschauer: keine am Donnerstagabend in der Volkswagen Arena zur Vorbeugung der Coronavirus-Ausbreitung

Schiedsrichter: Damir Skomia (Slowenien)

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Die Trainerstimme zum Spiel