Männer

„Sehr gute Basis“

Der neue VfL-Kapitän Koen Casteels im Interview der „Unter Wölfen kompakt“-Ausgabe zum Saisonstart gegen Bochum.

Koen Casteels ist es geworden. Der neue VfL-Cheftrainer Mark van Bommel ernannte den 29-jährigen Belgier, der bereits in der vergangenen Spielzeit auf dem Platz oft die Spielführerbinde getragen hatte, zum neuen Wölfe-Kapitän – und damit zum Nachfolger von Josuha Guilavogui. Für Casteels ist das neue offizielle Amt eine Ehre, auch sportlich haben er und seine Mannschaftskollegen sich für 2021/2022 viel vorgenommen. In der aktuellen „Unter Wölfen kompakt“-Ausgabe vorm Ligastart gegen den Aufsteiger VfL Bochum am heutigen Samstag (Anstoß um 15.30 Uhr) spricht der VfL-Keeper über seine neue Rolle, die neue Spielidee, die abgesagte EM, die Ziele für die neue Saison, die Rückkehr der Zuschauer und natürlich über den kommenden Gegner, den „blau-weißen“ VfL.

Koen Casteels, wie fühlt man sich in der Rolle des bestätigten neuen VfL-Kapitäns? Wie stolz macht dich die Entscheidung Mark van Bommels?

Koen Casteels: Das ist auf jeden Fall etwas Schönes und ein gutes Signal für mich. Ich bin ja schon längere Zeit im Verein, hab vieles miterlebt und bin inzwischen auch bereits zu einem der erfahrenen Spielern geworden. Es ist ein Zeichen von Verein und Trainer, dass sie viel Vertrauen in mich haben und mich als einen wichtigen Spieler sehen, dem man zutraut, auch mal etwas zu sagen.

Hast du dich mit „Josh“ Guilavogui nach der Trainerentscheidung ausgetauscht?

Koen: Natürlich. Josh war ein überragender Kapitän, er hat das wirklich sehr, sehr gut gemacht. Er hat zuletzt ein schwieriges Jahr gehabt und hat gesagt, dass es für ihn kein Problem ist, dass jetzt ein Wechsel stattfindet. Letztendlich ist Josh ja auch weiterhin im Mannschaftsrat und bei den drei Kapitänen dabei. Ich glaube, das zeigt auch, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist.

Du trugst in der vergangenen Saison ja bereits häufig die Spielführerbinde. Was entgegnest du kritischen Stimmen, die sagen, ein Torwart könne das Spiel als Kapitän nur schwierig lenken?

Koen: Einige sagen das vielleicht, aber andere sagen: Als Torwart sieht man das ganze Spiel vor sich und kann von da alles steuern. Das ist immer eine Frage der Sichtweise. Aus meiner Sicht ist es nicht so entscheidend, wo der Kapitän sich auf dem Platz befindet. Ich habe ja bereits oft die Binde getragen und werde das Ganze einfach so weiterführen, wie ich es letztes Jahr gemacht habe.

Wie traurig bist du im Nachgang, die EM kurzfristig abgesagt haben zu müssen?

Koen: Auch wenn es vielleicht komisch klingt: Im Nachhinein bin ich nicht traurig, sondern sehr zufrieden, dass ich den Eingriff direkt habe machen lassen. Ich wusste, dass die Platte raus musste aus meinem Wadenbein. Sie hat mir in den eineinhalb Jahren einfach zu viele Schmerzen bereitet und für Probleme gesorgt. Im Urlaub konnte ich entspannt meine Reha machen und jetzt die gesamte Vorbereitung mitmachen. Ich glaube, wenn ich das erst nach der EM hätte machen lassen, wäre es ganz, ganz eng geworden und ich hätte vielleicht Bundesliga-Spiele verpasst. Deswegen bin ich jetzt froh, dass ich das jetzt hinter mir habe. Ich habe keine Schmerzen mehr morgens beim Aufstehen oder beim Laufen. Ich bin sehr froh, dass alles so gut verlaufen ist.

Wie hast du die Leistung der „Red Devils“ gesehen, die im Viertelfinale am späteren Titelträger Italien scheiterten?

Koen: Ich glaube, Belgien war im Vorfeld einer der Favoriten. Aber dafür müssen alle Spieler bei einhundert Prozent sein. Das war dieses Jahr nicht der Fall. Kevin de Bruyne hat kurz davor zwei, drei schlimmere Verletzungen gehabt und war vielleicht nicht in Topform. Auch Eden Hazard hatte über ein Jahr immer mal wieder Blessuren. Deswegen war Belgien nicht auf dem Niveau, auf dem Italien war. Und letztendlich haben die Italiener dann auch das Turnier gewonnen.

Die Vorbereitung und der Saisonstart verliefen mit durchwachsenen Testspiel-Ergebnissen und dem schwierigen Spiel inklusive Wechselfehler beim DFB-Pokalduell in Münster holprig. Wo steht ihr, was die Verinnerlichung der neuen Spielidee angeht?

Koen: Jeder neue Trainer braucht Zeit, um seine Ideen einzubringen. Man sieht aber schon ganz deutlich, dass da eine klare Entwicklung passiert, vor allem im Spiel mit dem Ball. Klar, dass es noch ein bisschen Zeit braucht, das alles zu perfektionieren. Ich denke aber, dass wir schon eine sehr gute Basis haben. Auch wenn die Ergebnisse der Testspiele nicht so gut waren, ist es nicht so, dass alles schlecht aussah. Jetzt ist es an uns, auch im letzten Drittel mehr Torchancen zu kreieren.

Zum Ligaauftakt kommt mit dem VfL Bochum ein Aufsteiger. Wie schätzt du den Revierklub von Thomas Reis ein? Wo liegen seine Stärken? Was ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Ligastart?

Koen: Wir müssen vor allem auf uns selbst schauen. Wenn wir das Niveau aus der letzten Saison abrufen – vor allem mit der Aggressivität auch gegen den Ball -, dann werden wir weiterhin für jeden Bundesligisten ein unangenehmer Gegner sein. Das müssen wir auf jeden Fall beibehalten. Mit dem Ball müssen wir als Ausdruck der neuen Spielidee einen Schritt nach vorne machen und im letzten Drittel ein bisschen mehr Durchschlagskraft und Effizienz entwickeln, so dass wir die Dinger dann auch reinmachen. Dann können wir zuhause gegen einen Aufsteiger, auch wenn der auf jeden Fall mit viel Enthusiasmus in die Bundesliga starten möchte, gewinnen.

Wir müssen vor allem auf uns selbst schauen. Wenn wir das Niveau aus der letzten Saison abrufen – vor allem mit der Aggressivität auch gegen den Ball -, dann werden wir weiterhin für jeden Bundesligisten ein unangenehmer Gegner sein.

Wie wichtig ist es, dass ihr heute wieder vor Zuschauern spielen könnt?

Koen: Sehr wichtig! Das ist ein ganz anderes Gefühl auf dem Platz, auch wenn wir uns schon fast ein bisschen an die Geisterspiele gewöhnt hatten. Das hat man auch schon im Pokal oder beim Testspiel in Lyon gesehen, wo auch bereits Zuschauer zugelassen waren. Deswegen spielt man Fußball, das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt. Lasst uns hoffen, dass das so bleibt und dann nach und nach immer mehr Zuschauer reindürfen.

Am 26. August wird es spannend. Dann wartet auf euch in Nyon die Auslosung für die Champions-League-Gruppenphase. Gibt es besondere Lieblingsgegner für dich im Turnier?

Koen: Früher als Kind war es mal ein Traum von mir, irgendwann im Camp Nou in Barcelona zu spielen. Da waren wir mal mit Freunden im Urlaub, als ich acht oder neun war. Als wir das Stadion besucht haben, haben wir gesagt: Es wäre schön, wenn irgendeiner von uns irgendwann mal hier spielen dürfte. Deswegen wäre das vielleicht etwas Besonderes. Da mal zu spielen, das wäre schön. Letztendlich ist jeder Gegner in der Champions League stark und hat es sich verdient. Daher schauen wir einfach entspannt bei der Auslosung zu, wir können es ja ohnehin nicht beeinflussen.

Wo liegen eure sportlichen Ziele in der Saison 2021/2022 in Liga und Königsklasse? Was hast du dir persönlich vorgenommen?

Koen: Persönlich ist es mein Ziel, genauso konstant weiterzuspielen und mich weiterzuentwickeln wie in den letzten Jahren. Ich hoffe, mich in Details weiter zu verbessern und über Jahre hinaus einen gewissen Standard zu erreichen. Einmal eine gute Saison zu spielen, ist einfach. Konstant auf diesem Level zu bleiben, nicht. Dafür arbeite ich hart. Was die Mannschaft mit neuem Trainer angeht, sollte unser Ziel – wenn man die Jahre davor Sechster, Siebter und dann Vierter geworden ist –, wieder das internationale Geschäft sein. Die Champions League ist schwer zu prognostizieren. Wir wollen jedes Spiel genießen, aber natürlich auch das Maximale rausholen und alles dafür tun, Siege einzufahren und hoffentlich auch eine Runde weiterzukommen.

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