Frauen

„Müssen unsere beste Leistung abrufen“

Lena Oberdorf blickt zuversichtlich auf das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt.

Zsanett Jakabfi, Anna Blässe und Lena Goeßling feierten alle sieben Pokalsiege mit den Frauen des VfL Wolfsburg, während auf dem Pokal-Konto von VfL-Kapitänin Alexandra Popp ganze neun Triumphe stehen – Beispiele, denen Lena Oberdorf gerne folgen möchten. In der vergangenen Saison noch mit der SGS Essen im Pokalfinale an den Wolfsburgerinnen knapp gescheitert, möchte die 19-Jährige am kommenden Sonntag, 30. Mai (Anstoß um 16 Uhr/live in der ARD), im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt nach ihrem ersten Vereinstitel greifen. Im Interview im Vorfeld des Spiels spricht die Mittelfeldspielerin unter anderem über die Niederlage mit Essen im vergangenen Jahr, die Favoritenrolle der Wölfinnen und die Qualitäten den Frankfurterinnen.

Lena Oberdorf, vor gut elf Monaten standst du mit der SGS Essen im DFB-Pokalfinale und hast gegen den VfL Wolfsburg im Elfmeterschießen verloren. Welche Erinnerungen hast du an diesen Tag?

Lena Oberdorf: Ich erinnere mich noch gut daran, wie Wolfsburg gefeiert hat und meine damalige Mannschaft und ich sehr traurig waren, dass wir verloren hatten. Für uns war das Pokalfinale damals ein „Big Game“, da wir nie um die Meisterschaft gespielt haben und es für uns schon ein Erfolg war, überhaupt ins Pokalfinale einzuziehen. Es war schön und traurig zugleich, dass wir es fast geschafft hatten.

Im Elfmeterschießen hast du den zweiten Schuss cool in die rechte Ecke geschoben. Friederike Abt hatte zwar die richtige Ecke, aber dein Schuss war einfach gut platziert. Warst du in diesem Moment auch so cool, wie es aussah?

Lena: (lacht) Ich möchte die Illusion aufrechterhalten und sage ja. Spaß beiseite, ich war sehr nervös, da ich eigentlich den ersten Elfmeter schießen wollte, den dann aber Lea Schüller geschossen hat. Lea und ich haben immer gesagt, dass wir beide Typen sind, die nur den ersten treffen können. Eine musste dann den Kürzeren ziehen, das war in dem Fall dann ich. Ich war zwar nervös, wusste aber genau, wo ich hinschießen wollte. Rike wusste das zwar auch, aber drin ist drin.

Mit Blick auf unser Pokalfinale am Sonntag: Würdest du im Elfmeterschießen wieder antreten, wenn es dazu käme?

Lena: Ja. Beim VfL Wolfsburg gibt es aber viele gute Spielerinnen, die wahrscheinlich noch mehr Erfahrung mitbringen und vorweggehen. Wenn ich gefragt werde, sage ich aber definitiv nicht nein.

Wir wissen, dass wir trotz unserer Favoritenrolle Frankfurt nicht unterschätzen dürfen.

Die Rollen sind ähnlich verteilt wie im letzten Jahr: Damals spielte der Erste gegen den Fünften, jetzt trifft der Zweite auf den Sechsten. Der VfL ist also der klare Favorit, oder?

Lena: Ich glaube, der VfL ist im Pokal immer der Favorit, weil er in den letzten Jahren immer an der Spitze gestanden hat. Dieses Jahr ist ein besonderes, weil wir in der Liga noch immer der Zweitplatzierte hinter den Bayern sind. Wir wissen, dass wir trotz unserer Favoritenrolle Frankfurt nicht unterschätzen dürfen. In der letzten Woche hat sich gezeigt, dass das Finale gegen die Eintracht kein Selbstläufer wird und wir unsere beste Leistung abrufen müssen.

Du hast es angesprochen, das Duell gab es erst in der Liga. Nach einer starken ersten Halbzeit hätte es aber noch 3:3 ausgehen können. Welche Lehren zieht ihr aus der zweiten Halbzeit?

Lena: Wir müssen fokussierter bei der Sache bleiben. Wenn man 2:0 führt, dann darf man sich die Führung nicht so leicht aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen also weiter an den Grundlagen arbeiten: defensiv gut stehen und die wichtigen Zweikämpfe gewinnen.

Eintracht Frankfurt ist in der Liga nur Sechster, wo siehst du ihre Qualitäten?

Lena: Frankfurt kann man gar nicht so gut einschätzen, da jedes ihrer Spiele anders ist. Wir wissen aber, dass sie eine sehr gute und schnelle Offensive haben. Auch die Sechser-Position ist gut besetzt. Wenn Virginia Kirchberger zum Wochenende wieder fit sein sollte und spielen kann, dann ist sie eine wichtige Spielerin für die Eintracht, die mit ihrer Erfahrung der Mannschaft zusätzliche Stabilität geben wird.

Es steht das zweite Pokalfinale in deiner Karriere an – beide ohne Zuschauer. Gerade in solchen wichtigen Spielen hätte man doch gerne die Unterstützung von Freunden und Familie. Vermisst du dieses Gefühl oder ist es mittlerweile schon Gewohnheit, dass keine Zuschauer im Stadion sind?

Lena: Ja, das vermisse ich auf jeden Fall. Vor allem wenn man sieht, dass bei den Männern vereinzelt wieder Zuschauer in den Stadien erlaubt sind. Klar ist das schade, dass die Familie nicht dabei sein darf. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir in den nächsten Jahren noch häufiger im Finale stehen.

Du wurdest U17-Europameisterin 2017, der DFB-Pokal wäre also nicht dein erster Titel. Welche Bedeutung hätte er für dich?

Lena: Ein möglicher DFB-Pokalsieg hätte natürlich eine große Bedeutung für mich, da es der erste Titel wäre, den ich mit einem Verein gewinne. Deswegen werde ich alles geben, damit wir den Titel gewinnen.