Ohne ihre Kapitänin Lara Dickenmann musste die Schweiz im Kampf um das letzte europäische Ticket für die WM 2019 in Frankreich einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen: Im Play-off-Hinspiel bei Europameister Niederlande unterlag die „Nati“ am letzten Freitag mit 0:3. Lange hielt das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg das Geschehen offen, doch zwei späte Treffer von Oranje verschlechterten die Ausgangsposition vor dem heutigen Rückspiel in Schaffhausen (Anstoß um 19 Uhr) erheblich. Es wäre fast ein Wunder, würden Noelle Maritz und Co. – die Abwehrspielerin ist nach dem Ausfall ihrer Teamkollegin die einzige Wölfin in den Play-offs – das Blatt noch einmal wenden. So realistisch ist auch Lara Dickenmann, die das Hinspiel vom Krankenbett aus via Livestream verfolgt hat. Im aktuellen Wölfinnen-Interview spricht die 135-malige Nationalspielerin über die WM-Chancen der Schweiz und blickt schon einmal auf das Top-Duell im Champions-League-Viertelfinale gegen ihren Ex-Klub.
Lara Dickenmann, die erste Frage liegt auf der Hand: Wie geht es dir?
Lara: Ganz gut! Ich habe sogar schon mit der Reha angefangen. Natürlich kann ich noch nicht viel machen, aber es ist besser als nichts.
Der Eingriff liegt ja erst fünf Tage zurück. Was ist denn in der Kürze der Zeit überhaupt schon möglich?
Lara: In erster Linie bekomme ich Behandlungen und Lymphdrainage. So werden beispielsweise die Muskeln rund ums Knie, die das Kreuzband stabilisieren sollen, massiert. Aber ich kann auch schon ein wenig ins Strecken und Beugen gehen. Und dann fehlt mir schließlich auch eine Sehne im linken Oberschenkel, da diese als Kreuzbandplastik dient und ins Knie implantiert wurde.
Kommen wir zum VfL Wolfsburg, genauer gesagt zur Viertelfinal-Auslosung in der UEFA Women’s Champions League. Was sagst du zum frühen Wiedersehen mit deinem Ex-Verein Olympique Lyon?
Lara: Grundsätzlich ist es ja so, dass man Lyon möglichst lange aus dem Weg gehen möchte. Aber auf der anderen Seite: Wenn man die Champions League gewinnen will, kommt man an Olympique Lyon nicht vorbei. Und dass wir jetzt schon im Viertelfinale aufeinandertreffen, muss ja nicht von Nachteil sein. Im diesjährigen Champions-League-Finale waren wir etwas müde und vielleicht schon über den Zenit unserer körperlichen Leistungsfähigkeit hinaus. Das wird im März definitiv anders sein! Das Rückspiel bestreiten wir vor unseren eigenen Fans – und dass man in Lyon gewinnen kann, haben wir vor zwei Jahren bewiesen. Und wenn ich sehe, wie unsere Mannschaft bislang auftritt, sollten wir nicht chancenlos sein.
Für dich werden die beiden Highlight-Spiele gegen den europäischen Rekord-Champion noch zu früh kommen. Das tut doch sicher schon jetzt ein bisschen weh, oder?
Lara: Ein bisschen. Aber ganz ehrlich gesagt, haben sich die Prioritäten gerade ein bisschen verschoben. Ich habe es angenommen, dass ich jetzt für einige Monate aus dem Rennen sein werde und meine Gedanken drehen sich nicht in erster Linie darum, wann ich wieder auf dem Platz stehen kann. Das ist ein langer Prozess – und im nächsten Schritt geht es erst einmal darum, wieder ohne Krücken schmerzfrei gehen zu können. Ich fand, dass es bei kleineren Verletzungen mehr wehgetan hat, wenn man bei einem Spiel nicht dabei sein konnte. Ganz einfach, weil man dann näher dran ist. Und wenn ich ehrlich bin, überwiegt im Moment eher die Freude, wenn ich unserer Mannschaft zuschaue. Das macht richtig Spaß!