Er gilt als Inbegriff der Flexibilität und als das, was heute in Fachkreisen als „polyvalenter Spieler“ bezeichnet wird. Ob als Achter, Sechser, Zehner oder wie zuletzt als Linksverteidiger eingesetzt – der 27-jährige Yannick Gerhardt hat seine Zuverlässigkeit in den vergangenen fünfeinhalb Wölfe-Jahren bereits auf zahlreichen Positionen unter Beweis gestellt. Im Interview der aktuellen „Unter Wölfen kompakt“-Ausgabe zum heutigen Gladbach-Heimspiel (Anstoß um 15.30 Uhr) spricht der gebürtige Rheinländer unter anderem über den Fluch und Segen seiner besonderen Qualitäten, seine Vertragsverlängerung im Januar, seinen Kampf um einen Stammplatz und natürlich über den kommenden Gegner Gladbach, der für ihn als früherer Kölner immer noch eine besondere Bedeutung hat.
Yannick Gerhardt, ihr habt in Hoffenheim trotz Führung am Ende eure erste Saisonniederlage hinnehmen müssen. Woran lag es?
Yannick Gerhardt: Die Niederlage war unnötig, wir haben die Gegentore viel zu leicht hergeschenkt. Das haben wir in der Analyse auch klar angesprochen. Wenn wir schon 1:0 in Hoffenheim führen, sollten wir abgezockt genug sein, das Spiel dann für uns zu entscheiden. Eigentlich haben wir diese Qualität. Wir hatten einige gute Möglichkeiten, die wir nicht gut zu Ende gespielt haben – da hätten wir aufs 2:0 oder 2:1 spielen müssen. Dann hätten wir die Niederlage vermutlich verhindern können.
Du bist zum zweiten Mal in dieser Spielzeit ohne Einsatzminuten geblieben. Wie enttäuscht warst du darüber? Wie wichtig ist Rotation angesichts der Doppelbelastung und der vielen englischen Wochen?
Yannick: Natürlich war die Enttäuschung groß. Als Fußballer möchte man immer auf dem Platz stehen und der Mannschaft helfen. Es gibt nichts Schöneres. Klar macht Rotation ab und zu Sinn, gerade wenn man wie wir in der Champions League spielen. Ich glaube aber, dass Fitness und Ausdauer zu meinen Stärken gehört. Deswegen traue ich mir auf jeden Fall zu, auch mehrere Spiele in Folge zu machen. Daher ist es natürlich enttäuschend, nicht zu spielen. Aber man muss mit einer solchen Situation dann eben so gut wie möglich umgehen, weiter trainieren und auf seine Chance warten.
Du giltst als polyvalenter Spieler, kommst eigentlich von der Achter-Position, kannst aber auch Sechser, Zehner (wie zum Saisonauftakt gegen Bochum) oder wie zuletzt linker Verteidiger spielen. Ist deine Vielseitigkeit eher Fluch oder Segen?
Yannick: Ich glaube, momentan ist es für mich persönlich nicht so positiv. Mit der Verletzung von Paulo Otavio hatten wir hinten links einfach Not am Mann. Durch meine Flexibilität bin ich dann dort auch eine Option. Das macht es für mich persönlich aber auch nicht leichter, weil ich natürlich den Anspruch habe, in der ersten Elf zu stehen – egal, auf welcher Position. Dadurch, dass ich auf mehreren Positionen dann nur Backup bin, ist es natürlich schwierig, dem Trainer zu zeigen: Hey, ich will spielen- von Anfang an!
Die Qualität des Wölfe-Kaders hat in dieser Saison in seiner Breite gefühlt noch einmal zugelegt. Es herrscht großer Konkurrenzkampf, so dass Ausfälle wie die von Xaver Schlager oder auch Paulo Otavio quasi ohne spürbaren Qualitätsverlust aufgefangen werden können. Ist der derzeitige der beste Kader in deiner Zeit beim VfL? Was zeichnet die Mannschaft aus?
Yannick: Ja, ich glaube auf jeden Fall, dass wir in der Breite eine sehr hohe Qualität haben. Und wie schon gesagt: Wenn man international spielt, ist es natürlich wichtig, immer wieder mal zu rotieren. Das hat man auch gegen Greuther Fürth gesehen. Da haben wir fünfmal gewechselt und eigentlich hat sich nicht viel verändert von außen betrachtet. Das ist auf jeden Fall eine Stärke derzeit. Auch wenn es gerade für mich persönlich noch nicht so gut läuft, macht es trotzdem viel Spaß im Team. Wir haben eine sehr hohe Qualität, weswegen sich niemand ausruhen kann. Und wir haben wirklich gute Charaktere, die sich diesem Konkurrenzkampf stellen.